Literatur aus der Region fährt auf die Buchmesse

Mindestens 50 Bücher schaffen es ins Messeregal

Godern • Schon als Kind hat sie jedes Buch, was sie in die Hände bekam, beim Lesen verschlungen: Gisela Pekrul (74) verlegt in ihrem kleinen Verlag sowohl junge als auch erfahrene Autoren aus der Region. Derzeit packt sie die ­Koffer für die Frankfurter Buchmesse vom 10. bis 14. Oktober.

Mindestens 50 Bücher schaffen es ins Messeregal, davon sind 20 gerade neu herausgekommen, vor allem von Autoren aus der Region Schwerin. Die rüstige Verlegerin Gisela Pekrul hat alle Bücher gelesen – ob das Sachbuch über den Dwang, der kleinen Halbinsel im Ostorfer See von Elke Steinhausen, oder den Schwerin-Krimi „Die Tote im Pfaffenteich“ von Christiane Baumann, was ein Renner werden könnte. Gisela Pekrul hat immer mit den Autoren persönlichen Kontakt, tauscht sich aus und fährt auch mal nach Irland zur Schriftstellerin Gabriele Bertel, um ein Irlandbuch von der ausgewanderten Mecklenburgerin zu verlegen. Wie sie das alles mit 74 Jahren noch stemmt, bleibt fast ein Geheimnis. Aber, da ist die Begeisterung in ihren Augen zu sehen, wenn sie über neue Projekte spricht.
Schon vor vielen Jahren verschlug es Gisela Pekrul nach Schwerin. Nach ihrem Mathematik-Studium in Leipzig fing sie 1968 beim DVZ Schwerin als Problemanalytikerin an. 1974 wechselte sie zum Rat der Stadt und baute in der Wohnungspolitik die EDV auf. Doch neben den Zahlen blieb die Begeisterung fürs Schreiben und Lesen. Sie schrieb beim Rat der Stadt Reden, Konzeptionen, Sachberichte und zum Feierabend las sie einen Roman von Erik Neutzsch oder anderen DDR-Schriftstellern. Mit der Wende wechselte die engagierte Frau und schulte Arbeitssuchende an Computern. Irgendwann kam sie dann mit ihrem Sohn auf eine Idee: Sie wollte einen Verlag gründen, der sich auf die Verbreitung von E-Books spezialisierte. Eine Marktlücke, wie sich schnell herausstellte. Die Aufträge kamen aus ganz Deutschland von Autoren, aber vor allem auch von Behörden für Formulare oder Vorlagen auf CD-Rom in die Verlagsräume in der Voßstraße.
Mit der Rente war für die emsige Verlegerin aber nicht Schluss. Sie zog nach Godern, richtete sich ein Büro ein, wo an den Wänden Plakate mit Zunftzeichen hängen und viele Bücher sorgsam sortiert stehen. Jedes Buch, was bestellt wird, packt sie persönlich ein, bringt es zur Post und macht die Abrechnung. Jetzt sind es gerade die Pakete für die Buchmesse. 80 Buchtitel in Papier und als E-Books schickt sie per Post vor und reist mit dem Zug hinterher. Dabei sind Autoren wie Lutz Dettmann, Brigitte Birnbaum, Ulrich Hinse oder Jürgen Borchardt – damit die Welt etwas zu lesen bekommt.

(hh)