Leben, Liebe, Lügen

Meisterwerk von Oscar Wilde im Mecklenburgischen Staatstheater

Die Frauen Cecily (Hannah Ehrlichmann) und Gwendolin (Ana Yoffe) (v.l.) haben die Lügner Algernon (Robert Höller) und Jack (Flavius Hölzemann) durchschaut
Die Frauen Cecily (Hannah Ehrlichmann) und Gwendolin (Ana Yoffe) (v.l.) haben die Lügner Algernon (Robert Höller) und Jack (Flavius Hölzemann) durchschaut, Foto: Silke Winkler

Schwerin • Ein Name, in den sich zwei Frauen verliebt haben, doch hinter dem sich zwei Männer verstecken – Drama ist da vorprogrammiert. Oscar Wilde‘s Komödie „Bunbury oder von der Notwendigkeit, Ernst zu sein“ vereint Freundschaft, Liebe und Lügen. Mit diesen Zutaten hat er ein wahrhaftiges Schauspiel erschaffen. Dass es seit Ende September nun auch im Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin zu sehen ist, ist ein echter Segen.

Die Basis von Oscar Wildes Werk sind Lügen. Die Freunde Jack und Algernon haben wohl die Größten geschaffen. Beide Männer haben sich Persönlichkeiten ausgedacht, um ihr jeweiliges Leben zu vereinfachen. Bei Jack ist es der imaginäre, rebellische Bruder namens Ernst. Dieser lebt in der Stadt. Aus diesem Grund kann Jack häufiger sein Anwesen auf dem Land verlassen und in die Stadt fahren. In Wahrheit trifft er dort seine Freunde und geht feiern, aber seine Bekannten glauben, er müsse seinen Bruder zurechtweisen.
Algernon hingegen hat angeblich einen kranken Freund, der Bunbury heißt und auf dem Land lebt. Indem er vorgibt, ihn pflegen zu müssen, ist es ihm möglich, seinen Pflichten – und vor allem seiner Familie – aus dem Weg zu gehen.
Doch schon bald droht das Kartenhaus aus Lügen einzustürzen, als die Männer wegen zweier Frauen in einen Konflikt geraten. Jack sowie Algernon haben sich zeitgleich als den Rebellen Ernst ausgegeben, um das Herz ihrer Geliebten zu gewinnen.
Die Liebe zweier Frauen zu dem eigentlich nicht existierenden Ernst, gibt dem Titel des Theaterstücks einen Sinn. Das Stück ist nicht nur für Liebhaber der Komödie ein Genuss, sondern auch für Freunde der gehobenen Sprache. Mit intellektuellen Sprüchen, die häufig Zungenbrechern ähneln, können die Schauspieler ihre Wortgewandtheit unter Beweis stellen und den Figuren Leben einhauchen. Die Darsteller werden mit einer wohlüberlegten Kulisse begleitet. Mit wenigen Handgriffen wird zum Beispiel das Stadthaus von Algernon in das Landhaus von Jack  verwandelt. Das Theater stellt hiermit unter Beweis, dass es für Perfektion nicht immer viel braucht.
Diese Komödie hat das Publikum zum Lachen und Mitfiebern bewegt. In jeder Hinsicht ein beeindruckendes Meisterwerk.

maxpress/Kira Lembcke