Kommentar August 2020: Höflichkeit
hauspost-Redakteurin Janine Pleger
Liebe Leserinnen und Leser,
als eher lockerer Typ, rede ich gerne, wie mir der Schnabel gewachsen ist. So weiß das Gegenüber, was es von mir zu halten hat. Ehrlichkeit ist für mich also ein Grundstein von Höflichkeit. Gleichzeitig lege ich Wert auf die ganz schlichte Etikette, den Every- Day-Knigge sozusagen – und der gilt auch an Tagen, an denen ich nicht gut drauf bin. Das hat nichts mit Täuschung zu tun, sondern lediglich mit Fairness, denn was kann der andere für meine schlechte Laune?
Mein Sohn lernt folglich, Bitte und Danke zu sagen. Er fragt, wenn er sich etwas nehmen möchte und weiß, dass er aus Rücksicht auf unsere Nachbarn nicht stundenlang lauthals im Garten herumbrüllen darf, auch wenn er natürlich nicht mucksmäuschenstill im Sandkasten buddeln soll. Ich glaube, dass Höflichkeit viele Ausdrucksformen hat, und zwar ganz kleine.
Einfache Gesten sind es doch, die uns den Tag versüßen – völlig abseits des früheren Händeschüttelns, ohne das wir ja nun seit einigen Wochen durchaus gut auskommen. Wenn Kassierer und Kunde sich begrüßen, wenn jemand in der Bahn noch für einen Senioren aufsteht, wenn sich am Telefon jemand freundlich meldet und wenn wir einander bei einer Unterhaltung in die Augen sehen, dann freue ich mich.
Letzteres ist übrigens etwas, was sich durch die Corona-Zeit meiner Meinung nach deutlich zum Positiven verändert hat, sicher auch gezwungenermaßen. Schließlich offenbart so eine Maske nur die Augenpartie. Das Schöne ist: Hier lässt sich doch wahre Freundlichkeit erkennen! Reicht ein Lächeln bis zu den Augen, dann ist es echt. Und so ein Lächeln schätzen wir doch alle, oder nicht?
Herzlichst, Ihre Janine Pleger