Kinderversorgung mit Feingefühl und viel Leidenschaft

Steffi Dockweiler vom STOLLE-Kinderteam gibt ihre persönlichen Erfahrungen an andere Familien weiter

V.l.: Die kleine Emma, Orthopädie-Technikerin Dorothée Stüdemann und Physiotherapeutin Steffi Dockweiler
V.l.: Die kleine Emma, Orthopädie-Technikerin Dorothée Stüdemann und Physiotherapeutin Steffi Dockweiler, Fotos: maxpress

Schwerin • Wenn ein Kind schwer erkrankt und mit einer Behinderung leben muss, wird das Leben der Familie meist von heute auf morgen auf den Kopf gestellt. Eine Zeit der Ungewissheit und des Kampfes verbunden mit besonderer Hingabe und Tatkraft, stellt sich ein. Steffi Dockweiler vom STOLLE-Kinderteam ereilte einst selbst so ein Schicksal in ihrer Familie. Heute versucht sie daraus einen Gewinn zu ziehen und gibt ihre Erfahrungen an andere Familien weiter.

Die 42-jährige Physiotherapeutin kennt sich vor allem im Bereich der infantilen Cerebralparese (ICP) aus, also Bewegungsstörungen, die auf frühkindliche Hirnschädigungen gründen. Seit August letzten Jahres verstärkt sie das STOLLE-Team und schätzt dort vor allem die Zusammenarbeit von Orthopädietechnik, Therapeuten, Ärzten, Kitas und Schulen – und dem privaten Umfeld. „In der Physiotherapie geht es hauptsächlich um Grob- und Feinmotorik. Uns ist aber auch wichtig, zu wissen, wie die Kinder leben, wie ihr Alltag aussieht, wie die Situation zu Hause ist“, sagt Steffi Dockweiler. „Ich tausche mich mit den Kitas und Eltern aus und bin oft bei Terminen bei den Therapeuten mit dabei.” Das sei wichtig, um den Entwicklungsstand eines Kindes richtig einzuschätzen und das Kind optimal zu versorgen – ob mit Einlagen, Gehhilfen, Lagerungsorthesen oder Rollstühlen.
STOLLE verfolgt den therapeutischen Ansatz, jeden Weg mitzugehen. Gerade bei Kindern, die mehrere Behinderungen haben, sei es eben oft ein langer Weg, bis diese überhaupt laufen könnten. Mit viel Feingefühl und Know-how nimmt sich das Kinderteam aus Orthopädie- und Reha-Technikern der kleinen Patienten an. Steffi Dockweiler bringt ihr Wissen als Physiotherapeutin und aus der Frühförderung mit ein. Wissen, das ineinander greift. Entsprechend gibt es keinen starren Versorgungsablauf. „Kinder werden anders versorgt als Erwachsene. Die Hintergründe sind von Fall zu Fall verschieden. Deshalb betreuen wir immer individuell.“
Steffi Dockweiler nimmt sich viel Zeit, hört zu, fühlt mit. „Bei meiner Tochter wurde nach sechs Monaten ein Hirntumor festgestellt. Ich hab’ wirklich alle Phasen durch und weiß, wie schwer es auch mit den ganzen Anträgen ist. Das ist alles sehr kräftezehrend.“ Erzählt ihr eine Mutter, dass das Kind bald zur Kur geht, setzt das ­STOLLE-Team alles daran, eine Orthese bis dahin fertig zu bekommen.
Die Physiotherapeutin leistet darüber hinaus auf Elternabenden Präventionsarbeit und lenkt den Fokus darauf, wie wichtig die motorische Entwicklung ist. Auch bei gesunden Kindern wird deshalb der Bewegungsablauf genau unter die Lupe genommen – durch eine Untersuchung im dynamischen Zustand in Form einer Bewegungsanalyse. So können die Experten Defizite frühzeitig erkennen und zielgerichtete Verbesserungen ermöglichen.
Auch privat ist das Thema Bewegung für Steffi Dockweiler immer präsent. Sie selbst war einst Leistungssportlerin im 400-Meter-Hürdenlauf und trainiert heute die Athleten des SG 03 Ludwigslust/Grabow e.V. Mit ihrem Mann, zwei Kindern und einem Hund lebt sie in der Prignitz und genießt dort an freien Tagen vor allem die Natur.

maxpress/ml

Steffi Dockweiler ist, wenn sie durch die Stadt fährt, gut an ihrem bunt beklebten Auto zu erkennen
Steffi Dockweiler ist, wenn sie durch die Stadt fährt, gut an ihrem bunt beklebten Auto zu erkennen