Kinder frühzeitig behandeln!
Allergie- und Asthmabund rechnet mit "Allergie-Tsunami"
Es beginnt meist harmlos mit Schnupfen, tränenden Augen und Niesattacken: Allergien und Asthma gehören zu den häufigsten Erkrankungen von Kindern in Deutschland. Viele Eltern warten in dieser Situation erst einmal ab. Keine gute Strategie, sagen europäische Experten, die zwischen 17. und 21. Juni auf dem EAACI-Kongress in Helsinki tagen.
"Der Kongress setzt wichtige Impulse dafür, dass Allergien behandelt werden. Das ist auch dringend nötig, denn viele, selbst Betroffene und Ärzte, bagatellisieren das Problem", berichtet Elke Alsdorf vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB), "Manche Eltern hoffen darauf, dass die Symptome von selbst wieder verschwinden." Tatsächlich ist meist das Gegenteil der Fall: Die Allergie wird immer schlimmer. Damit drohen weitere gesundheitliche Einschränkungen.
Frühe Behandlung verhindert Folgeerkrankungen
"Die häufigste Erscheinungsform von Allergien sind Erkrankungen der Atemwege - allen voran das allergische Asthma", erläutert Alsdorf. Allergien sind sogar der häufigste Auslöser der anfallsweise auftretenden Atemnot. Allein eine ursächliche Behandlung kann diese Negativ-Entwicklung verhindern. Möglich ist das durch die so genannte spezifische Immuntherapie oder Hyposensibilisierung. Sie steht mittlerweile zur Behandlung von vielen Stoffen, die Allergien auslösen, zur Verfügung, darunter z.B. Baum- und Gräserpollen, Hausstaubmilben oder Tierhaare.
Bei der Wahl der richtigen Therapie sind Effektivität und bewiesene Wirksamkeit besonders wichtig. Wirksame Mittel für eine Hyposensibilisierung gibt es längst nicht mehr nur in Form von Spritzen. Tabletten und Tropfen sind für viele Allergiker mittlerweile eine praktische und effektive Alternative. Nicht nur Kindern, die Angst vor Spritzen haben, kann damit geholfen werden, die Allergie langfristig in den Griff zu bekommen.
Allergien - ein wachsendes Problem
Doch obwohl Diagnose und Behandlung sich deutlich vereinfacht haben, sehen viele Allergiker in der Dauer der Therapie noch eine große Hürde. Diese wächst, je weiter die Allergie voranschreitet. Eltern sollten sich also bei ersten Allergiesymptomen ihrer Kinder an einen allergologisch erfahrenen Arzt wenden, um eine frühe Diagnose zu ermöglichen. Mit einem einfachen Allergietest können auslösende Allergene identifiziert und dann eine Allergie gezielt behandelt werden. "Einer Verschlechterung des Leidens sollte so früh wie möglich entgegengewirkt werden", sagt auch Alsdorf vom DAAB.
Leiden bereits die Eltern unter Allergien, haben Kinder ein erhöhtes Erkrankungsrisiko. Liegt die Sensibilisierungsquote von Kindern nicht-allergischer Eltern bei 5 bis 15 Prozent, steigt sie bereits bei nur einem allergischen Elternteil auf 40 Prozent - und verdoppelt sich, wenn beide Eltern Allergiker sind. Das Problem erhöht sich also von Generation zu Generation, wenn nicht gegengesteuert wird. "Wir rechnen inzwischen nicht allein mit einer Allergie-Welle, sondern einem Tsunami, der dann zu einem Asthma-Tsunami wird. Das legen auch neueste Daten des Robert Koch-Instituts nahe", so Alsdorf.
Die Hyposensibilisierung ist die einzige Therapie, welche die Ursache der Allergie bekämpft. Sie kann eine langfristige Abschwächung oder ein völliges Verschwinden der Beschwerden bewirken. Bei konsequenter Durchführung stellen sehr viele Patienten bereits nach einigen Monaten eine deutliche Verbesserung ihrer allergischen Reaktion fest. Außerdem kann je nach eingesetztem Präparat das Risiko von Neusensibilisierungen und Asthma reduziert werden. Die Hyposensibilisierung ist auch die Behandlungsoption, die von der WHO bei Allergien empfohlen wird. "Denn abwarten und hoffen, dass sich die Beschwerden von selbst bessern - das ist bei Kindern mit Allergien keine gute Strategie", so Alsdorf. Wie das Gesundheitssystem dem wachsenden Problem Herr werden kann - damit beschäftigt sich zwischen 17. und 21. Juni der europäische EAACI-Kongress.