Katzenkuscheln für die Seele

In Zeiten der Einsamkeit spielen Vierbeiner eine besondere Rolle

Gerade in Zeiten der Corona-Krise sehnen sich Menschen nach Nähe, Geborgenheit und Vertrautheit. Durch die Schutzmaßnahmen der Regierung wurde für viele Tierhalter der gewohnte Alltag durcheinandergewirbelt
Tiere sorgen in Krisen für Wärme und Nähe, Foto: maxpress

Schwerin • Gerade in Zeiten der Corona-Krise sehnen sich Menschen nach Nähe, Geborgenheit und Vertrautheit. Durch die Schutzmaßnahmen der Regierung wurde für viele Tierhalter der gewohnte Alltag durcheinandergewirbelt. Gassi gehen mit befreundeten Hundehaltern, Treffen auf der Hundewiese, all das war nicht möglich. Das Schöne: der Kontakt zu Hund oder Katze tröstet über die Kontaktsperre ein wenig hinweg.

Tiere sorgen für Nähe und sind für einige Menschen ein Kinderersatz. Besonders für ältere Mitbürger sind die tierischen Weg- gefährten Helfer in der Einsamkeit des Alltags oder während der verordneten Kontaktsperre. Wo Telefonate, Videochats oder andere technische Möglichkeiten den Wunsch nach körperlicher Nähe nicht ersetzen können, spenden Haustiere in dieser Situation Trost. Herrchen und Frauchen müssen sich kümmern, die Katze striegeln oder den Hund Gassi führen. Auch mit dem Tier zu reden kann gegen das Gefühl von Einsamkeit helfen.

Ärzte sehen seit dem Beginn der Corona-Krise ein zunehmendes psychisches Problem. Die Einsamkeit durch die Kontaktverbote ist für viele Senioren schlimmer als die Krankheit selbst, sagen Gesundheitsexperten. Schon vor der Corona-Pandemie haben Menschen, die in der Altenpflege tätig sind, den therapeutischen Zusammenhang zwischen Haustier und Wohlbefinden bei älteren Menschen erkannt. So bringt eine Schweriner Tagespflegeeinrichtung Senioren und Hunde regelmäßig bewusst zusammen, um den älteren Damen und Herren Nähe zu ermöglichen. Die Tiere sind dabei unvoreingenommen, spielen und kuscheln mit den Bewohnern, die sie vorher noch nicht kannten. „Tiergestützte Therapie” heißt die Anwendung, die bei den Senioren gut ankommt und einen Moment Freude in den oft gleichförmigen Alltag bringt.

Aber auch für jüngere Menschen kann der Kontakt und die regelmäßige Beziehung zu Haustieren erfüllend sein. Für ein Tier verantwortlich zu sein, sich regelmäßig mit ihm zu beschäftigen und es füttern, stärkt die Persönlichkeit. Auch für die Entwicklung des Selbstbewusstseins kann das Haustier ein Gewinn sein. Tiere kennen keine Vorurteile, wie Gleichaltrige sonst untereinander. Dem Kaninchen ist es egal, ob sein „Herrchen” eine Zahnspange trägt, ein paar Kilos zu viel auf die Waage bringt oder nicht die neuesten Klamotten besitzt.

Steffen Holz