Jedes Jahr werden neue Lärchen gepflanzt

Viele Schweriner haben Patenschaften für die Bäume

Friedrichsthal • Mit Gießkanne, Spaten und einer jungen Lärche trafen sich Anwohner, Nachbarn und Freunde der Lärchenallee Mitte September zum traditionellen Baumpflanzen. Im 25. Jubiläumsjahr setzten die Friedrichsthaler die 35. Lärche in eine Alleelücke.

Lärchen stehen nicht unter Naturschutz und sind auch keine „besonderen“ Bäume, heißt es. Das sehen die Friedrichsthaler allerdings ganz anders. Sie wollen die älteste Lärchenallee in Europa erhalten und versuchen die Bäume zu schützen. „Vor 25 Jahren ist hier ein Mann unterwegs gewesen, der im Sommer mit dem Fahrrad und zwei Eimern hin und her fuhr zwischen Allee und Neumühler See, um die Lärchen mit Wasser zu versorgen. Da kam uns die Idee, diese Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen“, sagt Altfriedrichsthaler Udo Brincker. Er schreibt derzeit an einem Buch über den Ortsteil Friedrichsthal. Jedes Frühjahr oder im Herbst ist er dabei, wenn eine Lärche in die Erde gepflanzt wird.
Schon seit 1993 treffen sich die Friedrichs-
thaler, um eine Lärche zu pflanzen. Manchmal sogar zwei Mal im Jahr. Für jeden neuen Nadelbaum wird ein Sponsor gesucht und ein Pate bestimmt. Die Paten übernehmen die Hege und Pflege für die kleinen Schützlinge. 2018 haben Heidrun und Eckhard Groth für drei Jahre die Bewässerungsaufgabe übernommen. Sie wohnen gleich gegenüber und haben sich sofort bereit erklärt. „Das kann in einem Sommer wie diesem schnell mal einhundert Einsätze bedeuten“, sagt Baumexperte Reinhart Tannerberger. Die neue kleine Lärche aus der Baumschule Ludwig wurde unter dem geschulten Auge des Gärtners gesetzt. Mit dabei auch Christa und Hans-Otto Schmudlach, die nicht zum ersten Mal die Anschaffungskosten für einen Alleebaum in Friedrichsthal übernommen haben. Dazu servierte der ehemalige Uhle-Chef Hans-Ulrich Tanneberger selbstetteketierten Lärchensekt für alle Gäste.   
Ortsbeiratsvorsitzende Sibylle Gerner lobte das bürgerliche Engagement. „Wir werden auch weiterhin um unsere Lärchenallee kämpfen“, versprach sie.  Bereits 2001 übernahm der Ortsbeirat Friedrichsthal vom BUND die Alleenpartnerschaft für die schützenswerte Lärchenallee.

Seltene Allee

Die europäische ­Lärche macht in MV etwa 3,5 Prozent des Alleenbestandes aus. Als Herzwurzler hat sie ihre Urheimat in den Sudeten, Karpaten und Alpen. Sie kann bis zu 600 Jahre alt und 40 Meter hoch werden. Als Alleebaum an der Straße erreicht die Lärche diese Höhe allerdings nicht. Artgenossen im Wald haben da bessere Chancen. Im Friedrich­sthaler Forst sind tatsächlich wesentlich ältere und größere Lärchen zu finden. Nur wenige 100 Meter entfernt von der Lärchenallee stehen sie hinterm Jagdschloss am Neumühler See. Eine Lärchenallee gleichen Alters ist noch in Boitzenburg im Naturpark Uckermärkische Seen zu bewundern. Friedrich Wilhelm Graf von Arnim-Boitzenburg ließ ebenfalls 1798 die Bäume setzen. Insgesamt 1.171 Lärchen säumten dort nach getaner Arbeit einseitig den Weg, wovon heute nur noch 400 Bäume existieren. Allerdings ist die Friedrichsthaler Lärchenallee in ihrer zusammenhängenden Art der Pflanzung wesentlich imposanter und europaweit einmalig.

Text: Holger Hermann
Fotos: maxpress

BU 1: So romantisch und ruhig erleben Spaziergänger die Lärchenallee nur an den Wochenenden

BU 2: Die 35. Lärche wurde mitte September von Paten, Spendern und Anwohnern gesetzt. So erhalten die Friedrichsthaler ihre fast 220 Jahre alte Lärchenallee