Investor spaltet Stadtvertretung

Technologie-Gruppe zeigt Interesse an Industriebrache

Schwerin • Viele Jahre lang liegt das ehemalige Gelände der Straßenmeisterei Schwerin an der Güstrower Straße brach. Dabei ist das Grundstück, das sich im Besitz des Landes befindet und direkt am Ufer des Ziegelaußensees liegt, optimal für ein maritimes Baukonzept geeignet. Das dachte sich auch die Landeshauptstadt Schwerin und arbeitet seit Jahren an Ideen für eine Bebauung mit Marina und Wassertankstelle für den Standort. Selbst die Landesgrunderwerb Mecklenburg-Vorpommern GmbH (LGE) hatte bereits Interesse an einer entsprechenden Wohnbebauung bekundet. Dafür war die Stadt sogar in Kaufverhandlungen mit dem Land, als kürzlich ein international agierender Investor auf die Fläche aufmerksam wurde.
Die Goeke Technology Group hat sich auf Technologien im Bereich der Automatisierung von Produktionsverfahren spezialisiert. Für den Standort an der Güstrower Straße plant die weltweit agierende Unternehmensgruppe nun ein Forschungszentrum. Das würde in der Landeshauptstadt 40 Arbeitsplätze schaffen. Zusätzlich will der Investor aber an der Wasserkante Wohnungen „mit Seeblick” für seine Mitarbeiter bauen.
Die Ansiedlungsexperten der Firma Invest in MV sehen, ebenso wie das Finanz- und das Wirtschaftsministerium, große Vorteile in der Ansiedelung des Technologiekonzerns. Denn das Unternehmen stellte ebenfalls den Bau einer Produktionsstätte im Industriepark in Aussicht, was weitere 60 Arbeitsplätze schaffen könnte. Seitens des Landes wurde dem Investor deshalb Unterstützung signalisiert. Dem schloss sich auch Oberbürgermeister Dr. Rico Badenschier an – das Gelände gehört zwar dem Land, die Stadtverwaltung muss dem Investor allerdings das Baurecht erteilen.
In der Sitzung der Stadtvertretung am 29. Januar gab es angesichts dieser neuen Pläne für eines der Filetstücke auf dem Schweriner Grundstücksmarkt jedoch viel Empörung. In den kommenden Wochen wird das Thema intensiv in den Ausschüssen behandelt.

hauspost/nr


Wie stehen Sie zu den Ansiedlungsplänen der Goeke Technology Group?

Sebastian Ehlers:  Fraktionsvorsitzender CDU
Wir begrüßen die Pläne zur Ansiedlung eines Wirtschaftsunternehmens am Ziegelaußensee. Dank der Unterstützung von Land und Invest MV haben wir die Chance, ein Technologieunternehmen mit 40 Arbeitsplätzen anzusiedeln. Wir wollen, dass gut ausgebildete junge Menschen in Schwerin eine Perspektive haben. Potentiellen Investoren müssen wir deshalb den roten Teppich ausrollen und sie nicht öffentlich durch den Kakao ziehen, wie es die Fraktion Unabhängige Bürger tut.

Henning Foerster: Fraktionsvorsitzender DIE LINKE
Gern rollen wir Investoren den roten Teppich aus. Beim von der Goeke Technology Group favorisierten Gelände  gilt es jedoch, das Für und Wieder genau abzuwägen. Neben der Idee einer Denkfabrik für Ingenieure, die Wohnen und Arbeiten am Wasser vereint, gibt es auch ein alternatives, maritimes  Nutzungskonzept inklusive Wassertankstelle von einem Schweriner Unternehmen. Daher haben wir uns für eine ordnungsgemäße Befassung der Fachausschüsse stark gemacht.

Christian Masch: Fraktionsvorsitzender SPD
Die Stadtpolitik sollte für Unternehmensansiedlungen offen sein. Attraktive Arbeitsplätze kann Schwerin gebrauchen. Mit der Goeke Group konnte ein interessanter Investor aus dem Bereich der Automatisierungstechnologie geworben werden, der in einem ersten Schritt 40 Arbeitsplätze schaffen will. Das Risiko ist gering, weil die Stadt weder das Grundstück noch Geld bereitstellen muss. Der einzige Beitrag wäre, das notwendige Baurecht zu schaffen.

Silvio Horn: Fraktionsvorsitzender Unabhängige Bürger
Wir wollen, dass Schwerin wächst und sich als Wirtschaftsstandort etabliert. Daher stehen wir grundsätzlich jedem Investor positiv gegenüber. Im konkreten Fall steht diese „plötzliche“ Ansiedlung aber in Konkurrenz zu der Idee, dort ein maritimes Dienstleistungszentrum zu errichten. Das brauchen wir als Stadt des Tourismus und des Wassersports dringend. Man darf daher keinen Schnellschuss hinlegen, sondern muss gründlich abwägen, welches Vorhaben wichtiger ist.

Cornelia Nagel: Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/DIE GRÜNEN
Der Investor beabsichtigt, 40 wissensbasierte Ingenieursarbeitsplätze in einem Technologiezentrum auf der landeseigenen Fläche zu schaffen. Dazu sollen Mietwohnungen entstehen, um Wohnen und Arbeiten familienfreundlich zu verbinden. Kommen wie geplant noch weitere Ansiedlungen im Industriepark mit 60 bis 80 qualifizierten Dauerarbeitsplätzen hinzu, ist es ein Gewinn für die Landeshauptstadt. Dieses Vorhaben wird durch unsere Fraktion unterstützt.