Helios: Seltene Krankheit wird oft übersehen

Wenige Fälle von Krankheiten bedeuten oft eine lange Suche

Schwerin • Seltene Erkrankungen – ein Paradoxon für Mediziner und Patienten. Auf der einen Seite sind die geringen Zahlen ein gutes Zeichen, andererseits haben Ärzte dadurch weniger Erfahrungen in der Behandlung. Zum Tag der seltenen Krankheiten am 28. Februar sprach die hauspost mit Prof. Dr. Frank Block, Chefarzt der Klinik für Neurologie, über Clusterkopfschmerzen:

hauspost: Wie viele Menschen sind von Clusterkopfschmerzen betroffen?
Prof. Dr. Frank Block: In Deutschland gibt es geschätzt 240.000 Betroffene. Das sind rund 0,2 Prozent der Bevölkerung. Allerdings wird die Diagnose aus Unkenntnis oft nicht gestellt, da das Krankheitsbild kaum bekannt ist. Die Dunkelziffer könnte also höher liegen.

hauspost: Was unterscheidet Clusterkopfschmerzen von normalen Kopfschmerzen oder Migräne?
Prof. Dr. Frank Block: Clusterkopfschmerzen sind einseitige, starke Schmerzattacken, die periodisch auftreten. Betroffene haben manchmal monate- oder sogar jahrelang Ruhe. Die Attacken können bis zu zwei Stunden dauern und werden oft als unerträglich empfunden. Meistens treten die Schmerzen rund ums Auge auf, sehr selten an den Schläfen. Zusätzlich kommt es zum Tränen und zur Rötung der Augen, zur Verstopfung der Nase, vermehrtem Schwitzen im Gesicht oder körperlicher Unruhe mit Bewegungsdrang. In vielen Fällen kommen auch psychische Folgen wie Depressionen dazu.

hauspost: Welche Ursachen gibt es?
Prof. Dr. Frank Block: Was wir wissen ist, dass bestimmte schmerzleitende Nervenbahnen fehlerhaft stimuliert werden. Vieles spricht für eine Störung im Hypothalamus, aber was diese verursacht, ist noch unbekannt. Genetische Ursachen könnten ebenfalls ein Grund sein, da es gewisse Häufungen bei familiärer Betroffenheit gibt.

hauspost: Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Prof. Dr. Frank Block: Bei fast allen Patienten bringt reiner Sauerstoff eine akute Linderung der Schmerzen, zudem gibt es spezifische Medikamente zur Behandlung der einzelnen Attacken und Medikamente zur Prophylaxe. Gewöhnliche Hausmittel wie Abdunklung des Raumes oder ein kühler Lappen auf der Stirn oder rezeptfreie Schmerzmittel haben dagegen keine Wirkung. Die Krankheit sollte auf jeden Fall von einem Neurologen medikamentös begleitet werden.

Helios/Patrick Hoppe