Hede träumt von einer Walz um die Welt

Tischlerin mit Perspektiven

Schwerin • Japanische Handwerkskunst und schwedisches Design faszinieren Hede Weit. Sie hat schon immer gern mit den Händen gearbeitet. Deshalb macht sie eine Ausbildung zur Bautischlerin bei der Schelfbauhütte, einem ökologisch orientierten Baubetrieb. „Ich finde es hier super“, sagt die 20-Jährige. Weil ihr das Handwerk allein aber zu wenig ist, studiert sie parallel Handwerksmanagement an der Fachhochschule des Mittelstandes (FHM) in Schwerin. Ihr Traum ist es, eines Tages Handwerker in anderen Ländern zu besuchen und deren Handwerkskunst kennenzulernen. Wie die ihres Verwandten, der in Schweden nach alter Wikingerart Spanschachteln fertigt. 

Für die Ausbildungskombination ist sie aber erst einmal nach Mecklenburg-Vorpommern zurückgekommen. Vorher war die gebürtige Greifswalderin auf einem Internat in Sachsen-Anhalt und machte ihr Abitur. Währenddessen lernte sie dort Handwerker kennen, die auf der Walz nahe des Internats Halt gemacht hatten. Handwerker auf Wanderschaft sein – das gefiel Hede, das wollte sie auch.

„Also ging ich erst einmal zurück in den Norden, in eine neue Stadt“, sagt sie. Die Schelfbauhütte überzeugte sie – Schwerin sowieso. „Viele verstanden nicht, warum ich nicht an einer Uni studieren ging. Ich wollte nicht mehr nur mit dem Kopf, sondern auch mit den Händen arbeiten“, erzählt Hede. Und wie ist das Ausbildungs- und Studentenleben so in Schwerin? Die Ausbildung sei super, aber auch wenn Schwerin sonst wirklich viel zu bieten habe, das Studentenleben, so wie sie es aus der Uni-Stadt Greifswald kenne, fehle ihr. Also drehe sich ihr Leben momentan hauptsächlich um ihre Ausbildung. „Das Tischlern bereichert mich. Der Betrieb ist unglaublich vielfältig“, so Hede. „Ich sammle hier jede Menge Praxis-Erfahrung. Wie ein Haus gebaut oder saniert wird – von den ersten Plänen bis zur Fertigstellung. Und wie die einzelnen Gewerke ineinandergreifen.“ So konnte Hede schon Malern, Trockenbauern und Zimmerern über die Schultern schauen. 

Inzwischen liegt das erste Lehrjahr hinter ihr. Ist Tischlern ein typischer Männerberuf? „Ein bisschen“, sagt sie. „Man muss körperlich schon einiges aushalten. Aber in der Berufsschulklasse gibt es auch zwei andere Mädchen.“ Als Bautischler muss Hede Lasten tragen. Was ihr gleich zu Beginn eine Sehnenscheidenentzündung einbrachte. Außerdem ist sie jedem Wetter ausgesetzt – Sonne, Regen, Hitze, Kälte. „Und ich habe viel mit Chemikalien zu tun“, so die Schwerinerin. „Aber Tischlern macht mich glücklich.“

Vor allem das traditionelle Handwerk fasziniert sie, auch wenn Hede sich im ersten Lehrjahr erst mit den Grundlagen vertraut machen musste. Das bedeutet auch mehrere Tage hintereinander zu Schleifen. Aber sie durfte auch schon beim Bau eines Schranks für die Werkstatt mit Hand anlegen. „Die Ausbildung ist toll. Ich hoffe, dass ich übernommen werde“, sagt Hede Weit. „Ich habe noch so viel zu lernen. Aber langfristig zieht es mich auf die Walz in die Welt hinaus, zu anderen Handwerkern. Ich möchte sehen, ob die japanischen Handwerker wirklich Pinsel statt Bleistifte und ihre eigenen Hände statt einer Werkbank verwenden.“

jf