Hauspost-Kommentar März 2019: Schwerins „Schandflecken”

Nele Reiber, Redakteurin

Liebe Leserinnen und Leser,


wenn meine Verwandten und Freunde das erste Mal in Schwerin zu Besuch sind, dann zeige ich ihnen gerne meine schöne Heimat. Dabei sind es selten die Neubauten und architektonischen Meisterwerke der vergangenen Jahre, die das meiste Lob ernten. Es sind vor allem die authentische erhaltene und sanierte Altstadt, das Residenzensemble, eben das historische Schwerin, die mich stolz machen, ein Teil dieser Stadt zu sein. Deshalb ist es gut zu wissen, dass sich die Stadt bemüht, dieser Historie und Authentizität gerecht zu bleiben. Sie überlässt Gebäude, die seit jeher zu Schwerin gehören, nicht (oder vielleicht nur selten) den Plänen von Investoren, die den alten Geist, der in diesen Objekten steckt, nicht zu schätzen wissen. Ich sehe es genauso, wie der Architekt Ulrich Bunnemann von den Schelfbauhütten: Natürlich ist es einfacher und günstiger, abzureißen und neu zu bauen. Doch wäre so mit allen Gebäuden in der Stadt verfahren worden, wäre Schwerin dann heute noch Schwerin? Deshalb ist es aus meiner Sicht auch in Ordnung, wenn Gebäude eine Weile leer stehen und vor sich hin schlummern. Viele sehen sie dann als „Schandflecken” an. Doch eigentlich warten sie nur auf den Richtigen, der erkennt, was in ihnen steckt und der es sich zur Aufgabe macht, genau wieder das ans Tageslicht zu befördern. Wir brauchen mehr Veranstaltungen, wie das Immobilienforum. Bei einer Tour mit dem Doppeldeckerbus durch Schwerin hat sich schließlich schon der eine oder andere Investor für eines von Schwerins schlummernden Potenzialen entschieden.

Herzlichst, Ihre
Nele Reiber