Genossenschaften als Welterbe von Schwerin

Unternehmen sind Teil einer ganzen Bewegung

Schwerin • Es ist ein großer Traum Schwerins, auf die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen zu werden. Doch ein wahres Welterbe gibt es in der Landeshauptstadt bereits – wie auch überall in Deutschland, Europa und der Welt. Es sind die Genossenschaften.

Am 30. November 2016 entschied sich der zwischenstaatliche Ausschuss der UNESCO, während seiner 11. Sitzung in Addis Abeba, für eine Aufnahme der Genossenschaftsidee in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Somit kann Schwerin richtig stolz darauf sein, dass solche Genossenschaften wie die SWG oder die VR-Bank in der Stadt seit vielen Jahren tätig sind – ein Welterbe eben.

Alles begann vor genau 171 Jahren. 1847 rief Friedrich Wilhelm Raiffeisen in Weyerbusch den ersten Hilfsverein zur Unterstützung der notleidenden ländlichen Bevölkerung ins Leben. 1862 gründete er den „Heddesdorfer Darlehnskassenverein“, der heute als erste Genossenschaft im Raiffeisen’schen Sinne gilt. Zur selben Zeit gründeten Bürger in Eilenburg den „Darlehnskassenverein“. Dieser gilt als erste Kreditgenossenschaft Deutschlands und kann als Vorläufer der heutigen Volksbanken angesehen werden.

1867 erließ Preußen ein erstes Genossenschaftsgesetz. Schon sehr bald gründeten sich in Deutschland die ersten Wohnungsbaugenossenschaften. Zugleich schuf die Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetzgebung von 1889 weitere Voraussetzungen für den Erfolg der Baugenossenschaften, weil sie mit der Vergabe von langfristigen und zinsgünstigen Krediten der Versicherungsanstalten an die gemeinnützige Wohnungswirtschaft einherging. Von da an begannen sich Baugenossenschaften in ganz Deutschland zu entwickeln. Heute sind es bundesweit knapp über 2.000.

Seit knapp 170 Jahren existiert die Genossenschaftsbewegung. Sie hat erfolgreich zwei Weltkriege und den Sozialismus in der DDR überdauert und erwies ihre außerordentliche Effizienz. Selbsthilfe und Selbstverantwortung, Demokratie, Gleichheit, Solidarität sowie Ehrlichkeit, Offenheit, Sozialverantwortlichkeit und Interesse an anderen Menschen – all das sind die Grundlagen, worauf die Genossenschaften bis heute noch bauen. Kein Wunder, dass sie nun in das Immaterielle-UNESCO-Welterbe gehören–als eine Idee, die die Menscheit beflügelt.