Gefahr für Fledermäuse durch Offshore-Windenergieanlagen
Erste Ergebnisse zum Fledermauszug über dem Meer liegen vor
Studien weisen darauf hin, dass durch Kollisionen an Windenergieanlagen an Land im Schnitt mehr als zehn Fledermäuse pro Jahr und Anlage sterben. Es ist deshalb davon auszugehen, dass auch Offshore-Windparks, die oft aus bis zu 80 einzelnen Anlagen bestehen, ein hohes Gefährdungsrisiko für Fledermäuse bergen. Das wird zurzeit in einem durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) initiierten Forschungsprojekt zu den Auswirkungen von Offshore-Windparks auf den Fledermauszug über dem Meer durch den NABU Mecklenburg-Vorpommern untersucht. Ziel des Projektes ist es, Grundlagen für die Entwicklung geeigneter Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung von Kollisionen von Fledermäusen mit Offshore-Windenergieanlagen zu schaffen. „Dass Fledermäuse auf ihren Wanderungen zwischen den Sommer- und Winterlebensräumen auch die deutschen Meere queren, ist vor allem aus Zufallsbeobachtungen und aus ehrenamtlich durchgeführten Pilotstudien bekannt. In welchem Ausmaß der Fledermauszug über der Nord- und Ostsee auftritt und ob Zugkorridore bestehen, weiß man jedoch nicht“, sagt die Projektleiterin Antje Seebens-Hoyer vom NABU Mecklenburg-Vorpommern. „Die Kenntnis der räumlichen und zeitlichen Verteilung von Fledermäusen über den Meeren ist insbesondere vor dem Hintergrund des Ausbaus der Offshore-Windenergie von hoher Bedeutung für den Fledermausschutz“, so Seebens-Hoyer.
Die ersten Untersuchungsergebnisse liegen nun vor und lassen erste vielversprechende Schlüsse auf die zeitliche und räumliche Verteilung wandernder Fledermäuse über dem Meer zu: „An nahezu allen Offshore-Standorten wurden Fledermäuse während der Wanderungszeiten im Frühjahr und Spätsommer nachgewiesen. Insbesondere waren über der Ostsee in der Kadetrinne nördlich von Rostock und am Arkonabecken sowie über der Nordsee auf Helgoland sehr hohe Aktivitäten zu verzeichnen, mit denen zu Beginn des Projektes nicht zu rechnen war“, berichtet Biologin Antje Seebens-Hoyer. Dies bestätigt, dass die Fledermäuse regelmäßig während der Zugzeiten über Nord- und Ostsee ziehen. „Angesichts des hohen Kollisionsrisikos von Fledermäusen an Windenergieanlagen an Land ist dieses Ergebnis im Hinblick auf den weiteren Ausbau der Offshore-Windenergie besorgniserregend.“
Die Daten hat das Forscherteam um Antje Seebens-Hoyer mit Hilfe akustischer Langzeiterfassungen auf See von Schifffahrtszeichen, Forschungsplattformen, Leuchttürmen aus und auf der Hochseeinsel Helgoland erhoben. Pionierarbeit, denn auf Offshore-Bedingungen zugeschnittene Systeme gibt es nicht. Die Ultraschallrufe, mit denen sich Fledermäuse orientieren, werden dabei automatisch aufgezeichnet und lassen Rückschlüsse auf Fledermausart und die Zugaktivität zu. Da die Erfassungsgeräte nur einen sehr geringen Teil der Meeresfläche abbilden, kann davon ausgegangen werden, dass die Aktivität von Fledermäusen über dem Meer noch deutlich größer ist, als die ersten Ergebnisse erkennen lassen.
Die Erfassungen und die Auswertung der Daten werden in diesem Jahr fortgeführt, um das Ausmaß und die Art des Zuges sowie das Konfliktpotential von Offshore-Windenergieanlagen für Fledermäuse noch besser abschätzen zu können. Bis zum Ende der Laufzeit des Projektes in 2019 wird darüber hinaus auch die Herkunft der Fledermäuse untersucht und geprüft, inwieweit an Land etablierte Methoden zur Bewertung des Fledermauszuges und dortige Maßnahmen zum Schutz der Tiere vor Kollisionen mit Windenergieanlagen in den Offshore-Bereich übertragbar sind.
Das Projekt wird durch die Abteilung „Meeresnaturschutz“ des Bundesamtes für Naturschutz fachlich betreut und zudem vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert.