Entdeckungstour auf dem Ostorfer See

hauspost-Redakteurinnen auf großer Paddeltour

Schwerin • An heißen Tagen eine Abkühlung finden und in der Sonne entspannen – Möglichkeiten gibt es dafür in Schwerin viele. Wer aktiv sein will, trotzdem die Ruhe genießen und die Vielfalt der Natur entdecken will, dem empfehlen die hauspost-Redakteurinnen Marie-Luisa Lembcke und Nele Reiber den Ostorfer See. Während einer Tour im gelben Kanu kamen sie vorbei an wilden Biotopen, blühenden Teppichen aus Seerosen und auch die Folgen des vergangenen Herbststurm waren an den Ufern deutlich zu erkennen. Doch genau hier lassen sich Fischreiher, Kanadagänse und Co. wunderbar beobachten. Kleiner Tipp: Leise paddeln! An lichten Stellen und Badewiesen summte und brummte es. Und von der Mitte des Sees aus eröffnet sich ein herrlicher Blick auf die Silhouette der Stadt – dort der Dom, da- drüben die goldene Kuppel des Schlosses.
Zwischen dem vielen Schilf am nordwestlichen Teil des Unteren Ostorfer Sees führt ein kleiner Kanal unter die Rogahner Straße zum Oberen Ostorfer See. An dieser Stelle wäre dann Tragen angesagt. Nach einem Pläuschchen mit Bootshausbesitzern und Badestellenbetreibern lassen sich weitere interessante Dinge über den See und seine Vergangenheit erfahren. So heißt es zum Beispiel, dass einst Panzer und andere militärische Fahrzeuge in dem Gewässer gewaschen wurden. Einige weitere Informationen haben die hauspost-Redakteurinnen zusammengetragen. Ansonsten heißt es: Kanu schnappen, Tretboot ausleihen oder Stand-up paddeln und selbst auf Entdeckungstour gehen!

• Fläche Oberer Ostorfer See: 33,9 Hektar
• Unterer Ostorfer See: 175 Hektar
• Durchschnittliche Tiefe: 2,9 Meter
• tiefste Stelle Oberer Ostorfer See: 5,1 Meter
• tiefste Stelle Unterer Ostorfer See: 4,5 Meter
• Stadtteile: Ostorf, Görries, Krebsförden, Haselholz

Warten auf Radbrücke und naturnahen Uferradweg
Eine 3,30 Meter breite und 92 Meter lange Radwegbrücke, aus vorgefertigten Stahlsegmenten bestehend, soll die Halbinseln Dwang und Krösnitz verbinden. Parallel dazu soll auch der Uferradweg naturnah ausgebaut werden. Mit freiem Blick auf den Ostorfer wie auch den Faulen See und die Stadtsilhouette verspräche er hohe touristische Anziehungskraft. Die Bauarbeiten sollten im August beginnen. 21 Bäume wurden bereits gefällt. Doch bis heute steckt das Projekt in der Entwurfsplanung, der Baustart ist noch offen. Soviel sei aber gesagt: Die Kosten für die Brücke könnten sich auf 1,8 Millionen Euro, für den Uferradweg auf 2,4, Millionen Euro belaufen. Die Stadtverwaltung hofft auf eine 90-prozentige Förderung durchs Land. Zunächst heißt es jedoch abwarten.

Wilde Badestellen
Entlang des Ufers des Ostorfer Sees gibt es viele Möglichkeiten, ein Handtuch auszubreiten, sich zu sonnen und bequem ins Wasser zu gehen. Bis 2012 waren einige Badestellen auch als solche bei der Stadt gemeldet. Angesichts der Anforderungen an eine EU-Badestelle wurden diese aber 2013 abgemeldet. Die wilden Badestellen werden also nicht durch die Landeshauptstadt gepflegt und auch die Wasserqualität wird nicht geprüft, wie es bei städtischen Badestellen der Fall ist. Trotzdem ist ein Sprung ins kühle Nass an diesen Stellen unproblematisch, da noch kein Schilfgürtel den Zugang zum Wasser versperrt. In den meisten Fällen ist auch eine glatte Rasenfläche zum Liegen und Bank zum Ablegen der Kleidung vorhanden.

Ein Freibad mit (n)ostalgischem Charme
„Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein”... So ähnlich wie in dieser bekannten Liedzeile von Cornelia Froboess wurde wohl jeder in seiner Kindheit einmal von den Eltern oder Großeltern aufgefordert, sich auf den Besuch im Freibad vorzubereiten. Ein solches Freibad, wie es noch aus der eigenen Kindheit in Erinnerung ist, gibt es am Westufer des Ostorfer Sees. Kaspelwerder bietet jedoch mehr als nur Badespaß täglich von 10 bis 20 Uhr. Bis zu 20 Wohnmobile und Wohnwagen finden auf einem abgetrennten Gelände Platz. Zusätzlich gibt es circa 30 kostenlose Parkplätze für die Tagesgäste. Stundenweise können für noch mehr Wasserspaß auch Tretboote, Ruderboote und seit neustem Stand Up Boards ausgeliehen werden. Wer sich lieber abseits des Wassers betätigen will, kann beispielsweise das Volleyballfeld oder eine Tischtennisplatte mieten. Für den kleinen Hunger oder Durst zwischendurch ist mit dem Imbiss-Angebot am Kiosk natürlich ebenfalls gesorgt. Ein Besuch im ruhig gelegenen Freibad Kaspelwerder ist, abgesehen von den preiswerten Leihgebühren, kostenlos. Ein echter Hingucker ist übrigens die nostalgische Rutsche im Nichtschwimmerbereich!

Paradies für Flora und Fauna
Schwerin ist bekannt für seine zahlreichen Seen. Viele von ihnen sind in irgendeiner Form sogar miteinander verbunden. Der Ostorfer See zum Beispiel erhält seinen Wasserzulauf über den Nuddelbach aus dem Neumühler See, dem Lankower Aubach aus dem Lankower See, Gräben aus dem Grimkesee sowie weiteren kleinen Zuläufen. Über die Püsselbeke fließt das Wasser vom Ostofer See zum Faulen See und so in den Schweriner See. Dieser rege Wasseraustausch sorgt für einen sehr nährstoffreichen Zustand des Gewässers. Folglich wird der See durch starkes Algenwachstum besiedelt. An Land bedeutet das hingegen ein echtes Paradies für Flora und Fauna. Seltene Farne, Gräser und Kräuter – Einige Uferbereiche gehören mit 32 Pflanzenarten der Roten Liste Mecklenburg-Vorpommerns zu den gesetzlich geschützten Biotopen. Kein Wunder also, dass sich Fischadler, Seeadler, Graureiher Eisvogel, Fischotter und viele weitere Tiere so richtig wohl fühlen.

Angelrevier mit Einschränkung
Seit Jahrzehnten gelten die beiden Osterorfer Seen als ein gutes Revier fürs Angeln. Früher wurde hier eine Karpfenzucht betrieben und die noch übrigen Tiere sind zu einer beträchtlichen Größe herangewachsen. Doch auch Aale, Barsche, Hechte und viele mehr tummeln sich in den Seen. Wer hier angeln will, muss jedoch auf zwei Dinge achten: Es muss eine Angelkarte vom Pächter des Gewässers, der BIMES Binnenfischerei GmbH, gekauft werden. Diese gibt es in Schwerin beispielsweise bei Angel-Scout, Lärchenallee 2, und beim Kreisanglerverband. Außerdem sind Boote mit Motor nur in Ausnahmefällen gestattet.

Seeblick für alle
Viele Jahrzehnte lang war es für die rund 3.000 Gartenstädter trotz der Nähe zum Ostorfer See nicht möglich, an das Ufer zu gelangen. Als einige Anwohnern den zuständige Ortsbeirat 2016 auf eine öffentliche, aber sehr verwilderte und vermüllte Fäche direkt am See aufmerksam machte, wurde deshalb die Gelegenheit beim Schopfe gepackt. Direkt am Ostorfer Seeufer an der Rosenstraße entsteht derzeit eine Naherholungsfläche für alle Schweriner. „Seit Ende Januar haben sich die Ortsbeiratsmitglieder und Anwohner in ihrer Freizeit engagiert mit angepackt. Ein großer Dank gilt auch den vielen Sponsoren aus unserem Ortsteil wie vor allem Axel Kämmerer von der Firma DIE Hausmeister”, sagt Daniel Meslien, Vorsitzender des Ortsbeirats. Auch die Stadtverwaltung habe dem Vorhaben helfend zur Seite gestanden. So ist die Fläche nun zum ersten Mal seit der Wende wieder für jeden zugänglich. „Die ersten Angler, Stehpaddler und Kanufahrer haben den herrlichen Seeblick auch schon praktisch genutzt, wobei das Baden auf eigene Gefahr stattfindet”, so Daniel Meslien.Mit Hilfe weiterer Sponsoren und der für den Ortsbeirat bereitgestellten Buga-Gelder sollen im Sommer ein saftiger Rasen gesäht, Bänke, Fahrradständer aufgestellt und Blumen gepflanzt werden.

Darum wird Tannenwerder überhaupt Toteninsel genannt
Kaum vorstellbar, dass auf dem kleinen Eiland im Ostorfer See einst Tote bestattet ­wurden – zu der Zeit nämlich, als Jäger und Sammler der Ertebølle-Kultur, also während der Jungsteinzeit etwa 5100 bis 4100 vor Christus, unter anderem in Norddeutschland verbreitet waren. Das Flachgräberfeld wurde zwar im 19. Jahrhundert entdeckt, aber erst 1961 systematisch ausgegraben. Knochen von rund 70 Personen kamen so zum Vorschein. Heute ist ein Betreten der Insel leider kaum möglich. Dafür fühlen sich Flora und Fauna hier wohler denn je.

Was ist ein Werder?
Tannenwerder, Schelfwerder, Kaspelwerder, Kaninchenwerder, Kalkwerder, Werdervorstadt – bekannte Schweriner Orte. Doch was hat es mit der Wortverwandheit auf sich? Die Erklärung ist ganz einfach: „Werder” bezeichnet zum einen Inseln, die zwischen Flüssen oder in stehenden Gewässern liegen, und zum anderen eingedeichtes oder aus Sumpf trockengelegtes und als Moorbesiedlung urbar gemachtes Land.


BU1: Unsere Redakteurinnen Marie-Luisa Lembcke (l.) und Nele Reiber mit dem Kanu auf großer Paddeltour auf dem Ostorfer See
BU2: Ein Blick vom Boot auf den Dwang
BU3: Der Blick von der Badestelle Krösnitz auf den See und unsere beiden Redakteurinnen
BU4: Der Kiosk im Freibad Kaspelwerder hat auch ein Imbissangebot
BU5: Im Freibad Kaspelwerder können neben Tret- und Ruderbooten seit neuestem auch Stand Up Boards stundenweise ausgeliehen werden
BU6: Der Ostorfer See ist Heimat für eine Vielzahl von Tierarten
BU7: Unsere Redaktuerinnen paddeln mit dem Kanu vor Tannenwerder. Die kleine Insel ist im Volksmund auch als Toteninsel bekannt
BU8: Der Seeblick vom neuen Ufer in der Gartenstadt
Fotos: maxpress