Ende März werden Uhren wieder vorgestellt

Der kleine Jetlag und seine Auswirkungen

Schwerin • Kaum ein Thema ist so ärgerlich wie die Zeitumstellung, die jeden Frühling und Herbst den körpereigenen Biorhythmus durcheinander wirbelt. Wochenlang sind die Auswirkungen manchmal spürbar. Die ökonomische Idee dahinter, nämlich Energie zu sparen in der hellen Jahreszeit, gilt als unwirtschaftlich und widerlegt.

„Wer hat an der Uhr gedreht?“, heißt es schon im musikalischen Abspann der beliebten Zeichentrickserie „Der rosarote Panther“. Und in der Tat wird die Diskussion um die Frage regelmäßig neu entfacht, wieso denn der Stundenzeiger zweimal im Jahr übers Ziffernblatt flitzen soll. Gegen diese Regelung gibt es immer wieder Stimmungsmache in Form von Petitionen und Aufrufen. Doch warum wird eigentlich die Zeit umgestellt? Was bringt das? Und wie reagiert der Körper auf diese Veränderung? Die Sommerzeit wurde erstmals 1916 in Deutschland eingeführt. Durch die längere Nutzung des Tageslichts sollten wertvolle Ressourcen wie Gas oder Kohle geschont werden. In der Weimarer Republik ausgesetzt, wurde ab 1940 bis fünf Jahre nach Kriegsende abermals mit der Stunde jongliert, diesmal, damit die Rüstungsindustrie länger produzieren konnte. 1980 schließlich, im Zuge der Ölkrise, wurde die Sommerzeit wieder amtlich – und gilt bis heute.

Dr. Andre Barleben, Oberarzt des Schlaflabors der Helios Kliniken, hält nichts von dieser Regelung: „Physiologisch betrachtet bietet die Zeitumstellung nur Nachteile: Schlafstörungen, unnötiger Stress, mangelnde Konzentration. Die Auswirkungen sind dieselben wie bei einem Jetlag, wenn man sich plötzlich in einer anderen Zeitzone befindet.“
Je nach Schlaftyp passt sich der Biorhythmus den Veränderungen unterschiedlich schnell an. Eine Lerche, der Frühaufsteher, kommt mit dem Stundenklau besser zurecht als die Eule, der Langschläfer. Der Mischtyp, die dritte Form, liegt irgendwo dazwischen. Besonders Familien mit kleinen Kindern, Schüler und ältere Menschen haben oft tagelang mit den negativen Konsequenzen zu kämpfen. Eine 2016 veröffentlichte Studie des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags zeichnet ein ähnlich negatives Bild: Demnach brauchen Menschen mitunter bis zu vier Wochen, um sich der neuen Zeit anzupassen. Für mögliche Energierspareffekte für Industrie und Verbraucher, bislang das stärkste Argument der Sommerzeit-Befürworter, konnte die 200 Seiten starke Studie ebenfalls kaum Belege finden. Das Potenzial liegt weit unter einem Prozentpunkt, ist im Grunde zu vernachlässigen. Seit Oktober vergangenen Jahres nun prüft die EU-Kommission Forderungen nach einer Abschaffung der Sommerzeit. Mit einem zeitnahen Ergebnis ist wohl nicht zu rechnen.

Aber wie kann die Zeitumstellung nun möglichst stressfrei hinter sich gebracht werden? Dr. Andre Barleben rät in erster Linie dazu, „keine großen Anstrengungen, vor allem keine Reisen zu unternehmen. Sensible Menschen sollten ihren Rhythmus am besten am Freitag vor der Zeitumstellung beginnen nach vorne zu verlegen, und zwar im 20-Minuten-Takt.“ Mit diesem Trick habe der Körper genug Zeit, um sich an die Veränderungen zu gewöhnen.


Eselsbrücken für die Zeit­umstellung
Jedes Jahr die gleiche Frage: Wird die Uhr im März eine Stunde vor- oder zurückgedreht? Sich das zu merken ist eigentlich gar nicht so schwer, denn kleine Eselsbrücken erleichtern die Orientierung. Im Grunde genommen verhält es sich wie mit den eigenen Gartenmöbeln: Im Frühjahr werden sie vor das Haus gestellt, im Herbst wandern sie zurück in den Schuppen. Beim Thermometer hingegen ist es wie folgt: Im Sommer zeigt es Plusgrade an, in der kalten Jahreszeit sinkt es oft bis in den Minusbereich. Und ganz nüchtern betrachtet, ist die Zeitumstellung im März und Oktober wie das gesamte Leben: Erst muss etwas gegeben werden, damit später etwas zurückkommen kann.

hauspost/nj