Eine sinnvolle Investition

Schweizer Medizintechnik-Produzent öffnet Werk mit 150 Mitarbeitern

Wüstmark • „Die Investition von Ypsomed macht nicht nur wirtschaftlich Sinn, denn die Medizinprodukte aus Schwerin verbessern das Leben chronisch Kranker weltweit“ meinte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig bei der Werks-Eröffnung des Schweizer Medizintechnikherstellers am 22. August. Ypsomed, Hersteller von Medizinprodukten zur Selbstbehandlung chronisch Erkrankter, investierte im Industriepark Schwerin 100 Millionen Euro in das 24.000 Quadratmeter große Werk und schafft damit mindestens 150 Arbeitsplätze.
 
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und der MV-Wirtschaftsminster Harry Glawe, sowie Oberbürgermeister Rico Badenschier und sein Vize Bernd Nottebaum waren unter den Eröffnungsgästen. „Ah, es sind ja wirklich alle da – das ist aber eine Ehre“, bemerkte Ypsomed-Chef Willy Michel mit eidgenössischer Gelassenheit beim Blick von der Bühne. 
Jens Spahn. Sieht die Ansiedlung auch als Stimmungdaufhellungs-Mittel „gegen die schlechte Stimmung, die mir manchmal begegnet, wenn ich in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs bin“. Dass ein internationaler Marktführer sich unter vielen möglichen Standorten für Schwerin entscheiden habe, beweise, dass mehr Zuversicht und Selbstbewusstsein angebracht seien.
„Als ich in die Politik ging und Stadtverordnete in Schwerin wurde, war immer die Rede von dem einen großen Investor der gleich Tausende Arbeitsplätze schafft“, erinnert sich die Ministerpräsidentin. „Dabei sind es genau die mittleren und kleinen Unternehmen, die uns dauerhaft weiterbringen“.
Ypsomed ist schon ein großer Kleiner, Marktführer für Diabetes-Produkte in Deutschland mit einer halben Milliarden Franken Umsatz.
Im Heimatland des Unternehmens, der Schweiz, sieht das Unternehmen keine Möglichkeit der Produktionsausweitung, die Produktionskapazitäten sind dort bereits 2020 erschöpft. Bei der Suche nach einem neuen Produktionsstandort fassten die Schweizer 22 Standorte, darunter welche in China und Tschechien, ins Auge. Schließlich fiel die Entscheidung auf Schwerin. Ypsomed-Präsident Willy Michel nennt als Gründe „In Schwerin gibt es die passenden Räume, um zu wachsen und hochmotivierte Fachkräfte. Schon im Vorfeld hatte der Unternehmer als weitere Gründe für Schwerin die Lage in der EU genannt, die Planungs- und Rechtssicherheit biete, die hervorragend ausgebaute Infrastruktur, insbesondere die Nähe zum Hamburger Hafen. „Zudem finden wir im Großraum Schwerin ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte“, ergänzt sein Sohn Simon Michel, CEO der Ypsomed Gruppe „Die ersten 40 Stellen konnten wir ohne Verzögerung mit sehr hochqualifizierten Bewerbern besetzen, das wäre in der Schweiz nicht möglich“. Eine Rolle spielte auch die kulturelle Nähe durch die gleiche Sprache. „Aber auch die Lebensqualität war uns wichtig“ betont Willy Michel. „Die Mitarbeiter haben hier kurze Wege zur Arbeit und ein sehr attraktives Umfeld. Wir wollen, dass die Arbeiter ihre Freizeit genießen, statt im Auto auf dem Weg nach Hause zu sitzen“.
Ein glücklicher Zufall war, dass MV-Wirtschaftsminister Harry Glawe 2015 bei der  AHK in Zürich für Investitionen in MV warb, als die Michels gerade auf Standortsuche gingen. Der Erstkontakt entstand war gemacht. „Wir können jetzt die Früchte ernten, die wir gesät haben durch die strategische Entscheidung, besonders im deutschsprachigen Raum um Investoren zu werben und dabei auch in der Schweiz zu werben und außerdem besonders auf die Medizintechnik zu setzen“ freut sich Harry Glawe, der die Ansiedelung Ypsomed als Chefsache vorantrieb, dafür drei Mal in die Schweizer Firmenzentrale reiste. Simon Michel bestätigt, dass Schwerin besonders durch das persönliche ministerielle Werben punkten konnte. Zudem überzeugte die MV Invest. Das Land fördert das neue Werk mit 10 Millionen Euro Investitionen.
 
Ypsomed sieht sich in der Standortwahl bestätigt. „Hier entsteht die weltgrößte Fabrik für Diabetes- Medizintechnik“, versprach Simon Michel im Gegenzug. Er wies darauf hin, dass die Behandlung von Diabetikern in Deutschland jährlich 10 Millarden Euro kosten. „Bei rechtzeitiger behandlung mit unseren Prrodukten könnte man viel Geld einsparen“. Ypsomed stellt auch Produkte her, mit denen sich Asthmatiker, Alzheimer-Patienten behandeln können sowie Produkte gegen Wachstumsstörungen und Arthritis.
 
Die Ministerpräsidentin Maneula Schwesig forderte „auch chronisch Erkrankte müssen ein normales Leben führen können“ und lobte den Beitrag, den Ypsomed dazu leiste. Als ihr Onkel zu DDR-Zeiten an Diabetes erkrankte sei dies nicht möglich gewesen. „Ypsomed hilft den Erkrankten, ein besseres Leben zu haben“. Da die Produkte weltweit zugänglich seien, sei es nicht nur wirtschaftlich eine bedeutende Ansiedlung. „Es ist vor allem auch eine Sinn-stiftende Investition, die das Leben vieler Menschen verbessert“.
Besonders erfolgreich ist Ypsomed mit Infusionssets, welche die Insulinpumpe mit dem Körper verbinden und das Insulin fördern. Daneben stellt Ypsomed auch Injektions-Pens und Autoinjektoren, mit denen sich Patienten flüssige Medikamente verabreichen können, hergestellt.
 
„Das Ypsomed hier eröffnet ist ein großer Erfolg für Schwerin, der zeigt, wie attraktiv wir als Standort sind. Möglich war es nur, weil alle entscheidenden Stellen an einem Strang gezogen haben“, freute sich Oberbürgermeister Rico Badenschier am Rande der Feierlichkeiten gegenüber der hauspost.
Mit der Eröffnung startet die Arbeit des neuen Produktionswerks im Industriepark Schwerin. Die Bauzeit betrug rund 22 Monate. Der Standort Schwerin wird Produktion, Logistiklager, Qualitätskontrolle und technischer Unterhalt beheimaten. Der börsennotierte Medizintechnik-Hersteller fertigt in Schwerin Medizintechnik zur Selbstbehandlung, wie etwa Injektions- und Infusionssysteme sowie Infusionssets für Insulinpumpen. Das erste Produkt, das in Schwerin entsteht, ist ein Cartridge für einen Pen zur Selbstbehandlung von Diabetikern. Das Werk wird dazu mit hochmodernen Reinräumen, Kunststoffspritzmaschinen, Bedruckungsanlagen und Montage- und Verpackungsautomaten ausgestattet. Die gefertigten Teile müssen komplett schmutzfrei sein. Zwei Mal täglich wird die Luft komplett ausgewechselt. In den ersten fünf Jahren schafft der neue Standort rund 150 Arbeitsplätze in der Region, auch ohne Erweiterung ist die Fertigung aber schon für 200 Arbeiter angelegt. Angedacht ist eine Spiegelung der ersten Werkhalle, also daneben eine zweite Werkshalle in gleicher Größe zu errichten.
„Wir sind gekommen, um zu bleiben, weiter zu wachsen und wir wollen weitere Arbeitsplätze schaffen“, versprach Willy Michel, der das Unternehmen vor 30 Jahren gründete. Inzwischen hat Ypsomed 1.600 Mitarbeiter.

BU1: Am 22. August schnitten Vertreter der Lokal-, Landes- und Bundespolitik das rote Band bei Ypsomed durch
BU2: Anschließend führten Peter Perler (v.l.) und Simon Michel von Ypsomed den Gesundheitsminister Harry Glawe, die Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und den Bundesminister für Gesundheit Jens Spahn durch ihre Produktionsstätte
BU3: Zum Abschluss gab es für Jens Spahn ein kleines Präsent mit schweizer Schokolade, Foto: maxpress