Eine Frage der Erinnerung: Weißt Du noch?

Ein nostalgischer Rückblick auf das Strandhotel Zippendorf als Anziehungspunkt für Schweriner und Gäste

Zippendorf • Petra Schmidt denkt gerne an die letzte Glanzzeit des Strandhotels in Zippendorf zurück. Von 1990 bis Silvester 2003 war sie da, zuerst als Ausbilderin, später Direktorin. Der Abschied ist ihr schwer und die Entscheidung dazu auch nur aus Vernunft gefallen.

„Was soll ich sagen?“, fragt sie und zuckt mit den Schultern. „Es war mein Leben.“ Ein trubeliges, buntes Leben, denn es war einst einiges los in Zippendorf. „Selbst im Winter kamen Touristen, sind mit ihrem Trabant auf den zugefrorenen See hinaus und teilweise eingebrochen. Gemeinsam mit der Wasserwacht haben wir sie rausgefischt und mit Decken und Tee versorgt“, erzählt Petra Schmidt. Im Sommer seien täglich mindestens drei Busse angereist und auch die Schweriner selbst kamen oft in die legendäre Strandbar oder zum Tanzen. „Wir waren ein Ausflugslokal. Meine Senioren haben sich beim Tanztee um die Plätze gestritten.“ Aber auch auswärtige Gäste kehrten gern ein und regelmäßig wieder, sogar Prominenz: „Die Klitschkos oder auch Dariusz Michalczewski sind bei uns ein- und ausgegangen.“
Es war eine ganz andere Zeit fürs Strandhotel, aber auch eine andere Zeit für den Tourismus im Allgemeinen. Heute gebe es viel mehr Gesetze und Bedingungen zu beachten, erläutert Petra Schmidt. „Mehr Bürokratie, weniger Gastgebertum.  Das Arbeitsgefühl ist dadurch anders. Im Strandhotel waren wir oft von 10 bis 24 Uhr. Einfach weil es Spaß gemacht hat. Es war nicht nur ein Job, sondern ein ­Zuhause.“
Heute leitet Petra Schmidt das Hotel Frankenhorst. Ihr „neues Zippendorf“ nennt sie es liebevoll. „Ein Haus am See musste es unbedingt wieder sein, das ging gar nicht anders“, sagt sie und zeigt Bilder und Artikel vom Strandhotel, sorgfältig aufgehoben in einem dicken Ordner. „Also, wenn man da auf der Terrasse gestanden hat. Das war ein Traum! Und hier, diese Strandparty mit den anderen Gastronomen.  Wir hatten sogar einen Neptun. 15.000 Leute waren da.“ Noch heute besuchen sie ehemalige Mitarbeiter und Gäste. Eine Frage ist regelmäßig der Auftakt zu süßen Erinnerungen: „Weißt Du noch?“

„Die Schweriner waren schon immer im Strandhotel ... damals ging man da tanzen, da traf man sich. Die Herrentage waren legendär – da kamen sie alle, mit Booten, Trabanten und im Kostüm. Und dann die Riesen-Strandparty mit Neptun (Foto unten) – was haben wir da alles auf die Beine gestellt!“ Petra Schmidt, ehemalige Direktorin des Strandhotels

Tourismus in Zahlen
• Im vergangenen Jahr  sind in Schwerin rund 209.000 Touristen angekommen. Das sind etwa vier Prozent mehr als in den zwei Jahren zuvor.
• Die Anzahl der Übernachtungen ist von 2017 auf 2018 um fast 10.000 gestiegen, auf insgesamt über 362.000.
• Die angebotenen Schlafgelegenheiten haben sich im Dreijahresvergleich leicht erhöht. Die amtliche Beherbergungsstatistik umfasst dabei nur Betriebe mit mindestens zehn Betten. Zu diesen Schlafgelegenheiten kommen also noch kleinere Pensionen und Privatunterkünfte. Allein bei Airbnb finden Schwerins Touristen zum Beispiel mehr als 300 Angebote zum Übernachten.
• Die Auslastung der Hotelbetriebe ist im Sommer natürlich immer am größten und lag 2018 zwischen 47 und 54 Prozent. Der vergangene Dezember war mit 34 Prozent Auslastung der tourismusstärkste seit sechs Jahren.
• Das Durchschnittsalter der Übernachtungsgäste beträgt 50 Jahre.

BU1: Ansicht des Strandhotels in Zippendorf von 1911, Fotos: maxpress

Text: Janine Pleger