Ein Schaufenster des Immateriellen Kulturerbes in Mueß
Im Freilichtmuseum präsentieren sich Bewerber aus MV
Was haben Falknerei, Tonnenabschlagen, Reetdachdecken, niederdeutsches Theater und Märchenerzählen gemeinsam? Wie viele andere Überlieferungen und Traditionen wurden sie von Generation zu Generation weitergegeben und haben sich dabei beständig weiter entwickelt. Tanz, Musik, Feste, Handwerkstechniken, wie auch sprachliche, kulturelle und künstlerische Ausdrucksformen, schaffen Kontinuität und vermitteln Identität.
Neben den dinglichen Kulturgütern gilt es auch, die geistigen Werte zu erhalten.
Die UNESCO sammelt und bewahrt sie als Immaterielles Kulturerbe. Als Vermittlerin zwischen den Kulturen möchte die UNESCO den Dialog und Austausch fördern, um Verständnis für die Vielfalt der Kulturen, Regionen und Interessengemeinschaften zu schaffen. Auch in diesem Jahr erkennt die UNESCO internationale und regionale Traditionen – darunter auch deutsches Brauchtum – als immaterielles Kulturerbe an.
Am 28. Mai 2017 lädt das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur gemeinsam mit der Deutschen UNESCO-Kommission zur Präsentation einer Auswahl des Kulturerbes aus Mecklenburg-Vorpommern und anderen Bundesländern in das Freilichtmuseum Schwerin-Mueß ein.
Von 11 bis 16 Uhr kann man verschiedene Themen zum Immateriellen Kulturerbe auf dem Museumsgelände erkunden.
Die Kultur des Erzählens, insbesondere des Weitergebens von Märchen, gehört zu den ältesten Traditionen der Menschheit. Zu Gast sind die Märchenerzählerinnen Angelika B. Hirsch und Tina Beyer von der Europäischen Märchengesellschaft e.V. Das Tonnenabschlagen ist ein alter Volksbrauch, der an vielen Küstenorten auch heute noch gepflegt wird. Teilnehmer reiten in höchstem Galopp durch eine Bahn und schlagen mit einem Knüppel auf die festlich geschmückte Tonne. Wer das letzte Tonnenteil abschlägt, ist für ein Jahr Tonnenkönig. Kinder können diesem Brauch zu Fuß oder auf dem Steckenpferd nacheifern. Für unsere Region spielt der Erhalt der niederdeutschen Sprache eine wichtige Rolle. Theater und Regionalbühnen sind dabei wichtige Vermittler und tragen zur Konsolidierung Mecklenburgischer und Vorpommerscher Sprachüberlieferungen bei. Mit Programmauszügen präsentieren sich „ De Plattdütsch Späldäl to Stralsund“ und „De Plattdütsche Verein to Rehna“ auf der Bühne der Hufe V.
Der Deutsche Falkenorden informiert über eine Jahrtausende alte Form der Jagd: die Beizjagd, unter Zuhilfenahme von Greifvögeln. Dazu zeigen die Falkner einige Vögel aus nächster Nähe: z.B. Harris Hawk, Wanderfalke, Turmfalke, Buntfalke und Schleiereule. Heutzutage gehören Falknerei und Greifvogelschutz zusammen. Verbandsmitglieder pflegen aufgefundene und verletzte Vögel in Auffangstationen und wildern diese wieder aus. So trägt alte Tradition auch zum Schutz der heimischen Natur bei.
Bemerkenswert sind in allen Kulturen die Kontinuität und der Wandel des Lied- und Musikgutes. Beispielgebend verschaffen Ralf Gehler (Dudelsack), Anton Kryukov (Knopfakkordeon) und "Meckalp" (Mecklenburger Alphörner) den Besuchern ein ganz besonderes Hörerlebnis an unterschiedlichen Museumsplätzen.
Aus Lübeck reisen der in Schwerin so geschätzte Martensmann und ein Nachtwächter an. Reetdachdecker Joachim Schröter aus Vielank führt ein traditionsreiches und landschaftsprägendes Handwerk vor. Imker Mirko Lunau kann entlang des Bienenpfads auf dem Gelände des Freilichtmuseums Spannendes zu historischer und moderner Imkerei erzählen. Der Barther Heimatverein stellt das älteste Kinderfest Mecklenburg-Vorpommerns dar: das Barther Kinderfest, bei dem es ein Ausschießen mit der Armbrust um das Kinderfestkönigspaar gibt. In der Filmscheune werden weitere kulturelle Bräuche und ein Dokumentarfilm zum Bäckerhandwerk „Mit Laib und Seele“ von Dieter Schumann präsentiert. Mit einigen kulturgeschichtlichen Kostproben zur Ernährung beteiligen sich die Mueßer Gemeinschaft von Historiendarstellern unter dem Motto „Sünndags in de Koek“ und der Kochstammtisch des Klöndör-Vereins, Förderverein des Mueßer Freilichtmuseums. Seit mehreren Jahren forschen Vereinsmitglieder nach überlieferten Rezepten und bereitet diese für die heutige Küche auf. Zur Verkostung werden "Hack un Plück", Kartoffelbutter und "Drei-Muß" zubereitet.
Bei freiem Eintritt können sich die Besucher ein umfängliches Bild von Bewerbern und Trägergruppen unseres Bundeslandes zum Immateriellen Kulturerbe machen. Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern und Vertreter der UNESCO-Kommission geben vielfältige Informationen und Anregungen zu diesem Thema weiter.
Noch mehr Hintergrundinformationen zu dieser und weiteren Veranstaltungen im Freilichtmuseum für Volkskunde Schwerin-Mueß gibt es auf der Webseite und auf Facebook.
Fotos: Barther Heimatverein/ Birgit Holdt-Lehmann