Dramatische Folgen von staatlichem Doping

Wer den bürokratisch klingenden Namen des Programms hört, kann sich nicht vorstellen, welches Leid und welche bis heute andauernden Folgen Betroffene durchmachen: Staatsplanthema 14.25.

Mit diesem Programm hat die DDR jahrzehntelang ihre Sportler missbraucht und manipuliert. Bereits Kindern im Alter von zehn Jahren und jünger wurden leistungssteigernde Mittel gegeben, damit diese später für das Vaterland Medaillen holen konnten. Erstmals in der Geschichte haben nun Mediziner entsprechende Daten gesammelt und können den systematischen Doping-Missbrauch durch einen Staat belegen. Beim Symposium „Staatliches Doping in der DDR – Kenntnisstand und gesundheitliche Folgen“ interessierten sich Mediziner, Fachjournalisten und vor allem Sportler für die Ergebnisse.

Dr. Jochen Buhrmann, Chefarzt der Klinik für Psychosomatische Medizin der Helios Kliniken Schwerin, Prof. Dr. Harald Freyberger von der Universität Greifswald und Anne Drescher, Landesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, haben gemeinsam mit der Doping-Opferhilfe eine erste Studie zum staatsverordneten Doping ausgewertet. Mit den bereits jetzt erhobenen Daten und durch Gespräche der Mediziner mit den Betroffenen lässt sich ein genaues Bild über die Nachwehen der damals sogenannten „unterstützenden Mittel“ zeichnen. Die Folgen wie stark erhöhte Krankheits- oder Sterblichkeitsraten sind dramatisch – je nach Krankheit sind die Sportler drei-, vier- oder fünffach häufiger betroffen als der Durchschnitt. Seelische Erkrankungen wie Depressionen oder Schmerzstörungen sind ebenfalls deutlich öfter anzutreffen. In vielen Fällen wurden die Kinder und Jugendlichen zusätzlich sexuell missbraucht. Einige Sportler haben nun den Mut gefunden, sich an die entsprechenden Anlaufstellen zu wenden, um Hilfe zu suchen. Dr. Buhrmann, Prof. Freyberger und Anne Drescher stellen in ihrem Symposium die Erkenntnisse über Gewaltanwendungen, die Involvierung der Stasi und die Behandlung der Patienten mit schwersten Traumatisierungen dar. Anschließend folgt eine Podiumsdiskussion um das immer noch sehr heiße Eisen des staatlichen Dopings und Dopings allgemein im Sport.