Diskussion um sozialen Wohnungsbau in Schwerin

Laut Studie ist Schwerin Spitzenreiter in der Ungleichverteilung

Schwerin • Im November stritten Stadtvertreter zum Thema „Schaffung von Sozialem Wohnraum“ in Schwerin. Vor allem ging es darum, Investoren mit dem Bau von Sozialwohnungen anteilig zu verpflichten und damit einer „Ghettoisierung“ entgegen zu wirken. Mit einem gemeinsamen Aktionsplan wollen sie nun eine Lösung angehen.

„Sozialwohnungen in zentraler Lage zu vermieten“ - so wirbt ein großes Immobilienportal. Sucht man dort weiter, scheint es keine Probleme mit Wohnungen für Geringverdiener zu geben. Dennoch diskutieren Politikerinnen und Poltiker bundesweit über die Schaffung von mehr Wohnungen für Geringverdiener. So auch in Schwerin. Grund: Seit Juni belegt eine Studie, dass Schwerin Spitzenreiter in der Ungleichverteilung von Arm und Reich sei. Sofort stellten Politiker schon im Sommer Anträge in der Stadtvertretung. Bündnis90/Grüne wollen „die soziale Spaltung in Schwerin stoppen“ und fordert eine gerechte Verteilung von Wohnverhältnissen in den Stadtteilen. Die SPD will die Stadtentwicklungsplanung und Wohnraumpolitik entsprechend anpassen. In allen Stadtteilen sollten Wohnungen für Einwohner mit geringem Einkommen angeboten werden. Das bekräftigen auch die Unabhängigen Bürger, die vor allem in der Innenstadt mehr Sozialwohnungen wollen. Sie wiesen aber auch darauf hin, dass nicht allein die Wohnungspolitik das Problem löse. Die AfD warnt vor Aktionismus. Karsten Jagau von der Aktion Stadt und Kulturschutz forderte im Sommer sogar, vorerst keine Bebauungspläne bis zu Klärung aufzustellen.

Etwa 4.000 Wohnungen stünden in Schwerin leer. Vor allem im Mueßer Holz, Krebsförden, Neu Zippendorf und Lankow gebe es günstige sanierte und teilsanierte Wohnungen mit einer Kaltmiete schon ab 3,60 je Quadratmeter. Schon jetzt seien diese Stadtteile „überfüllt“ mit Geringverdienern, so ein Stadtbediensteter. Großer Dreesch und Weststadt seien dagegen positive Beispiele für eine „gesunde Durchmischung“ von Arm und Reich. Allerdings gebe es viele Fälle, wo Mieter den vom Amt überwiesenen Mietanteil nicht an den Vermieter weiterleiten, kritisiert der Bedienstete. So entstünden Überschuldungen und Räumungsaktionen, wo Vermieter oft auf ihren Kosten sitzen blieben. Der Schaden, so schätzen Experten, gehe in die Millionenhöhe. Die FDP fordert deshalb weniger attraktive Stadtteile aufzuwerten und hochwertigen Eigenheim- und Wohnungsbau zu zulassen. „Ein sachgerecht ausgestaltetes Wohngeld für Mieter in angemessener Größe und Mietpreis sei eine bessere Alternative als der soziale Wohnungsbau“, sagt FDP-Stadtvertreter Christoph Richter.