Die Magie der Nacht
Michael Nowack ist durch drei Jobs mit sich im Einklang
Schwerin • Er hat als Heilerziehungspfleger gearbeitet – und als Oben-Ohne-Barkeeper. Er ist Hausleiter der Dreescher Werkstätten, Vorsitzender der Kanurenngemeinschaft und Türsteher. Eine spannende Mischung, die für viele nicht recht unter einen Hut passen will. Michael Nowack behält bei Nachfragen dazu einen kühlen Kopf und begründet seinen Security-Job ganz schlicht: „Ich liebe die Nacht. Sie hat was Magisches.“
Dunkel ist dann allein die Tageszeit, nicht aber sein Gemüt. Das Klischee des grimmigen Türstehers bedient der 35-Jährige
nicht. Vielmehr ist ihm der wertschätzende Umgang mit Menschen wichtig, ob mit Gästen von Clubs oder Kollegen. Er ist kein Macht-Mensch, sondern weiß die Vorteile seines Security-Jobs zu schätzen. „Andere bezahlen viel Geld, um zum Beispiel Udo Lindenberg zu sehen. Ich darf dabei sein und bekomme Geld dafür.“
Dass er einmal tief ins Nachtleben abtauchen würde, hatte sein Vater vor rund 17 Jahren wohl kaum im Sinn gehabt – und gab dennoch den Anstoß dazu. Michael Nowack erinnert sich: „Ich hatte den Führerschein gemacht und ein Auto bekommen. Meine Lehre zum Heilerziehungspfleger war staatlich und brachte keinen Lohn. Mein Vater wünschte sich, dass ich den Unterhalt fürs Auto selbst verdiente. Sein Motto: Alles hat seinen Wert – und es ist wichtig, den zu erkennen. Ein zusätzlicher Job musste her.“ Da der damals 18-Jährige tagsüber bereits arbeitete, blieb nur die Nacht. Über Umwege kannte er den Personalchef des Clubs „Louis“. „Der fand, ich hatte einen guten Körper“, schmunzelt Michael Nowack, als er zurückblickt. „Er stellte mich seiner Partnerin vor. Die forderte ,Hemd aus!‘. Dann hat sie genickt – fertig. Zugegeben, das war ein
eigenwilliges Vorstellungsgespräch.“
Der jugendliche Michael ließ fortan donnerstagnachts sein T-Shirt im Schrank, band sich eine Fliege um den Hals und jobbte als Barkeeper bei der Ladies Night. Schnell schaffte er es zum Barchef. „Genauso schnell verdiente ich gutes Geld“, erinnert er sich. Das alles schlauchte natürlich, denn am Freitagmorgen ging es für den 18-Jährigen vom Club aus – und natürlich korrekt angezogen – stets zum Hauptjob als Heilerziehungspfleger.
2012 gönnte sich Michael Nowack zwei Jahre Auszeit vom Leben hinter der Theke. Mit Freundin und Kind galt es, sich neu aufzustellen. Doch der Hang zum Nachtleben hat ihn nie losgelassen. So kam er zur Security – IHK-geprüft, versteht sich. Halbe Sachen liegen ihm nicht. In allem, was er tut, zeigen sich seine drei wichtigsten Eigenschaften: „Zuverlässigkeit, Zielstrebigkeit und Loyalität.“ Und er tut eben viel: Seit 1995 ist Michael Nowack Mitglied bei der Kanurenngemeinschaft (Foto u.l.), seit 2015 ist er Vorsitzender. „Hier halte ich mich dennoch im Hintergrund. Ich netzwerke und ziehe Fäden. Das genügt mir völlig“, erzählt er. Er unterstützt das Kindertraining und ist Mitveranstalter des Drachenbootfestivals. Dazu hat er eine siebenjährige Tochter sowie eine Patchwork-Familie, seinen Job an der Tür und natürlich die Hauptaufgabe als Hausleiter bei den Dreescher Werkstätten (Foto u.r.). Hier ist er täglich gefordert, um 125 behinderte Menschen in Arbeit zu bringen. Michael Nowack scheint stets getrieben und doch komplett in sich ruhend und bescheiden. „Nur die verschiedenen Facetten gemeinsam füllen mich aus. Dann bin ich ausgeglichen“, sagt er. Er braucht also alles zusammen. Gleichzeitig braucht er mindestens sieben Stunden Schlaf. Dass er das hinbekommt, wundert ihn selbst manchmal, aber es gelingt. Das Rezept für das reibungslose Zusammenspiel beschreibt Michael Nowack so: „Ich mache einfach alles voller Leidenschaft.“ Sein wichtigstes Instrument dabei ist ebenfalls klar: „Worte sind immer die wichtigste Waffe. Ob im Hauptjob, bei der Motivation der Kanumannschaft oder an der Tür.“
Janine Pleger