Darum sind Jäger auch Naturschützer

Als Hüter des Waldes kontrolliert Dietmar Beier den Tierbestand und bewahrt so das ökologische Gleichgewicht

Revierförster Dietmar Beier und Hündin Anja haben frische Wildschwein-Spuren entdeckt
Revierförster Dietmar Beier und Hündin Anja haben frische Wildschwein-Spuren entdeckt, Foto: maxpress

Friedrichsthal • Revierförster Dietmar Beier kennt den Wald wie seine Westentasche. Um die Ecke in Brüsewitz aufgewachsen, stand für ihn schon in der 3. Klasse fest: „Wenn ich groß bin, werd’ ich Förster.“ Seit nunmehr 46 Jahren lebt er diesen Traum, leitet seit 1990 sogar das rund 1.850 Hektar große Revier zwischen Medewege, Lützow, Dümmer und Neumühle. Der Waidmann weiß, welche Tiere hier heimisch sind und wann eine Jagd zur Wildbestandsregelung notwendig ist.

„Viele Menschen verstehen nicht, inwiefern Naturschutz und Jagd miteinander verbunden sind“, sagt Dietmar Beier. „Aber ein gesunder Waldbestand schaltet Krankheiten aus und verhindert, das sich die Tiere Wohngebieten nähern und auf Ackerflächen Schaden anrichten. Damit das Gleichgewicht bestehen bleibt, müssen wir von Zeit zu Zeit jagen gehen.“ Immer wieder sieht sich der Waidmann dann allerdings mit dem Vorurteil konfrontiert, Jäger würden einfach alles erlegen, was ihnen vor die Flinte kommt. „Dem ist natürlich nicht so. Jedes Jahr im Frühjahr gibt es eine große Wildzählung. So wissen wir, von welcher Art es wie viele Tiere ,zu viel’ gibt. Da gibt es ganz genaue Berechnungen und Regeln“, so der 62-Jährige. Im Gebiet um den Neumühler See sei die Wildschwein-Population in den vergangenen Jahren zum Beispiel stark angestiegen. „Da sehen wir eine große Herausforderung.“ Tatkräftige Unterstützung erhält Dietmar Beier unter anderem von Hündin Anja, die das Schwarzwild aufspüren kann.
Aktuell werde der Forst außerdem wieder von Borkenkäfern heimgesucht. „Das ist eine echte Plage. Was wir von denen zu viel haben, haben wir von anderen Insekten zu wenig“, sagt der Revierförster. Zum Beispiel Vögeln fehlt es dann an Nahrung. Viele Schwalbenpaare bekommen deshalb selbst keinen Nachwuchs mehr und unterstützen lieber andere Paare bei der Nahrungssuche. Hin und wieder entdeckt der Waldhüter aber doch echte Raritäten, wie den Baumfalken. Das ökologische Gleichgewicht ist Dietmar Beier auch deshalb sehr wichtig. „Wir fällen auch nicht einfach irgendwelche Bäume. Da vorne in den alten Buchen nistet der Schwarzspecht. Der baut quasi die Wohnung für seine Nachmieter. Das sind dann Hohltauben, Schellenten oder Fledermäuse, die selbst keine Höhlen bauen können.“
Dann meldet sich Rauhaardackel Anja aus der Ferne mit einem tiefen Bellen. Sie gibt Standlaut, heißt: Wildschweine sind ganz in der Nähe.

maxpress/Marie-Luisa Lembcke