Chefsache: Magie an der Werkbank

Trebing + Himstedt sind die Experten in Sachen Digitalisierung 4.0

Schwerin • Allein durch Blickkontakt und durch ein kurzes Handzeichen gibt der Monteur den Maschinen vor sich den Startbefehl. Das Gerät „erwacht” und im Nu setzt es die verschiedenen Bauteile zusammen. Auch einzelne Zwischenschritte innerhalb des Herstellungsprozesses werden lediglich durch Mimik und Gestik des Mitarbeiters gesteuert. Was klingt wie aus einem Science-Fiction-Film, ist bei Trebing + Himstedt keine Zukunftsmusik mehr. Das Unternehmen mit Sitz im Schweriner TGZ ist immer einen Schritt voraus – und lebt Digitalisierung 4.0.

„Die Herausforderung der Zukunft in der Arbeitswelt und in der Produktion liegt im Jetzt und Sofort”, erklärt Stefan Trebing (Foto, links). „Jetzt möchte der Kunde ein Produkt kaufen und sofort muss es hergestellt werden.“ Mit der Gründung ihres Zukunftsunternehmens im April 1992 in Schwerin hatten Stefan Trebing und Steffen Himstedt den richtigen Riecher. Heute bezeichnen sie sich als die Experten für digitale Transformation in der Produktion. Eine von ihnen entwickelte Software regelt, dass das richtige Produkt in der richtigen Qualität und am richtigen Standort hergestellt wird. Der Einsatz von Tablets oder dergleichen wird hierbei überflüssig. Schlicht das Herantreten des Mitarbeiters bis kurz vor die Maschine reicht aus. Das ist Magie an der Werkbank – und eine zeitsparende und zukunftsweisende Lösung. Mittlerweile findet die Software in den unterschiedlichsten Branchen Anwendung: Beiersdorf, Continental oder Harman Samsung Company, um nur einige zu nennen. Das Unternehmen Trebing + Himstedt mit Standorten in Schwerin und Stuttgart ist europaweit, in den USA und in Asien unterwegs. 45 Mitarbeiter erarbeiten einen Jahresumsatz von fünf Millionen Euro. In diesem Jahr sollen es noch einmal 500.000 Euro mehr werden. „Wir streben ein jährliches Wachstum von 15 Prozent an”, so Steffen Himstedt. Dem dürfte nichts entgegen stehen, denn kaum einer kann die Bedeutung der Digitalisierung in der Wirtschaft so gut erklären und darstellen wie die beiden Gründer. So versteht sich auch ihr Motto auf der diesjährigen Hannover-Messe: Magie in der manuellen Montage.
Doch bei Trebing + Himstedt ist auch das Miteinander der Beschäftigten und die Art, wie geforscht und programmiert wird, wie der Arbeitsalltag geregelt ist, zukunftsweisend. Es gibt flexible Arbeitszeiten, individuelle Arbeitsmodelle und die Arbeitsräume und Büros sind auch entsprechend modern gestaltet und organisiert. Nicht umsonst sind die Inhaber 2008 als Unternehmer des Jahres ausgezeichnet worden. Für Beide ist außerdem die Nachwuchsförderung Chefsache. So werden regelmäßig Schüler, Studenten und Praktikanten in die Firma eingeladen.
Am Standort Schwerin fühlen sich Stefan Trebing und Steffen Himstedt sehr wohl. Allerdings gibt es aus ihrer Sicht ein großes Manko: „Wir würden Schwerin in der öffentlichen Wahrnehmung gerne mehr als innovativen Standort und nicht nur als Kultur- und Touristenstadt sehen. Die Sichtbarkeit des Neuen und Modernen muss verbessert werden“, sagt Steffen Himstedt. „So könnten auch wieder mehr Produktionen nach Deutschland und nach Mecklenburg geholt werden.”

BU1: Ein Mitarbeiter gibt der Maschine den Befehl zum Prozessstart – das regelt er allein über Blickkontakt und eine Handbewegung, Fotos:  Trebing + Himstedt
BU2: Stefan Trebing (l.) und Steffen Himstedt

Text: Norbert Bosse / Marie Luisa Lembcke