Bücher-Tauschboxen sind gefragt

Weitere feste Standorte für Lesefreunde in Schwerin sind bereits in Planung

Schwerin • Die Digitalisierung dreht das Leseverhalten. Studien belegen zum Beispiel, dass die Aufmerksamkeitsspanne geringer ist als noch vor einigen Jahren. Wer viel am Bildschirm liest, liest anders, liest mehr quer, liest kurze Texte und weniger Romane. In Schwerin aber bejubeln  manche auch noch das gute, alte Buch.

Dazu gehört Gisela Angrabeit. Sie stöbert regelmäßig im Bücherschrank an der Lessingstraße. Die ehemalige, umgebaute Telefonzelle steht vor dem SWG-Nachbarschaftstreff „NEBENAN“. Heute hat sich die 70-Jährige einen Roman ausgesucht. „Erst grau dann weiß dann blau“ heißt er. Sie liest täglich mindestens eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen, da kommt im Jahr einiges zusammen. So eine Tauschstation bietet für sie ausreichend Nachschub, ohne Kosten und ohne, dass zuhause alles überquillt.
Drei öffentliche Bücherstationen stehen in Schwerin, neben der in der Lessingstraße gibt es die hauspost-Bücher-Tauschbox in der Stadionstraße und den „Bücherschrank“ an der Schelfbauhütte im Schall-und-Schwencke-Weg. Dazu kommen vier weitere Tauschbörsen, die in Gebäuden ihren Platz finden und entsprechende Öffnungszeiten haben: im Kulturbüro der Stadt in der Puschkinstraße, in den Schweriner Höfen am Klöresgang, in der Gemeinde St. Nikolai an der Schelfstraße und im Toilettenhäuschen am Bertha-Klingenberg-Platz.  
Viele Schweriner kommen regelmäßig und suchen auch das Gespräch mit anderen Buchfans. Andere wiederum radeln zufällig vorbei und halten an oder entdecken eine Station bei einem Spaziergang mit der Familie. Weil Lesen wohl Laune macht, wollen nun verschiedene städtische Unternehmen die Freude am Buch fördern und suchen geeignete Plätze für weitere Bücher-Tauschboxen. Vier ausrangierte Telefonzellen wie in der Stadionstraße 1 (Foto 4) wurden bereits auf dem Hof des Nahverkehrs Schwerin angeliefert. Dort werden sie technisch aufgearbeitet und mit Regalen und Solarbeleuchtung ausgestattet. Noch im Sommer sollen die neuen Standorte feststehen. In den Stadtteilen arbeiten die Initiatoren eng mit den Ortsbeiräten zusammenarbeiten. Interessierte Bürger können sich mit ihren Fragen auch an die hauspost wenden: Telefon (0385) 760 520.

Text: Holger Herrmann/Janine Pleger

BU1: Die Kirchengemeinde St. Nikolai sammelt mit den Büchern Spenden für die Schelfkirche
BU2+3: Gisela Angrabeit liest täglich eine halbe Stunde und findet Nachschub in der Büchertauschzelle in der Weststadt oder in der Alten Brauerei, Fotos: maxpress