Blick über den Tellerrand

So löst Schwerin den Fachkräftemangel

Schwerin • Fehlende Fachkräfte sind auch in Schwerin ein großes Problem. Vor allem in der Pflege und im Gastronomiegewerbe mangelt es an Personal. Einige Schweriner Unternehmen, Organisationen und Träger haben dafür eine einfache und gewinnbringende Lösung gefunden: Sie geben Auszubildenden aus dem Ausland in der Landeshauptstadt eine Chance.

In den vergangenen Jahren haben vor allem spanische Jugendliche die Berufsausbildung in Schwerin bereichert. Weil in ihrer Heimat die Jugendarbeitslosigkeit bei mehr als 30 Prozent liegt, orientieren sich die jungen Menschen bei ihrer beruflichen Zukunft zunehmend über die Landesgrenzen hinweg. In Deutschland finden sie zukunftsfähige Ausbildungsberufe, beispielsweise in der Pflege und im Gastgewerbe. Das hat auch die Industrie- und Handelskammer Schwerin erkannt. Mit Hilfe von Bildungsprogrammen, wie Bridge4Mobility und der SBW Aus- und Fortbildungsgesellschaft mbH Schwerin (SBW) wurden im Sommer 2019 wieder 25 Spanier aus der Region Barcelona für eine Berufsausbildung in Westmecklenburg ausgewählt und mit Unterstützung der spanischen Regierung in Deutschkursen vorbereitet. „Die duale Berufsausbildung ist ein hohes Gut und wichtige Basis für die Fachkräftesicherung in unseren Unternehmen“, weiß IHK-Vizepräsident Steffen Timm.
„Unsere IHK-Unternehmen bilden ausschließlich für den eigenen Bedarf aus. Ihr werdet also hier gebraucht und seid uns herzlich in Schwerin, Westmecklenburg und unseren IHK-Ausbildungsunternehmen willkommen“, begrüßte der Vizepräsident die jungen Spanier in der Landeshauptstadt.
Auch die AWO bietet seit einigen Jahren engagierten Menschen aus dem Ausland nicht nur einen Ausbildungsplatz, sondern auch gute Chancen zur Übernahme. Rund 30 Azubis mit ausländischen Wurzeln betreute die Arbeiterwohlfahrt bereits in ihren Einrichtungen – viele von ihnen arbeiten nun in Voll- und Teilzeitbeschäftigung. Hinzu kommen sechs Ehrenamtliche, die die AWO beispielsweise als Sprachmittler unterstützen. „Ich bin für diese Chance sehr dankbar. Hier kann ich etwas tun und anderen helfen und gleichzeitig mein Deutsch verbessern”, sagt Samiya Ahmed Ismail. Die 32-Jährige kam aus Somalia nach Schwerin und spricht neben Somali auch Arabisch, Englisch und inzwischen gutes Deutsch. Mit diesen Fähigkeiten unterstützt sie auf gemeinnütziger Basis den Fachdienst Migration. Wenn sie ihren B2-Level im Deutschkurs abgeschlossen hat, will sie in Schwerin eine Ausbildung beginnen – am liebsten natürlich bei der AWO.
Doch nicht nur Auszubildende und Freiwillige, auch bereits ausgebildete Fachkräfte kommen aus dem Ausland in die Landeshauptstadt. Das Netzwerk für Menschen hat im vergangenen Jahr 13 brasilianische Pflegekräfte angeworben. In Schwerin angekommen, mussten die motivierten Brasilianer erst einmal täglich in den Deutschunterricht. Das Netzwerk unterstützte sie dabei, ihr Krankenpflegestudium in Deutschland anerkennen zu lassen. Ab dem kommenden Jahr können sie so als Fachkräfte in den Einrichtungen der SOZIUS Pflege- und Betreuungsdienste und im Augustenstift arbeiten.

Text: Nele Reiber