Biker sind sauer
Mögliche Fahrverbote ärgern Motorradfreunde
Schwerin • Es ist Sonntagvormittag, die Sonne scheint und der Himmel ist blau – beste Bedingungen für die Motorradliebhaber, einen Ausflug mit dem Zweirad zu machen. Am schönsten ist es dabei, in der Gruppe mit Freunden unterwegs zu sein. Das ist ein Bild, das bei einigen Menschen Ärger hervorruft. Sie verbinden mit Motorrädern vor allem eins: Lärm und Ruhestörung am Wochenende.
Der Unmut der Ruhesuchenden scheint nun auch in der Bundesregierung angekommen zu sein. Seit Mitte Mai ging eine Entschließung durch den Bundesrat, die die wirksame Minderung und Kontrolle von Motorradlärm zum Ziel hat. Um das zu erreichen, sollen zum Beispiel neu zugelassene Motorräder nur noch einen Geräuschpegel von 80 dB erreichen dürfen. Zum Vergleich: Ein Rasenmähertraktor kann schon mal 86 dB erreichen. Auch soll es möglich sein, dass die Länder beschränkte Fahrverbote für Motorräder an Sonn- und Feiertagen verhängen können. 2.100 Krafträder waren im vergangenen Jahr in der Landeshauptstadt Schwerin zugelassen. Ein gravierender Anstieg, wie in anderen Bundesländern, ist hier nicht zu verzeichnen.
Biker fürchten Verlust ihres Hobbys
Dennoch ist die Schweriner Bikerwelt durch den Gesetzesvorstoß in Aufregung. Besonders die möglichen Fahrverbote stoßen den Bikern sauer auf. Deshalb haben mehr als 1.000 Teilnehmer Anfang Juli mit einem Motorradkorso demonstriert, der die Zweiradfahrer bis vor die Staatskanzlei führte. Organisator Hans Barner vom Free Harley Chapter Hagenow begründete den Protest: „Motorradfahren ist ein Hobby. Dem können wir fast nur am Wochenende nachgehen. Deshalb fordern wir von der Politik, die Bunderatsinitiative nicht umzusetzen.” Nach Ansicht der Biker würde durch mögliche Fahrverbote tausenden Motorradfahrern ihr Hobby genommen. Außerdem könnte der Tourismuswirtschaft ein Stück ihrer Einnahmen durch fehlende Restaurant- oder Hotelbesuche der Zweiradfreunde verloren gehen.
Unterschiedliche Reaktionen aus der Politik
Der massive Protest der Schweriner Biker fand nicht nur deutschlandweit Beachtung, er erreichte auch Mecklenburg- Vorpommerns Verkehrsminister Christian Pegel. Der reagierte auf den Unmut der Zweiradfreunde beschwichtigend und verwies darauf, dass der Bundesratsbeschluss keineswegs ein generelles Fahrverbot an Sonn- und Feiertagen darstelle. Möglich wäre es aber schon, bei „besonderen Konfliktfällen zeitlich begrenzte Verkehrsverbote zu verhängen” – so die Formulierung des Bundesratsbeschlusses. Bikerclub-Präsident Hans Barner befürchtet, dass bei den Motorradfahrern beliebte Streckenabschnitte, zum Beispiel in der Nähe der Elbe, gesperrt werden könnten. Da er unterschiedliche Informationen zur Auslegung des Bundesratsbeschlusses in MV gehört haben will, hat er sich jetzt an das Bundesverkehrsministerium gewandt. Von da heißt es schriftlich: „Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat dazu eine andere fachliche Sichtweite. Der Minister will keine weiteren Verbote und Verschärfungen für Motorradfahrer”. Eine Nachricht, die Hans Barner gefreut hat. „Na geht doch, warten wir weiter ab!”
Steffen Holz