Beiläufige Dorfschönheiten

Ausstellung von Carl Malchin geht in die Verlängerung

Schlittenpartie im begehbaren Gemälde
Schlittenpartie im begehbaren Gemälde, Fotos: maxpress

Schwerin • Die großen Kunst-Museen überbieten sich gerade gegenseitig mit den immer gleichen Popstars der Kunstszene. Das Staatliche Museum Schwerin setzt dagegen auf Regionalität und den Eigenbestand. Und feiert mit der wunderbaren Ausstellung „Von Barbizon bis ans Meer“ Carl Malchin, der vor 150 Jahren als Erster die Mecklenburger Landschaft und deren Bewohner malte, und seine Vorbilder.  

Die weite Endmoränen-Landschaft, die Ostseestrände, Bauerndörfer und die schmucken Städte machen Mecklenburg-
Vorpommern zur beliebtesten deutschen Urlaubsregion. Die Mecklenburger selber sahen in ihrer gewohnten Umgebung lange nichts Besonderes. Bis die Kunst kam. In Person des Malers Carl Malchin (1838-1923). Der hielt den Alltag der einfachen Leute, das Beifällige des Landlebens auf der Leinwand fest.
Und von der Landschaft konnte er gar nicht genug bekommen, fast jedes Dorf im Umkreis von Schwerin stand ihm Modell. Schön ist daher die Idee, 140 Malchin-Gemälde nach Ortsnamen sortiert in einen Raum zu hängen. Schon zur Eröffnung brachten Besucher aktuelle Fotos der Motive mit und verglichen die Veränderungen zu den Gemälden (Foto rund).
Im Durchgang zur Ausstellung tauchen die Besucher sogar in die Gemälde ein, die Kutsche in der „Winterlandschaft Neu-Brenz bei Neustadt-Glewe“ fährt  durch den Schnee, aus dem Schornstein steigt Rauch auf. Studenten der Uni Wismar hauchten der gemalten Szenerie durch Digitalisierung Leben ein.
Malchin wurde stark durch die französische Malergruppe „Schule von Barbizon“ beeinflusst. Wie sie fertigte er in der Natur bereits Skizzen an, statt nur im Atelier aus der Erinnerung zu malen. Auch Bilder dieser Vorbilder sind zu sehen, Leihgaben aus aller Welt. Bei Malchin konnte sich das Staatliche Museum im eigenen Bestand bedienen. Schon zur Eröffnung standen die Besucher Schlange. Statt mit Picasso und Co. können Museen auch mit gut verpackter Heimatnähe punkten; zu sehen im Staatlichen Museum Schwerin noch bis zum 5. Januar 2020.

maxpress/Florian Daniel Maaß


BU2: Museums-Landpartie mit Bollerwagen
BU3: Zur Eröffnung brachten Besucher aktuelle Fotos der Motive mit und verglichen die Veränderungen zu den Gemälden