Ausbildungsmarktbilanz 2017 Westmecklenburg

Chancen im Land nutzen!

Gemeinsam mit Edgar Hummelsheim, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Schwerin (HWK) und Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Schwerin zieht die Schweriner Arbeitsagentur heute die traditionelle Bilanz des abgelaufenen Berufsberatungsjahres in Westmecklenburg. Wie hat sich vom 1. Oktober 2016 bis zum 30. September 2017 die Situation auf dem Ausbildungsmarkt entwickelt?

140 unvermittelte Bewerber/innen und 482 unbesetzte Ausbildungsstellen - das ist die Bilanz des auslaufenden Berufsberatungsjahres. „Die Lücke am Ausbildungsmarkt ist nicht kleiner geworden“, so Guntram Sydow, Chef der Schweriner Arbeitsagentur. „Rein rechnerisch kommen rund 3,5 unbesetzte Ausbildungsplätze auf einen unvermittelten Jugendlichen“, so Sydow. „Aus der Sicht der Bewerber/innen ein gutes Verhältnis. Für die Unternehmen allerdings weiterhin ein Alarmsignal. Denn sie müssen sich noch stärker bewegen, um attraktiv für junge Leute zu sein.“

Die Zahl der gemeldeten Bewerber/-innen (2.798) ist mit insgesamt 100 bzw. 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen. Dies ist schwerpunktmäßig auf die vielen zusätzlichen Aktivitäten der Bewerbergewinnung zurückzuführen. Die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsplätze ist im gleichen Zeitraum um 1,5 Prozent (49) leicht gesunken. Insgesamt wurden der Schweriner Arbeitsagentur seit Oktober letzten Jahres 3.181 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet.

Der Agenturchef ist sich sicher, dass sich die Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz in den nächsten Wochen noch ein Stück weit reduziert wird. „Einige werden auf freigewordene Lehrstellen nachrücken oder im Rahmen unseres ‚Langzeitschnupperpraktikums', der sogenannten Einstiegsqualifizierung (EQ), bei einem Betrieb anfangen. Die Zahl der freien Lehrstellen wird allerdings auf dem hohen Niveau bleiben.

Um die Zukunft zu meistern, müssen alle Potenziale an jungen ausbildungsfähigen und ausbildungswilligen Frauen und Männern erschlossen werden. Wir haben in der Region zu wenig Jugendliche für das große Angebot an Lehrstellen und gleichzeitig bleibt der Wunsch der Schülerinnen und Schüler ihre Schullaufbahn mit einem Abitur zu beenden, unbeirrt hoch. Eine Kombination zwischen Studium und Berufsausbildung stellt gerade für diese Teenager eine interessante Alternative dar. Angebote, die auf ein duales Studium abzielen erhöhen die Attraktivität der betrieblichen Ausbildung. „Wir empfehlen Unternehmen daher insbesondere die dualen Studienangebote auszubauen. Die Gewinnung von ausländischen Jugendlichen für die Berufsausbildung ist außerdem eine sehr wichtige und sinnvolle Ergänzung. Überdies ist es notwendig auch die Jugendlichen in die Bewerberauswahl einzubeziehen, die aufgrund ihrer Schulnoten und Schulabschlüsse bisher nicht im Fokus standen. Nicht immer sollte die Schulnote allein Entscheidungsgrundlage für die Auswahl der künftigen Fachkraft sein. Jugendliche, die in der Schule keine ‚Olympioniken' waren, können sich in der praktischen Ausbildung ausgezeichnet machen.“ Die Arbeitsagentur kann - neben der Einstiegsqualifizierung und den ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) - Betriebe im Laufe der Ausbildung auch mit der sogenannten „Assistierten Ausbildung“ (AsA) unterstützen.

Ausbildungssituation im Handwerkskammerbezirk Schwerin

Zum Ausbildungsbeginn 2017 konnte das Handwerk des Kammerbezirks Schwerin ein Plus bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse verbuchen. So liegt zum Stichtag 30. September die Zahl der neu eingetragenen betrieblichen Ausbildungsverhältnisse um 5,4 Prozent über dem Vorjahreswert.

„Unser deutliches Plus bei den neuen Ausbildungsverträgen stimmt uns zuversichtlich, dass sich das Handwerk im Wettbewerb um ausbildungswillige und motivierte Jugendliche behaupten kann und offenbar gute Angebote macht“, sagt Edgar Hummelsheim, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Schwerin. „Der ausbildenden Wirtschaft macht aber nach wie vor der starke Trend zu Abitur und Studium zu schaffen. Zwar mehren sich die Stimmen in Politik und Gesellschaft, die ein Umdenken zugunsten der beruflichen Bildung fordern, es wird aber noch dauern, bis dies in den Köpfen von Jugendlichen und deren Eltern ankommen wird. Wenn im Zuge der Digitalisierung aber vermeintlich sichere Berufsperspektiven wegbrechen, wird dies sicher die notwendige Trendwende beschleunigen.“

Die Handwerkskammer Schwerin zählt zum Stichtag 30. September insgesamt 662 neu eingetragene Ausbildungsverhältnisse, davon sind 644 betrieblich abgeschlossen worden. Dies entspricht einem Zuwachs von insgesamt 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Bei den betrieblichen Verträgen wurde ein Zuwachs von 5,4 Prozent verzeichnet. Die Anzahl der außerbetrieblichen Ausbildungsverhältnisse liegt bei derzeit 18 Plätzen (Vorjahr 25 Verträge) Zuwächse sind zu vermelden insbesondere im Dachdeckerhandwerk, Zimmererhandwerk, bei den Kraftfahrzeugmechatronikern, Maler- und Lackierern, Anlagenmechanikern SHK, Elektronikern und Friseuren.

Zum neuen Ausbildungsjahr begannen 34 Flüchtlinge (10 aus Afghanistan, 2 aus Ägypten, 2 aus Albanien, 1 aus Armenien, 1 aus Eritrea, 2 aus Irak, 9 aus Syrien, 7 aus Ukraine) ihre Ausbildung im Handwerk des Kammerbezirks.

Auch in diesem Jahr blieben viele Ausbildungsplätze im Kammerbezirk Schwerin unbesetzt. In der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Schwerin waren am 30. September noch 90 Angebote in 79 Betrieben gelistet. Die meisten freien Stellen werden in den Berufen Metallbauer (10), Fliesen-, Platten- und Mosaikleger (9), Kfz-Mechatroniker (9) und Fleischer (7) gezählt.

80,6 Prozent der neuen Auszubildenden sind männlich. Mit 19,4 Prozent ist der Mädchenanteil an den Auszubildenden im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken (Vorjahr 21 Prozent).

Der größte Teil der Auszubildenden verfügt über den Abschluss der Mittleren Reife 52,1 Prozent (2016: 49,3 Prozent), die Berufsreife beträgt 25,1 Prozent (2016: 32,0 Prozent). Der Anteil der Abiturienten ist leicht gesunken 12,6 Prozent (2016: 13,3 Prozent) Die Anzahl der Auszubildenden mit Förderschulabschluss/ohne Abschluss ist mit 5,6 Prozent (2016: 4,1 Prozent) wieder gestiegen. 4,6 Prozent der Abschlüsse sind im Ausland erworben und nicht zuzuordnen.

Insgesamt befinden sich zum Stichtag 30.09.2017 über alle Lehrjahre 1.914 Auszubildende im Handwerk des Kammerbezirkes Schwerin in der Ausbildung.

Gelungener Start für IHK-Ausbildungsunternehmen in Westmecklenburg

„Zum 1. Oktober 2017 haben insgesamt 1.282 Jugendliche ihre Berufsausbildung in den IHK-Unternehmen Westmecklenburgs begonnen. Damit ist die Anzahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse seit nunmehr sieben Jahren stabil“, schätzt Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin die Ausbildungssituation in den IHK-Unternehmen Westmecklenburgs ein.

Die Berufsbereiche sind breit gestreut. An der Spitze steht der Handel mit 22 Prozent, gefolgt vom Hotel- und Gastgewerbe mit 15 Prozent und von der Metalltechnik mit 13 Prozent sowie den sonstigen kaufmännischen Berufen (Büro, Lagerlogistik, kaufmännisch).

In den kaufmännischen Ausbildungsberufen liegt der Anteil der durch die IHK zu Schwerin betreuten Jugendlichen bei insgesamt 71 Prozent, in den gewerblich-technischen 29 Prozent. Im ersten Ausbildungsjahr kommen knapp 10 Prozent der Auszubildenden aus anderen Ländern.

Mehr als die Hälfte der neuen Ausbildungsverträge wurden mit Absolventen der Regionalschulen geschlossen (52 Prozent), 22 Prozent mit Fachhochschul- und Hochschulreife, 20 Prozent mit Berufsreife und 3 Prozent ohne Schulabschluss. Weitere 3 Prozent der neuen Auszubildenden haben ihren Schulabschluss im Ausland erworben.

Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin betonte: „Die IHK-Lehrstellenbörse war dabei eine sehr gute Hilfe zur langfristigen Entscheidungsfindung. Es waren über 900 offene Ausbildungsstellen für den Ausbildungsstart 2017 im Angebot. Die Zahlen für den Ausbildungsmarkt Westmecklenburg dokumentieren die hohe Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen in der Region.“ „Trotz des erfreulichen Bildes konnten dennoch erneut zahlreiche Ausbildungsstellen nicht besetzt werden. In der IHK-Lehrstellenbörse sind bereits heute über 700 freie Plätze für den Ausbildungsstart 2018 eingestellt“, so Eisenach weiter.

Die Gewinnung von ausländischen Jugendlichen für die Berufsausbildung ist eine gute Bereicherung des Ausbildungsmarktes. Zum 30. September befinden sich 235 Auszubildende in der Berufsausbildung. Die ausländischen Jugendlichen aller Ausbildungsjahre kommen aus 24 Staaten. An der Spitze steht Spanien mit 93, gefolgt von der Ukraine mit 23, Syrien mit 19 Jugendlichen und Griechenland und Russische Föderation mit je 9. Es sind aber auch junge Leute aus Polen, Ungarn, Bulgarien, Afghanistan, Indien und Iran vertreten.

Siegbert Eisenach unterstrich ferner: „Diesen Erfolg gilt es auch in den nächsten Jahren auszubauen. Die Jugendlichen erfahren in den Unternehmen oft eine besondere und intensive Betreuung, wie zum Beispiel bei der Suche nach einer Unterkunft sowie beim Festigen der deutschen Sprache. Auch durch diese Hilfe kann die Ausbildung erfolgreich verlaufen“.

Gegenwärtig absolvieren insgesamt 235 ausländische Jugendliche ihre Berufsausbildung in den IHK-Unternehmen Westmecklenburgs. Davon lernen 113 Auszubildende im 1. Lehrjahr, 76 ausländische Auszubildende im 2. Ausbildungsjahr, 43 im 3. Ausbildungsjahr und 3 im 4. Ausbildungsjahr.

„Die aktuellen Daten zeigen, dass das Ausbildungsmarketing und Betriebspraktika zur Gewinnung und Integration von zugewanderten Jugendlichen wichtige Wege sind. Die Anzahl der Herkunftsländer und somit das Interesse für eine Ausbildung in Deutschland ist deutlich gestiegen. Auch die Unternehmen in Westmecklenburg sind daran interessiert, ausländische Auszubildende und Mitarbeiter in ihre Betriebe zu integrieren. Der Ausbau der interkulturellen Kompetenz ist dabei weiterhin eine wichtige Herausforderung“, so Eisenach weiter.

Für alle gilt aber gleichermaßen, dass die Ausbildung solcher Jugendlicher kein Selbstläufer ist. Ein einfaches Übertragen der Erfahrungen mit deutschen Auszubildenden auf ausländische führt nicht automatisch zu einem positiven Ergebnis. Hier ist Anpassung und Entwicklung gleichermaßen gefordert. Eines gilt aber, am Ende der Ausbildung absolvieren alle Auszubildende die gleiche Abschlussprüfung, und das in deutscher Sprache.

Nicht jeder Schulabgänger, der eine Berufsausbildung aufnehmen möchte, verfügt über die notwendige Ausbildungsreife. Das hat verschiedene Ursachen, unter anderem in seinem Leistungsvermögen sowie in seiner Persönlichkeitsentwicklung. Die Einstiegsqualifizierung (EQ) eröffnet Jugendlichen einen erfolgreichen Start in die Berufsausbildung. Betriebe sind so in der Lage, Jugendliche über die Einstiegsqualifizierung an eine erfolgreiche Ausbildung heranzuführen.

Abschließend forderte Sydow alle Schülerinnen und Schüler - auch Abiturienten -die 2018 ihre Schulzeit beenden auf, sich bereits jetzt über die spannenden Ausbildungsberufe in Westmecklenburg zu informieren. „Nutzen Sie unsere Selbsterkundungsprogramme, besuchen Sie das Berufsinformationszentrum und vereinbaren Sie vor allem Gesprächstermine mit Ihrer/m Berufsberater/in. Je früher Sie aktiv werden, desto größer sind Ihre Chancen, den Traumberuf in der Heimat zu erlernen!“


Einen Beratungstermin - auch zu den Unterstützungsmöglichkeiten - bei der Berufsberatung können Jugendliche unter der kostenfreien Service-Rufnummer 0800 4 5555 00 vereinbaren. Für die Meldung zusätzlicher Ausbildungsplätze, bei Fragen zur Einstiegsqualifizierung (EQ), zu den ausbildungsbegleitenden Hilfen und der assistierten Ausbildung können Personalverantwortliche die kostenfreie Arbeitgeberservice-Rufnummer 0800 4 5555 20 nutzen oder sich direkt an ihren persönlichen Ansprechpartner im gemeinsamen Arbeitgeber-Service Westmecklenburg wenden.

Top 5 der unbesetzten Ausbildungsplätze

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