WAG: Auf gutem Weg bis zur Nordsee

Gereinigtes Abwasser aus Schwerin-Süd weist vergleichbare Qualität wie die natürlichen Zuläufe auf

Schwerin • Beim Tag der offenen Tür anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Wasserwerkes Mühlenscharrn informierten sich hunderte Gäste über die Trinkwassergewinnung und Aufbereitung. „Auch für die Kläranlage in Schwerin-Süd gibt es großes Interesse. Besucher und Schulklassen verfolgen die Abwasseraufbereitung und staunen, wie klar das Wasser ist, wenn es nach dem Reinigungsprozess abfließt“, weiß WAG-Gruppenleiterin Britta Dumke. „Oft schließt sich die Frage an, welchen Weg das Wasser nimmt...“
 
Früher, als die Kläranlage in der Bornhövedstraße noch in Betrieb war, gelangte das vorbehandelte Wasser tatsächlich in den Schweriner See. Als Mitte der 70er-Jahre durch Baumaßnahmen auf dem Großen Dreesch und die Industrieansiedlung in Schwerin-Süd deutlich mehr Abwasser anfiel, entstand die neue Anlage in Süd. „Das behandelte Abwasser wurde ganzjährig landwirtschaftlich verwertet, indem es verregnet oder im Winter auf Pappelflächen ausgebracht wurde“, erinnert sich Jörg Flissakowski, der bei der WAG verantwortlich für die Unterhaltung des Ableitungssystems ist.
Fielen 1975 rund sieben Millionen Kubikmeter Abwasser an, so waren es – durch den deutlich gestiegenen Trinkwasserverbrauch  – im Jahr 1988 rund 16 Millionen Kubikmeter. „Heute liegen wir wieder bei rund sieben Millionen Kubikmetern“, sagt Britta Dumke.  Diese werden nach vollbiologischer Aufbereitung dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt. „Anfang der 90er-Jahre haben wir das Ableitungssystem künstlich ausgebaut. Die ersten fünf Kilometer sind verrohrt. Weiter geht es auf einer Länge von 1,5 Kilometern in einem künstlich angelegten Graben, der, nochmals verrohrt, in die natürliche Vorflut mündet. Über den Schwarzen Graben und die Sude fließt das Wasser in die Elbe und von dort in die Nordsee“, erklärt Jörg Flissakowski. Das gesamte System wird bewirtschaftet. Und zwar durch die Wasser- und Bodenverbände Schweriner See-Obere Sude sowie Boize-Sude-Schaale. Die Unterhaltung des Abflusssystems ist aufwändig. Böschungen, die zunehmend durch Nutria unterhöhlt werden, sind zu befestigen. Ablagerungen wie Schwemmsand müssen beräumt werden. Zwei Mal pro Jahr erfolgt eine Entkrautung. „Gemeinsame Begehungen zeigen den Handlungsbedarf auf. Die Abstimmungen sind unkompliziert. Wir haben seit 1995 eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Schweriner Abwasserentsorgung (SAE)“, sagt Andreas Schwebs, Geschäftsführer des Wasser- und Bodenverbandes Boize-Sude-Schaale. Auch in finanzieller Hinsicht erweist sich die SAE als fairer Partner: Eine der beiden jährlichen Krautungen, die mit energiesparender Doppelmessertechnik vorgenommen werden, bezahlt das Schweriner Unternehmen. Auch bei Instandsetzungen werden die Kosten geteilt. „Wir tragen auf diese Weise gern zum Umweltschutz bei: Unser gereinigtes Abwasser weist eine vergleichbare Qualität auf wie die natürlichen Zuläufe der Sude“, bestätigt SAE-Werkleiter Lutz Nieke.

BU1: Andreas Schwebs und Thomas Wojak stimmen mit Jörg Flissakowski Pflegearbeiten am Schwarzen Graben ab. Regelmäßige Pflegemaßnahmen, die Befestigung von Böschungen und die Solberäumung sorgen dafür, dass das geklärte Abwasser störungsfrei abfließt, Fotos: maxpress/ba
BU2,3,4: Gereinigtes Abwasser gelangt über ein Rohr- und Grabensystem in den natürlichen Kreislauf. Zur Gewährleistung des Abflusses sind regelmäßige Entkrautungen der Gräben nötig, in denen sich auch Wasserbewohner wohl fühlen

Text: Barbara Arndt