Auf ein Wort

Liebe Leserinnen und Leser,

wenn ich so am rauschenden Meer stehe und aus weiter Ferne herzliches Kinderlachen höre, ist das für mich das Leben. Auch wenn meine Nachbarn zum hundertsten Mal lauthals streiten, ist das für mich immer noch das Leben. Denn es gehören immer zwei Seiten dazu. Es gibt nicht immer nur schwarz und weiß oder laut und leise. Während andere nicht bei offenen Fenstern einschlafen können, weil ein „Miau” von draußen sie bereits aus den schönsten Träumen reißt, stört es mich nicht im Geringsten, was um mich herum passiert, wenn ich müde bin. Und genau darum geht es am Ende doch: Wir alle sind verschieden und nehmen Situationen unterschiedlich wahr. Möglicherweise sehen meine Kollegen sogar Farben viel kräftiger als ich. Woher soll ich das wissen? Gerade deshalb bin ich der Meinung, dass es nicht ausreicht, von der eigenen Wahrnehmung auf den Rest der Welt zu schließen. Durch gegenseitige Rücksichtnahme könnten Streit- und Stresssituationen oft umgangen werden. Sich einfach mal kurz in die nähere Umgebung hineinversetzen und sich fragen: Wie würde ich das jetzt finden, wenn nachts um drei Uhr die Waschmaschine schleudert? Das wäre nach meinem Empfinden ein guter Anfang. Und dazu gehört eben auch, dass ich mir vorher überlege, ob ich neben einen Nachtclub oder Kindergarten einziehen möchte, wenn mich die Menschen dort eigentlich rund um die Uhr nerven. Denn genauso, wie ich daran denken sollte, dass andere vielleicht ihre Ruhe haben möchten, gibt es auch viele Menschen, die etwas zu feiern haben oder eben gerne mit schrillen Feuerwehrautos spielen. Zur Not: Music on, world off.

Herzlichst, Ihre
Juliane Brettmann