AOK rät: Raus ins Licht, an die frische Luft!

Was bei Stimmungstiefs an trüben Tagen hilft und wann ärztliche Hilfe unbedingt notwendig ist

Jeden Tag mindestens eine halbe Stunde Bewegung im Hellen regt die Produktion von Serotonin an
Jeden Tag mindestens eine halbe Stunde Bewegung im Hellen regt die Produktion von Serotonin an, Foto: AOK Mediendienst

Schwerin • Wenn die Tage kürzer und grauer werden, schlägt dies vielen Menschen aufs Gemüt. Vor allem Beschäftigte sehen im Herbst und Winter kaum die Sonne: Sie fahren im Dunkeln zur Arbeit, haben am Arbeitsplatz meist wenig natürliches Licht und kehren im Dunkeln nach Hause zurück. Der Lichtmangel macht Körper und Seele zu schaffen. Manche Menschen leiden sogar unter einer saisonal-
affektiven Störung (SAD), vielen auch als Winterdepression bekannt.

„Menschen brauchen das Licht für ihr Wohlbefinden. Sonnenlicht beeinflusst viele biochemische Prozesse in unserem Körper – vom Schlaf-Wach-Rhythmus, über die Hormonproduktion, den Hunger und unsere Leistungsfähigkeit“, sagt Birgit Lesch, beratende Diplom-Psychologin bei der AOK Nordost.
Bei wenig Licht schüttet der Körper verstärkt das schläfrig machende Hormon Melatonin aus. Wer aber jeden Tag mindestens eine halbe Stunde einen Spaziergang im Hellen macht, schüttet weniger Melatonin aus und regt durch die Bewegung außerdem die Produktion von Serotonin an.
Sonnenlicht ist auch entscheidend für die Produktion von Vitamin D, das die Knochen stärkt und wichtig für das Immunsystem ist. Bewegung im Freien ist die beste Möglichkeit, den Vitamin D-Haushalt stabil zu halten. Ein kleiner Teil des Vitamin-D-Bedarfs lässt sich auch über die Nahrung decken, zum Beispiel aus fettreichen Fischen wie Lachs oder Hering. Damit tagsüber weniger Müdigkeit aufkommt, sollten Wohn- und Arbeitsräume hell beleuchtet werden. Eine klare Tagesstruktur hilft dabei, nicht in Antriebslosigkeit und Trübsal zu versinken. Dazu gehören feste Schlaf-Wach-Zeiten, möglichst viel Bewegung im Freien und kleine Wohlfühlrituale wie die Tasse Tee am Nachmittag.

Arzt aufsuchen bei Symptomen einer Herbst-Winter-Depression

Es gibt jedoch nicht nur die leichten saisonalen Verstimmungen. Tritt über mehrere Jahre hinweg im Herbst und Winter immer wieder eine anhaltend depressive Stimmungslage mit Antriebslosigkeit und Tagesmüdigkeit auf, kann es sich um eine Herbst-Winter-Depression handeln. Neben den klassischen Symptomen einer Depression treten hier atypische Symptome wie Hunger auf Kohlenhydrate und vermehrtes Schlafbedürfnis auf und die Betroffenen haben Mühe, ihren normalen Alltags-
anforderungen hinterherzukommen. Birgit Lesch rät Betroffenen, sich bei diesen Anzeichen an den Hausarzt, einen niedergelassenen Psychotherapeuten oder an einen psychiatrischen Facharzt zu wenden. Ein Experte kann am besten erkennen, was hinter dem Stimmungstief steckt.

Tipp: Das Online-Selbsthilfeprogramm „moodgym“ der AOK unterstützt bei der Prävention und Linderung depressiver Symptome. Im aktuellen Test der Stiftung Warentest erhielt es als einziges kostenfreies Angebot das Prädikat „Empfehlenswert“. Der Familiencoach Depression der AOK hilft bei der Bewältigung des Alltags mit einem depressiv erkrankten Angehörigen.

AOK/Juhls