Älteste Uhr tickt noch richtig

Peter Petschulat pflegt Uhr in Schelfkirche

Schwerin • Seit mehr als drei Jahrhunderten können die Schweriner mit einem Blick auf die Turmuhr der Schelfkirche erfahren, was die Stunde schlägt. Das macht das Uhrwerk der barocken Kirche zur ältesten öffentlichen Uhr der Stadt. Zum Beginn des Jahres 2017 und damit auch zum Beginn des 20. Jubiläumsjahres der hauspost haben die Redakteure diesen und einige andere Superlative aus Schwerin zusammengetragen.

Dass die Kirchturmuhr in der Schelfstadt nicht nur die älteste, sondern zugleich die komplizierteste ist, weiß Peter Petschulat, der seit über zehn Jahren für die regelmäßige Pflege zuständig ist. Dazu gekommen ist er durch seine Schwiegermutter. Die wohnt  gegenüber der Kirche und habe sich geärgert, dass „ihre Uhr” stehen blieb, nachdem der alte Uhrmacher Gottfried Binder zu alt für die regelmäßige Wartung wurde. „Also habe ich mich entschlossen, da was zu unternehmen. Ich habe mich mit der alten Dame zusammengesetzt und sie hat mir immer mehr von sich preisgegeben”, erzählt der 68-Jährige.
Und zu tun gibt es an der Uhr stets genug. 30 bis 50 Mal im Jahr kommt Peter Petschulat zur Kirche, steigt die 132 Stufen bis in den Turm hinauf und schaut nach dem Rechten. „Was bei allen Uhren gleich ist: Bei sehr heißen Temperaturen werden sie langsamer, bei Frost hingegen schneller. Diese Temperaturempfindlichkeit kommt dadurch, dass die Achsen des Antriebs recht lang sind. Das kann sich in zehn Sekunden pro Tag äußern. Manchmal geht sie auch über eine Minute falsch.” Seine Aufgabe ist es, dies konstant anzupassen. Auf der Uhr steht ein Funkwecker, anhand dessen Petschulat erkennen kann, wie viele Sekunden die Uhr abweicht.  Reinigung und Ölen gehören ebenfalls zu seinen Pflichten. Dafür sucht der Rentner bald nach einem Nachfolger, dem er sein Wissen weitergeben kann. Übrigens: Bis 2005 musste das Uhrwerk noch täglich per Hand aufgezogen werden. Dafür wurden zwei etwa ein zentnerschwere Gewichte hochgekurbelt. Dieses Aufziehen erledigt inzwischen ein extra von Gottfried Binder angefertigter Motor.

jb/nr

 

Fotos: maxpress/(Foto 1): Peter Petschulat kümmert sich heute ehrenamtlich um die Uhr – mit viel Begeisterung/ (Foto 2) Schelfkirche/ (Foto 3,4) Das Herz des Zeitmessers: Das Uhrwerk