Seit 77 Jahren der SWG Schwerin treu
Eveline Lettau zog Weihnachten 1945 als Siebenjährige an den Obotritenring und blieb bis heute
Weststadt • Langjährige Mieter hat die SWG viele – allerdings wenige, die sich seit Jahrzehnten sogar im selben Zuhause wohlfühlen. Eine von ihnen ist Eveline Lettau. Geboren 1938 in Danzig, verschlug es sie in den Kriegswirren 1945 nach Mecklenburg-Vorpommern – zunächst kurzzeitig in eine Baracke bei Güstrow, dann zu Pflegeeltern nach Schwerin. In ihrer 58 Quadratmeter großen Zweizimmerwohnung am Obotritenring ist sie aufgewachsen, hat sie ihren Sohn großgezogen und genießt nun schon eine ganze Weile ihren Ruhestand.
Wenn sie aus ihrer kleinen Loggia auf den grünen Innenhof schaut, erinnert sie sich an ihre Zeit als Kind. „Wir haben dort früher immer gespielt. Es war jeden Tag viel los.“ Gleiches gilt für die „Idiotenrennbahn“ – jenen Treffpunkt zwischen Capitol und Marienplatz, an dem sich die Jungs und Mädels der 1950er-Jahren gegenseitig beäugten. „Schon als 16-Jährige habe ich mir dort meinen Mann ausgeguckt“, sagt sie lächelnd. Was für ein glücklicher Zufall, dass ausgerechnet er sie bei einer Veranstaltung zum Tanzen aufforderte. Schon zwei Jahre später wurde geheiratet – um gemeinsam in der Wohnung bleiben zu können. Denn als Vorläuferin der heutigen SWG, die am 2. September 1957 gegründet wurde, bevorzugte die „Selbsthilfe“ junge Ehepaare. 1962 wurde ihr Sohn geboren, mit dem „Evi“, so wie sie von Freunden genannt wurde, drei Jahre zu Hause blieb. Dann stieg sie wieder in ihren Beruf als Friseurin ein, wechselte später in die Datenverarbeitung und kümmerte sich schlussendlich bei der Volkshochschule 25 Jahre lang um die Verwaltung. Bis 2021 war sie langjährige ehrenamtliche Vertreterin bei der SWG. „Das habe ich gerne gemacht, auch als Mieterin fühle ich mich sehr gut aufgehoben“, betont sie. So hat sie noch immer ihr kleines Reich im Obotritenring. Nur dann und wann zog es sie und ihren Mann in ihr selbst errichtetes Sommerhaus in Schönlage oder auf ihre Lieblingsinsel Sylt. „Unsere Diamantene Hochzeit haben wir noch gefeiert, leider starb mein Mann vor fünf Jahren“, sinniert sie. Nehmen lässt sie sich ihr Heimatgefühl jedoch nicht und sitzt noch immer am liebsten in ihrer Wohnküche – mit Buch, Sudoku und Blick in den Innenhof.
Meike Sump