Schwerin ist bestens auf die Energiesituation im Herbst und Winter vorbereitet
Landeshauptstadt ist gegen die Energiekrise gewappnet
Schwerin • Zwei Kraftwerke hat die Landeshauptstadt, die mit Erdgasantrieb hauptsächlich Fernwärme und Strom erzeugen. Was wird passieren, wenn das gelieferte Gas knapp wird? Wie kann der kommunale Versorger darauf reagieren und welche Pläne hat Schwerin, den Energieverbrauch niedrig zu halten und dabei trotzdem die wichtigen Einrichtungen zu versorgen?
Schon Mitte Juli schickte die Stadtverwaltung Serienbriefe an Unternehmen und Einrichtungen, die als „kritische Infrastruktur“ angesehen werden. Dazu zählen unter anderem Kliniken, Apotheken, Ärzte, Pflegeheime, Wohnungsgesellschaften, Lebensmittelmärkte, Stadtwerke, Tankstellen, Schulen, Kitas und viele andere mehr. In den Serienbriefen wurden die Einrichtungen gebeten, die Art ihrer Energieversorgung und die Alternativen bei einem möglichen Ausfall einer bestimmten Energieart zu beschreiben. „Damit haben die Experten unseres Katastrophenschutzes die Bedarfe abgefragt und planen unter anderem Maßnahmen zum Bevölkerungsschutz, zur Gefahrenabwehr, Sicherung der kritischen Infrastruktur und Arbeitsfähigkeit der Stadtverwaltung und der Versorgungsunternehmen“, erläutert Ordnungsdezernent Bernd Nottebaum. Wie ernst die Situation bei ausbleibendem Gas werden könnte, ist Thema beim Katastrophenschutz der Landeshauptstadt.
Vertreter der Behörde stehen in wöchentlichem Austausch mit den Stadtwerken und anderen Einrichtungen, analysieren die aktuelle Situation und leiten entsprechende Schritte ein, wenn es denn notwendig ist. „Das Ziel ist – im Falle des Ausbleibens der Gasversorgung – das öffentliche Leben aufrecht zu erhalten“, sagt Nanne Schumann vom Katastrophenschutz der Landeshauptstadt. „Das ist zwar das Worst-Case-Szenario, von dem wir zwar nicht ausgehen, das wir aber dennoch durchspielen müssen. Dafür sind wir Katastrophenschützer.“
Für die sichere Versorgung mit Energie sind die Stadtwerke Schwerin zuständig. Das Heizkraftwerk Süd ist wegen der Modernisierung voraussichtlich Ende des Jahres wieder am Netz. Hier kann aber schon jetzt über den Mietkessel mit Heizöl oder einen Heißwassererzeuger Wärme für das Fernwärme-Netz erzeugt werden. Am Heizkraftwerk Lankow sind die Umrüstungen zum alternativen Betrieb mit Heizöl nahezu abgeschlossen – das kann dann also bei Bedarf komplett mit Öl betrieben werden. Für das HKW-Süd sind Umrüstungen auf den flüssigen Brennstoff zur Absicherung der Wärmeversorgung derzeit in der Überlegung. Etwa 60 Prozent der Schweriner Haushalte sind an das umweltfreundliche Fernwärme-Netz angeschlossen. In den Kraftwerken wird zudem mit dem erzeugten Wasserdampf auch Strom gewonnen. Unabhängig von externen Lieferanten sorgen die Stadtwerke mit eigenen Anlagen zur alternativen Energienutzung für eine weitere Versorgungssicherheit. 15 Prozent der Fernwärme werden bereits jetzt durch die Geothermie-Anlage erzeugt – ein weiterer Ausbau ist geplant. Mit der Energie aus der Biogasanlage erzeugen die Stadtwerke 20 Prozent der Fernwärme aus erneuerbaren Energien.
Dass Endverbraucher aufgrund der Gasknappheit frieren müssen, ist aus gesetzlichen Gründen kein Thema. Wohnungseigentümer und Vermieter gelten als geschützte Kunden, deren Versorgung oberste Priorität bei den Stadtwerken eingeräumt wird. Im Falle einer tatsächlichen, physischen Gasmangellage und der Ausrufung der Notfallstufe greift der Staat in den Markt ein. Die Bundesnetzagentur regelt dann die Gasverteilung.
Noch mehr Information zum Thema gibt es in diesem Interview mit Dr. Josef Wolf, Geschäftsführer der Stadtwerke Schwerin.
Steffen Holz