60 Jahre Sternwarte in Schwerin
Planetarium eröffnete am 6. Oktober 1962 als Schulastronomische Station und fesselt Fernrohrgucker bis heute
Ostorf • Als erste und einzige Einrichtung ihrer Art im Norden diente die Sternwarte bis 1990 zunächst dem Astronomie-Unterricht in den ehemaligen Bezirken Rostock und Schwerin. Inzwischen wagen jährlich rund 8.000 Besucher buchstäblich einen Blick in die Sterne – bei Projektionen im Kuppelsaal oder per Weltraumteleskop. Dann offenbaren sich Mond, Planeten, aber auch Galaxien, Sternhaufen und Nebel. Irdischer, aber nicht weniger atemberaubend ist das 360-Grad-Panorama von der Aussichtsplattform über die Stadt.
Das Nebengebäude, heute ein Wohnhaus, war per Durchgang mit dem Planetarium verbunden und beheimatete zahlreiche Arbeitsräume. Ab 1964 kooperierte die Sternwarte mit dem Institut für Ionosphärenforschung Kühlungsborn und war bis 1985 Satellitenbeobachtungsstation im Rahmen der COSPAR, dem Dachverband für wissenschaftliche Aktivitäten in der Weltraumforschung. 1981 zog der Zeiss-Sternenprojektor ins Planetarium ein. Schließlich übernahm 1992 die Volkshochschule die Trägerschaft. Seither fördert die Stadt ihr Kleinod kontinuierlich: 2000 bis 2001 wurde die Außenhaut des Turmes saniert, 2018 erhielt er eine neue Kuppel. Seit 2020 erstrahlt auch der Saal in frischem Glanz – Fußboden und Bestuhlung wurden ersetzt, die Wände gestrichen. Dabei soll es jedoch nicht bleiben. „Wir möchten einen Lernort der Zukunft gestalten, an der Digitalisierung Richtung 3D-Kino arbeiten und weitere Veranstaltungsformate wie Konzerte und Lesungen etablieren“, so Susanne Kapellusch, Leiterin der Volkshochschule.
Per Lastenkran schweben die Einzelteile der neuen Kuppel ein, Foto: M. Wiegmann
Fixiert auf das faszinierende Firmament
Der Astronomische Verein Schwerin brennt für Gestirne und die Technik drumherum
Ostorf • Wer denkt, hinter einem Astronomischen Verein verbirgt sich eine zuweilen eigenwillige Truppe aus Freaks und Eigenbrötlern, der irrt gewaltig: Die Schweriner Hobby-Astronomen sind eine tragende Säule der Sternwarte – sie halten den Betrieb am Laufen. Seit dem Jahr 2000 kümmern sich die rund 20 Mitglieder um die Technik, begeistern Besucher bei ihren öffentlichen Vorführungen, mit Filmen, eigenen Fotos und vor allem ihrem Faible für die Phänomene in den unendlichen Weiten des Weltalls.
Einer von ihnen ist Ulf Schliemann, der 2003 hinzustieß und den später leider tragisch verunglückten Vereinsvorsitzenden Werner Reimann in seiner Funktion beerbte. „Wir sind ein bunter Haufen, keineswegs nur Rentner. Ein Drittel fotografiert gerne, der Rest beobachtet am liebsten oder ist einfach nur interessiert“, erklärt er. Sein Steckenpferd ist die Fotografie. Meistens holt er sich Deep Sky-Phänomene vor die Linse, also jene Himmelsobjekte außerhalb des Sonnensystems – so etwa Sternhaufen, Nebel oder Galaxien (siehe Foto unten). Hierzu hat er auch in seinem Garten eine eigene kleine Sternwarte eingerichtet, gleich mit mehreren Teleskopen. Mit 30 Zentimetern Durchmesser gewährt sein größtes Exemplar schon ganz schön tiefe Einblicke in ungeahnte Weiten. Er kennt sich also aus mit der Technik und gibt wie seine Kollegen sein Wissen gerne weiter. „Wer sich ein Teleskop anschaffen oder verschenken möchte, den beraten wir gerne. Oft reicht auch schon ein gutes Fernglas“, sagt er. Kein Wunder, dass die leidenschaftlichen Sternengucker im Kuppelsaal aus zwei zusammengeschalteten Beamern eine eigene „Full Dome“-Technik gebastelt haben. Dennoch träumen auch sie perspektivisch von einer modernen Ausstattung. Bis dahin treffen sie sich weiterhin einmal monatlich, um gemeinsam in den Himmel zu schauen. „Neue Mitglieder sind herzlich willkommen – einfach unverbindlich vorbeikommen“, betont er. Infos und Termine gibt es unter www.astronomie-schwerin.de.
Meike Sump