Familie Kämmerer startet mit dem Weinanbau in Schwerin

Im Wein liegt die Zukunft auf der Halbinsel Krösnitz

Wirtschaftsdezernent Bernd Nottebaum (l.) und Weinliebhaber Diana und Axel Kämmerer freuen sich über den Weinanbau auf der Halbinsel Krösnitz, Foto: maxpress
Wirtschaftsdezernent Bernd Nottebaum (l.) und Weinliebhaber Diana und Axel Kämmerer freuen sich über den Weinanbau auf der Halbinsel Krösnitz, Foto: maxpress

Krösnitz • Weinanbau in Schwerin? Eine Schaumanufaktur für Wissbegierige auf Fahrradausflug? Und dazu ein gemütlicher Ausschank? Das alles ist keine Schnapsidee, sondern ein wohlgereiftes Konzept für sanften Tourismus auf der Krösnitz. Und dessen Grundidee – der Weinanbau – ist wahrlich nicht weit hergeholt. Schon die Zisterziensermönche hatten im 13. Jahrhundert Wein auf der Halbinsel Ostorf und rund um den Wasserturm Neumühle angebaut.

Axel und Diana Kämmerer sind leidenschaftliche Weinliebhaber und Lokalpatrioten. Ihr Ingenieurbüro auf der Krösnitz ist unweit des historischen Standortes gelegen – und so liegen auch die Visionen für dessen Wiederbelebung nahe. „Wäre es nicht schön, wenn es passend zum Wein ein kleines Bistro gäbe? Und ergänzend zur Wein- und Esskultur wäre auch eine Galerie denkbar. Wir denken an eine Schaumanufaktur und Führungen und der Ortsbeiratsvorsitzende Daniel Meslien wiederum hat die Idee für einen Lehrpfad auf dem Weinberg mit eingebracht“, so Axel Kämmerer.
Die Ideen sprudeln also, der Wein – weiß übrigens – braucht wiederum Gelassenheit. Mittlerweile ranken sich 2.100 Pflanzen an den Rebstöcken hoch, doch bis jeder ausreichend Trauben trägt, dauert es noch – denn Wein wächst zunächst in die Tiefe und dann erst ertragreich in die Höhe. Dennoch wird schon in diesem Jahr die erste kleine Ernte mit Weinherstellung stattfinden. „Es reicht zunächst wohl nur für einige Probierschlucke“, erläutert Diana Kämmerer schmunzelnd und ihr Mann ergänzt mit Blick in die Zukunft. „Klar ist aber, dass wir uns jetzt natürlich schon Gedanken für eine größere Produktion und die passenden Gerätschaften machen müssen.“ Die Sorten Solaris, Muscaris, Sauvitage und Phönix sind mit Bedacht gewählt. Sie sind auch bei feuchterem Wetter widerstandsfähig und haben eine kürzere Reifezeit. „Wir lassen uns von erfahrenen Weinbauern beraten und lernen jeden Tag dazu. Neben Wein können wir dank der Sauvitage auch über Prosecco nachdenken.“
Das Areal war dem Ehepaar bei einem Spaziergang aufgefallen. „Das könnte ja glatt ein Weinberg sein“, sagte Axel Kämmerer zunächst nur so dahin, doch nach und nach reiften sowohl das Interesse als auch die Ideen für das Gelände. Da es unter Naturschutz steht, galt es, besondere Bestimmungen zu berücksichtigen. Bald war für den ehrenamtlichen Naturschutzwart im Siebendörfer Moor klar, dass es Weinanbau unter ökologischen Bedingungen sein könnte – und aus dem Gedanken wurde schneller als erwartet eine Genehmigung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. 2020 wurden die Reben geliefert und mit einem Reihenabstand von 2,80 bis 3 Meter statt nur 1,80 Meter eingepflanzt – so wollen es die ökologischen Grundsätze. Und auch für die Visionen rund um den Weinanbau soll der Naturschutz eine Rolle spielen.
„Wir denken über den Wein hinaus und streben ein vollumfängliches Konzept an“, so Axel Kämmerer beim Pressetermin auf dem Weinberg. „Die Verbindung vom Radfernweg Hamburg-Rügen und dem Residenzstädterundweg ist durch den Eigenbetrieb SDS für die Landeshauptstadt geschaffen, die Umgebung bietet Platz für ein kleines Lokal“, so die Weinbauern gemeinsam. SDS Werkleiterin Ilka Wilczek sagt dazu: „Die Radbrücke zur Krösnitz wird gerne genutzt. Insofern freut es mich, dass dadurch jetzt Ideen für weitere Angebote entstehen.“ Kämmerers Vision ist es, dass Spaziergänger oder Radfahrer in idyllischer Atmosphäre verweilen können: „Für das Bistro laufen bereits Gespräche mit dem Grillteam Bergfest Barbecue, der sich eine Grillstation vorstellen kann.“ Um Ideen wie Verköstigung, Schaumanufaktur, Galerie, Lehrpfad und andere Führungen zu realisieren, sind Kämmerers auch in Gesprächen mit Wirtschaftsdezernent Bernd Nottebaum. „Durch den Bau der Radwegeverbindung Dwang-Krösnitz wurde die Halbinsel wieder deutlicher ins Bewusstsein der Schweriner gerufen. Die Krösnitz ist ideal für den sanften Tourismus. Neben dem Projekt von Familie Kämmerer liegt unser Fokus auf der Entwicklung der Alten Gärtnerei. Hier bieten sich Synergien an“, erläutert Nottebaum.
Diana und Axel Kämmerer suchen für die Pflege der Rebstöcke und ihre Ideen noch interessierte Helfer. Diese können sich per E-Mail an info@weinberg-schwerin.de an die Weinbauern wenden. Verstärkung gibt es zudem vom Verein Weinberg e.V., von Großbauer Eckhard Harder aus Barnin und Weinbauerin Anne Elisabeth Hugger. „Wer etwas erreichen möchte, braucht den Austausch mit Menschen, die die Leidenschaft teilen“, so Diana Kämmerer. „Wir freuen uns, dass wir schon viele dieser Menschen gefunden haben und hoffen auf noch mehr.“

Unternehmensgruppe Kämmerer