Alkoholsucht im Alter individuell begleiten

Der spezialisierte Bereich im Haus „Am Fernsehturm“ unterstützt erkrankte Pflegebedürftige im Alltag

Es gibt viele Gründe, zum Alkohol zu greifen und nicht immer ist er ein reines Genussmittel. Manch einer betäubt damit auch seine Schicksalsschläge, wie den Verlust der Arbeitsstelle oder die Trennung vom Partner.
Silke Techentin vom Sozialen Dienst und Thomas Grosch aus der Pflege kümmern sich im Suchtbereich des Haus „Am Fernsehturm“ um die Pflegebedürftigen, Fotos: Netzwerk für Menschen

Neu Zippendorf • Es gibt viele Gründe, zum Alkohol zu greifen und nicht immer ist er ein reines Genussmittel. Manch einer betäubt damit auch seine Schicksalsschläge, wie den Verlust der Arbeitsstelle oder die Trennung vom Partner. Wird aus dem Konsum eine Sucht und die betroffene Person pflegebedürftig, geben die Mitarbeiter vom Suchtbereich im Haus „Am Fernsehturm“ Halt.

„Jeder unserer Bewohner hat eine bewegte Geschichte hinter sich und seinen persönlichen Grund, hier zu sein. Ich sehe in jedem seine Persönlichkeit und schenke ihm meine Achtung. Das ist für mich eine Herzensangelegenheit“, berichtet Silke Techentin, Mitarbeiterin vom Sozialen Dienst.

Der Zusammenhalt zwischen den Bewohnern und Mitarbeitern auf dem Wohnbereich ist stark und das Verhältnis familiär. Gemeinsam strukturieren sie den Tag wie im eigenen Zuhause, gehen einkaufen, kochen, machen Sport und genießen hauseigene Veranstaltungen. Dazu kommen Gesprächsrunden und Gedächtnistraining, da die Bewohner häufig unter dem Korsakow-Syndrom leiden.

Die Erkrankung des Gehirns entsteht durch starken Alkoholkonsum und äußert sich vor allem durch Gedächtnisstörungen. Auf dem Suchtbereich geht es nicht zwingend darum, abstinent zu werden. Es dürfen kontrolliert geringe Mengen an Alkohol konsumiert werden. Betrunkene und aggressive Bewohner gibt es daher nicht. Die suchterkrankten Pflegebedürftigen lernen, mit dem Alkohol und ihren Gefühlen umzugehen, Verantwortung für sich zu übernehmen und einen Lebenssinn zu sehen.

„Viele Bewohner sind bei der Aufnahme abgemagert und bettlägerig. Bei uns erhalten sie Pflege, Medikamente, regelmäßige Mahlzeiten und Beschäftigung und können sich gut erholen“, erzählt Pflegefachkraft Thomas Grosch. Manche Bewohner können zurück in ihre Häuslichkeit ziehen, andere verbringen ihr Lebensende im Haus „Am Fernsehturm“.

Ein Teil findet wieder Verbindung zur eigenen Familie, ein anderer Teil findet stattdessen auf dem Wohnbereich seine neue Familie. Auch neue Bewohner werden immer herzlich in der Gruppe aufgenommen. Bei Bedarf können sich interessierte Personen telefonisch unter der Nummer (0385) 303 08 10 melden.

maxpress/Sophia Vortmann