Künstler mit Holz und Haar
Nando Kallweit ist Ur-Schweriner und liebt sein kreatives Handwerk
Badow • Er ist in Schwerin geboren und hat hier lange gelebt. Heute wohnt er im Umland mit eigenem Haus und einem Garten, der im Sommer mit schönen und farbenfrohen Blumen einladend blüht. Das Atelier für seine kreativen und handwerklichen Arbeiten hat Nando Kallweit direkt mit auf dem Grundstück. So kann er werkeln und probieren, wann immer es ihm passt. „Ich mag die Selbstständigkeit“, sagt der leidenschaftliche Künstler.
„Die Nachbarn müssen aber keine Angst haben“, erzählt er lachend. „In der Nacht fange ich nicht mit Säge- oder Schweißarbeiten an.“ Holz und Bronze sind die Materialien, aus denen Nando Kallweit Kunstwerke schafft. „Als Kind habe ich mit dem Schnitzen angefangen und mich an Ästen versucht.“ Aus den Versuchen wuchs eine Leidenschaft und mittlerweile stehen seine Holzkreationen in Galerien oder im öffentlichen Raum – im Schlosspark in Putbus zum Beispiel, aber auch im Schweriner Stadtbild.
Skulpturen wie „Die drei Damen“ fallen beim Fahren und Spazieren entlang des Ostorfer Sees auf. Auch die beliebte Holzfigur „Nandolino“ am Pfaffenteich hat er entworfen. Derzeit schafft Kallweit eine neue Version des Drachens, die dann hoffentlich länger bestehen bleibt. „Kinder haben sehr gerne auf Nandolino gespielt und geklettert“, sagt der Drachenschöpfer. „Dadurch wurde das Material allmählich morsch. Gerade arbeite ich an einer neuen Skulptur, die auf jeden Fall als Nandolino wiedererkennbar sein wird.“ Dass der sympathische Drache in der Landeshauptstadt so beliebt ist, freut Nando Kallweit. „Als die Kita, die ich früher selber besucht habe, nach meiner Figur benannt wurde, fand ich das richtig toll.“
In seinen ersten Lebensjahren lebte der Künstler in der Wismarschen Straße. Nebenan verliefen früher bereits die Bahngleise. „Damals sind noch Dampfloks gefahren. Immer wenn wir einen Zug gehört haben, mussten wir die Wäsche reinholen, damit die nicht schwarz wird vom Ruß“, berichtet er von seinen Kindheitserinnerungen. „Die Bahn brauchte bergauf ordentlich Antrieb, da hat es also ganz schön gequalmt.“ Später ist er mit der Familie in die Weststadt gezogen und war auf dem Sportgymnasium. „Seit der zweiten Klasse habe ich Volleyball gespielt und war mehrmals in der Woche beim Training auf dem Dreesch. Mir hat auch gefallen, dass ich mit meiner Sportbefreiung an den Samstagen keine Schule hatte“, sagt er lachend. Berufswünsche hatte Nando Kallweit damals schon: „Chefkonservator von Schwerin wollte ich werden und mich um Restaurationen kümmern. Holzbildhauer war auch schon mal ein Gedanke.“ Gelernt hat er aber erstmal bei der Bauschule in der Friesenstraße und wurde zum Baufacharbeiter mit Abitur.
„Am Anfang der Lehrzeit gab es den vormilitärischen Dienst. Da haben wir Lehrlinge noch Handgranatenattrappen durch die Lankower Berge geworfen.“ Nach der Wende wurde Kallweit noch von der NVA für den Dienst in der Bundeswehr gemustert. „Das war komisch. Aber unterordnen ist nichts für mich, das wusste ich schon als Jugendlicher. Deshalb habe ich lieber Zivildienst gemacht.“ Den hat er in der Psychiatrischen Klinik geleistet. „Dort war ich einer der Betriebshandwerker und habe alles gemacht: Bäder fliesen, Essen fahren oder Fenster reparieren. Das hat Spaß gemacht.“ Zur Abiturzeit in Schwerin hat er bereits Annett kennengelernt und studierte mit ihr in Lübeck. Seit 1995 sind die beiden Bauingenieure verheiratet und haben nicht nur privat einen engen Draht. Sie regelt das Management und die Buchhaltung, was eine große Erleichterung für den Künstler ist. „Wenn ich das machen würde, würde das meine Kreativität hemmen und ich käme nicht zum Arbeiten.“
Für Ausstellungen ist er viel in Europa unterwegs. Vor allem die leckeren Köstlichkeiten in Italien erfreuen den Bildhauer. „Ob in Rom, Mailand oder der Toskana – mit dem Wein und dem wunderbaren Essen lässt es sich dort bestens aushalten“, erzählt Nando Kallweit lachend und trainiert einige Kalorien mit dem Rad wieder ab. Am wohlsten fühlt er sich aber im heimischen Mecklenburg und stellt fest: „Ich komme viel herum, aber Schwerin ist meine Stadt.“
Matti Kruck