Verlag mit Ausblick auf Kran und Bagger

Thomas Helms wohnt in der Wallstraße 46 und erlebt inzwischen den Bau der dritten Brücke

Besonders wenn es sehr warm ist und die Fenster zum Lüften weit offenstehen, spürt Thomas Helms die Bauarbeiten vor seinem Haus hautnah. Wie viele andere Anwohner hat er sich jedoch an die Baustelle gewöhnt.
Fast könnte er den Kran berühren. Thomas Helms lebt direkt an der Baustelle Wallstraße, Foto: maxpress

Schwerin • Besonders wenn es sehr warm ist und die Fenster zum Lüften weit offenstehen, spürt Thomas Helms die Bauarbeiten vor seinem Haus hautnah. Wie viele andere Anwohner hat er sich jedoch an die Baustelle gewöhnt.

Seit 1949 lebt der Mann in Schwerin. Das Haus, in dem er seinen Verlag betreibt, gehört der Familie seit 1904 und steht direkt an der Ecke Wallstraße-Eisenbahnstraße. Auf dem Tisch liegt die Zeichnung des Wohngebietes aus dem Jahr 1866. Die zeigt eine schmale Brücke über die damalige Bahnstrecke. „Dieses Bauwerk war wohl nur für Fußgänger geeignet, denn andere Quellen, die ich gefunden habe, weisen auf die Fertigstellung einer befahrbaren Brücke im Jahr 1893 hin“, sagt Thomas Helms. Im Zweiten Weltkrieg blieb dieses Bauwerk während eines Bombenangriffes auf Schwerin wie durch ein Wunder verschont.

Häuser im Umkreis dagegen fielen dem Luftangriff zum Opfer. Auch das Haus von Thomas Helms weist Spuren des Krieges auf. An der Nordseite sind noch deutlich Löcher zu erkennen, die die Granaten- und Bombensplitter in die Fassade geschlagen haben. Auch ein Schrank im Wohnzimmer hat durch einen dieser Splitter einen tiefen Kratzer bekommen. Das Möbelstück steht noch heute im Wohnzimmer direkt an der Baustelle.

Die zweite Brücke, die der Unternehmer noch aus seiner Kindheit kennt, ist 1959 errichtet worden. „Ich erinnere mich noch, wie wir Kinder immer durch die gelochten Metallbleche der Brückenwände geschaut haben. Immer wenn eine Dampflok kam, haben wir uns gefreut, wenn wir von dem Qualm total eingenebelt waren“, erzählt er lachend. Den Lärm, den Bohrer, Bagger und Baufahrzeuge heute beim Bau der inzwischen dritten Brücke abgeben, hört er kaum. „Wir haben bei der Sanierung des Hauses 1997 schon sehr darauf geachtet, Fenster mit hohem Schallschutz einzubauen. Das kommt uns jetzt zugute“, erzählt der 73-Jährige stolz.

Von der Präzision und Qualität der Baugeräte vor seinem Fenster ist er immer wieder beeindruckt. „Als zum Beispiel die beiden riesigen Bohrgeräte die Löcher für die Pfähle hergestellt haben, war ich erstaunt, wie ruhig die Maschine vor unserem Haus arbeitete und wie besonnen der Bauarbeiter sie bediente, sodass kaum Lärm entstand“, schildert Thomas Helms die aufwendigen Tätigkeiten. Nur das Ausschütteln des Bohrgutes war zeitweise trotz der Schallschutzfenster zu hören. Immer wieder schaut er interessiert auf das Baufeld. Inzwischen grüßen die Männer in Orange den Anwohner freundlich. „Durch die Dauer der Arbeiten kennt man sich und wir sprechen ja auch miteinander“, erzählt Thomas Helms.

Beeindruckt zeigt der Verleger die Videos, die er vor kurzem von den Spezialmaschinen im Gleisbau aufgenommen hat. Die Präzision, mit der die Technik mechanische Kräfte an den Schienen ausübt, fasziniert ihn. Gut gefallen haben Thomas Helms ebenfalls die Präsentationen der Bauverantwortlichen zur neuen Brücke und der Kontakt mit Baustellenkümmerer Hugo Klöbzig. „Die Transparenz und die Verbindlichkeit seiner Informationen sind gut und helfen, den Bauprozess zu verstehen und zu akzeptieren.“

maxpress/Steffen Holz