Das neue Zuhause bedeutet großes Glück

Familie Herrmann bot sechs Ukrainern bei sich Obdach und fand eine Wohnung für sie bei der WGS

„Wir helfen.“ Das war Dr. Jörg Herrmann und seiner Frau sofort klar, als der Krieg in der Ukraine begann.
WGS-Kundenbetreuerin Mandy Müller übergab im Juni den Schlüssel zum neuen Zuhause an Serhii Furmann und seine Familie, Foto: mp/Wziontek

Schwerin • „Wir helfen.“ Das war Dr. Jörg Herrmann und seiner Frau sofort klar, als der Krieg in der Ukraine begann. Schnell waren sie sich mit ihren beiden Töchtern Hannah und Julia einig: Sie wollten bis zu drei ukrainischen Geflüchteten in ihrem Haus Obdach bieten und meldeten sich bei einer Hilfsorganisation. Es kam anders als gedacht – eine sechsköpfige Familie zog im April bei ihnen ein.

„Die Organisation hatte ganz vorsichtig nachgefragt, weil wir ja weniger Personen angegeben hatten. Natürlich haben wir überlegt bei so vielen Menschen. Aber es hieß, dass zwei der drei Kinder eine Behinderung haben. Das hat den Ausschlag gegeben“, erzählt der Familienvater, der selbst im medizinischen Bereich arbeitet. Schnell war neben dem Gästezimmer im Keller ebenso das Spielzimmer der Kinder unter dem Dach bereitgestellt. Da die Situation in der Erstaufnahmeunterkunft besonders der 11-jährigen Tochter der Flüchtlingsfamilie zugesetzt hatte, wollten die Herrmanns, dass sie sofort einziehen können.

„Womit wir nicht gerechnet haben, ist, dass die Sechs das Dachzimmer mit Nachdruck ablehnten“, erinnert sich Jörg Herrmann. „Sie wollten unbedingt zusammen schlafen und keinesfalls unter dem Dach. Da fühlten sie sich einfach nicht sicher.“ Die traumatischen Erlebnisse aus ersten Kriegsnächten in Irpin, direkt neben Butscha, wurden auf diese Weise deutlich. Insgesamt waren die Großmutter, Eltern und die drei Kinder sehr zurückhaltend. „Das Gästezimmer hat nur 18 Quadratmeter – natürlich sollte die sechsköpfige Familie unser Wohnzimmer und die Küche mitnutzen“, so Jörg Herrmann. „Lange blieben sie aber für sich vor lauter Schüchternheit.“

Schritt für Schritt fand allerdings Annäherung statt. Sohn Eugene spricht gutes Englisch und übersetzte im Alltag, Mutter Natalia begann, für die gesamte Familie zu kochen und Vater Serhii hat auf einem brachliegenden Stück Garten Gemüse angepflanzt. „Plötzlich können wir Möhren und Lauch ernten“, sagt Dr. Herrmann lachend. „Die Familie hatte eben das dringende Bedürfnis, etwas zurückzugeben.“ Die Kleinste der Familie, die 11-jährige Anna, erholte sich schnell von ihren Infekten. „Während sie beim Einzug nicht mal allein die Treppe zum Keller runtergehen konnte, streift sie inzwischen durch die umliegenden Gärten. Das ist so schön anzusehen.“

Damit Familie Furmann noch besser in Schwerin ankommen kann, nahm Dr. Jörg Herrmann vor einigen Wochen die Wohnungssuche für sie in die Hand. „Viele Stellen reagierten mit Zurückhaltung bei sechs Personen – anders die WGS“, so der Familienvater. „Paul Schröder aus der Neuvermietung sicherte mir Hilfe zu und kümmerte sich zudem um den gesamten Papierkram mit dem Jobcenter.

Das ist mehr als ich erwartet habe und wir sind ehrlich dankbar.“ Am 10. Juni war die Schlüsselübergabe für die 4-Zimmer-Wohnung in der Dr.-Martin- Luther-King-Straße. Eugene bekommt zum ersten Mal ein eigenes Zimmer – das er in der Ukraine ebenfalls bald gehabt hätte. Die Familie hatte dort frisch gebaut, doch der Neubau wurde zerstört. „Wir freuen uns so sehr für sie“, so Jörg Herrmann. „Und wir hoffen, dass wir Kontakt halten werden.“

maxpress/jpl