Die Blickwinkel der Kunst
Dirk Kretzschmar lebt die Leitung des Kulturbüros
Schwerin • Manch einer kennt den 45-Jährigen noch aus dem Ideen- und Beschwerdemanagement der Stadt unter OB Norbert Claussen – heute nehmen ihn die Schweriner aber überall dort wahr, wo Kultur ist. „Und die ist so vielfältig“, sagt Dirk Kretzschmar, der schon als Kind selbst zeichnete und in der Blaskapelle Horn spielte. Was seine Arbeit als Leiter des Kulturbüros ausmacht, braucht deshalb viele verschiedene Blickwinkel.
„Neben der Kunst im öffentlichen Raum geht es da auch ums Konservatorium, das Stadtarchiv, die Bibliothek, den Speicher, das Freilichtmuseum Mueß, das Kulturforum im Schleswig-Holstein- Haus und die Volkshochschule“, zählt Dirk Kretzschmar auf. „Kultur ist ein weiter Begriff. Auch die freie Szene gehört dazu. Ihre Belebung finde ich enorm wichtig.“ Deshalb setzt sich der Leiter des Kulturbüros stetig dafür ein, Fördermöglichkeiten zu finden und zu nutzen.
Und dass mit CITYTOGO.Schwerin nun die Kunst im öffentlichen Raum eine neue Beachtung findet, begeistert ihn sehr. „Die Geschichte der Werke ist in den Hörstücken so leicht verständlich – das finde ich klasse. Alle Schweriner und Touristen werden etwas für sich entdecken können“, so der Kultur-Zuständige. „Wir wollten die öffentlichen Kunststücke schon lange präsenter machen. Jetzt ist uns mit maxpress und der Landeshauptstadt ein toller Aufschlag gelungen und wir wollen CITYTOGO gerne noch weiter ausbauen.“ Sein Lieblingswerk ist übrigens „Der Runde Tisch“ an der Puschkinstraße/ Ecke Großer Moor. „Das Kunstwerk hat eine absolut authentische Geschichte und spielt auf die Zeit der Wende an, in der es am Runden Tisch wirklich viele Diskussionen gegeben hat“, begründet er dies. „Jede Figur im Kunstwerk hat von Künstler Guillermo Steinbrüggen einen eigenen Charakter bekommen.“
Der Rand-Schweriner, der 1976 in Crivitz geboren wurde, erinnert sich noch gut an seine ersten Erlebnisse nach der Wende. Zunächst hatten seine Eltern lange gezögert, das Begrüßungsgeld in Empfang zu nehmen, doch dann hatte es plötzlich geheißen: „Los Jungs, wir machen einen Ausflug!” So quetschten sich die Eltern, der junge Dirk und seine zwei Brüder in den Trabi und es ging nach Mölln. „Dort sind wir mit dem Geld durch die Stadt gelaufen und haben – ungelogen – nichts gekauft“, erzählt Dirk Kretzschmar. „Wir waren so erschlagen vom Angebot und den Farben. Es war die totale Überforderung. Erst auf dem Heimweg, kurz vor der A24, haben wir bei einem Obsthändler so richtig zugeschlagen.“
So prägnant die Erinnerung auch ist – Dirk Kretzschmar will seine DDR-Kindheit mit Schachclub, Fußballturnieren und einem Schüleraustausch in die Partnerstadt Tallinn keinesfalls geschmälert wissen. Heute, im Berufsalltag, bestehen schöne Momente aus einem Griff in die umfassende Plattensammlung. Dann lässt er gerne einmal die Nadel aufs Vinyl sinken.
Im Garten findet der 45-jährige Ehemann und Familienvater ebenso Entspannung, schon vor mehr als 20 Jahren hat er gebaut. „Ich wollte immer ein eigenes Häuschen im Grünen“, erläutert Dirk Kretzschmar. Der „Schweriner on tour“ Ein künstlerischer Beruf kam trotz musischem Talent nicht in Frage. „Die Zeit nach der Wende war turbulent. Man wollte Sicherheit. Also habe ich die Lehre als Verwaltungsfachangestellter bei der Stadt gemacht und bin ihr treu geblieben.
Viele Klassenkameraden von früher mussten Mecklenburg aus beruflichen Gründen verlassen. Ich dagegen bin geblieben.“ Selbst die traditionelle Radtour mit einem guten Freund führt seit zehn Jahren nicht in weite Ferne, sondern durchs Land. „Einmal im Jahr machen wir 300 Kilometer in fünf Tagen. Wir haben Zelt und Isomatte dabei und radeln durch Meck-Pomm.“ Immer dabei und am Körper ist das T-Shirt mit der Aufschrift „Schweriner on tour“. Das Handy verschwindet derweil einfach in der Satteltasche. „Wir machen es morgens und abends einmal an, mehr nicht – einfach herrlich“, schwärmt Dirk Kretzschmar.
maxpress/jpl