Plötzlich war ich in der Praxis

AWO-Migrationsberatung steht Neuankömmlingen in Schwerin mit Rat und Tat zur Seite

Wer in Deutschland Schutz sucht, weil das Leben in seinem Heimatland zu gefährlich geworden ist, muss zahlreiche Formulare ausfüllen, die den Aufenthalt hier ermöglichen. Dabei hilft der Fachdienst Migration mit mehrsprachigen Beratern.
Dr. Jeannot Ekobe berät bei der AWO-Schwerin seit einem Jahr Flüchtlinge in allen wichtigen Angelegenheiten des Lebens, Foto: maxpress

Schwerin • Wer in Deutschland Schutz sucht, weil das Leben in seinem Heimatland zu gefährlich geworden ist, muss zahlreiche Formulare ausfüllen, die den Aufenthalt hier ermöglichen. Dabei hilft der Fachdienst Migration mit mehrsprachigen Beratern. Einer von ihnen ist der Kameruner Dr. Jeannot Ekobe.

Der Mann mit Anzug und freundlichen Lächeln ist 33 Jahre jung und im Jahr 2016 nach München gekommen, um das Fach Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Deutsch, Englisch und Französisch zu studieren. Anschließend promovierte er. 2021 hat sich der junge Mann bei der AWO beworben und berät nun die hier Ankommenden. Jeannot spricht neben seiner Muttersprache Mbo´o, Französisch, Englisch und sehr gut Deutsch.

Als Teil seines Studiums hat der Kameruner ein Buch über Postkolonialismus geschrieben und sich theoretisch auch mit Flucht und Migration beschäftigt. „Durch meine Arbeit bin ich jetzt in der Praxis angekommen und helfe Menschen, die in Deutschland Schutz suchen“, sagt Jeannot Ekobe. Mit viel Fleiß hat er sich im Internet durch den deutschen Paragrafendschungel gelesen und recherchiert.

Auf die Frage, ob er findet, dass Deutschland zu viel Bürokratie hat, sagt er: „Ich sehe es als Vorteil, dass hier alle sozialen Dinge durch Gesetze geregelt sind. Allerdings täte den deutschen Behörden ein wenig mehr Diversität gut.“ So muss Jeannot als Afrikaner gelegentlich erklären, dass es in manchen Städten seiner Heimat keine genauen Adressen gibt.

Ab und zu stellt der promovierte Mann fest, dass ihm Menschen, die in seine Beratung kommen, weniger vertrauen, als Menschen mit weißer Hautfarbe. „Der Afrikaner kann das doch nicht wissen, sagen auch Leute aus Afrika zu mir“, berichtet der promovierte Germanist und lacht dabei. „Mir macht es Freude, den Migranten zu helfen. Wir kümmern uns hier um Menschen jeden Lebensalters und begleiten sie auch gern länger bei der Integration in Schwerin.“

maxpress/sho