IT-Partner wieder am Netz

SIS und KSM meistern den Zieleinlauf nach Cyberangriff und Rückkehr zum Normalbetrieb

Die Zielgrade ist überquert – Es ist geschafft. Seit der Cyberattacke im Oktober 2021 ist ein halbes Jahr vergangen. Gemeinsam hat die SIS im Verbund mit der KSM viele Hürden erfolgreich gemeistert und ist als kommunaler IT-Unternehmensverbund gestärkt
Die Mitarbeitenden der SIS/KSM – vom Systemadministrator bis zum Application Manager – sind nun wieder zum Normalbetrieb zurückgekehrt, Fotos: SIS, maxpress, Philipp Eisermann

Schwerin • Die Zielgrade ist überquert – Es ist geschafft. Seit der Cyberattacke im Oktober 2021 ist ein halbes Jahr vergangen. Gemeinsam hat die SIS im Verbund mit der KSM viele Hürden erfolgreich gemeistert und ist als kommunaler IT-Unternehmensverbund gestärkt aus der Krisensituation hervorgegangen. Die Fachverfahren und Anwendungen, welche die Grundlage für die Dienstleistungen der Verwaltung bilden, sind wieder verfügbar. Nach dem „Marathon mit den Sprintelementen“ sprach die hauspost mit dem KSM-Vorstand Matthias Effenberger, dem Landrat Ludwigslust-Parchim Stefan Sternberg sowie dem Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Schwerin, Rico Badenschier.

hauspost: Herr Effenberger, wie fühlen Sie sich so unmittelbar nach dem Zieleinlauf?
Matthias Effenberger: Ehrlich gesagt: Geschafft und zugleich stolz auf das, was wir im Rahmen der Krise geleistet haben. In den vergangenen sechs Monaten haben wir enorme Kraft in die Wiederherstellung eines sicheren IT-Betriebes für unsere Kunden und Trägerkommunen gesteckt. Die vielfältigen Hürden haben gezeigt wie wichtig es ist, zusammenzuhalten und gemeinsam nach vorne zu blicken. Einen großen Dank möchte ich an die Mitarbeiter aussprechen. Sie alle haben über ihre Arbeitszeit hinaus sehr viel Zeit und Engagement investiert.

hauspost: Sowohl für die Bürger als auch für Ihre Verwaltungsmitarbeitenden hatte die Krisensituation weitreichende Auswirkungen. Herr Dr. Badenschier, Herr Sternberg: Was waren die größten Herausforderungen?
Rico Badenschier: Auf Basis unserer Notfallstrategie mussten wir zunächst etliche Sofortlösungen für unsere Bürgerservices aufbauen. In enger Abstimmung mit unseren Fachdiensten wurde mit Hochdruck an Alternativangeboten für die Schweriner gearbeitet, zum Beispiel mit klassischen Papierformularen oder durch die Inanspruchnahme von Amtshilfen anderer Einrichtungen. Darüber hinaus musste in kritischen Bereichen, wie etwa bei den Sozialleistungen, der Zahlungsverkehr aufrechterhalten werden. Hervorzuheben ist, dass wir lediglich an zwei Tagen schließen mussten und in kürzester Zeit mit den forensischen Untersuchungen der PCs und Notebooks begonnen wurde.
Stefan Sternberg: Wie in jeder Krisensituation galt es, die nötige Ruhe zu bewahren. Informationsflüsse mussten aufgebaut und Priorisierungen vorgenommen werden – von Anfang an standen wir in enger Abstimmung mit dem Krisenstab der SIS/KSM. Dabei konnten wir uns auf das Know-how unserer Fachleute verlassen, welche im direkten Austausch mit den hinzugezogenen Cyber-Spezialisten standen.
Rico Badenschier: Nicht zu vergessen waren natürlich die zusätzlichen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Anforderungen an das dezentrale Arbeiten im Homeoffice.
Stefan Sternberg: Und auch anderen aktuellen Situationen, wie etwa der Schweinepest, musste Rechnung getragen werden. Zeitweise hatten wir verwaltungsseitig drei Krisenstäbe eingerichtet.

hauspost: Wie schätzen Sie als Landrat beziehungsweise Oberbürgermeister die Zeit der Krisenbewältigung ein? Welche Konsequenzen haben Sie abgeleitet?
Stefan Sternberg: Ich verstehe natürlich den Unmut der Bürger, als Leistungen nicht wie gewohnt zur Verfügung standen und es zu Verzögerungen gekommen ist. Dennoch ist es uns zügig gelungen, Notlösungen aufzubauen und auch die Dienstleistungen wieder an den Start zu bekommen.
Rico Badenschier: Das kann ich nur bestätigen. Die Krise hat uns zudem gezeigt, wie hoch unser Digitalisierungsgrad mittlerweile ist. Digitalisierte Prozesse sind in vielen Bereichen der Verwaltung nicht mehr wegzudenken, die papierlose Nutzung von Serviceleistungen hat einen hohen Stellenwert bekommen. Viele kommunale Leistungen erfordern dahingehend hochmoderne IT-Systeme mit vielen technischen Hürden und Abhängigkeiten. Dementsprechend müssen wir unsere IT-Notfallstrategie konsequent fortschreiben.

hauspost: Eine Frage, die immer wieder im Raum steht: Haben Sie zu wenig in die IT-Sicherheit investiert, Herr Effenberger?
Matthias Effenberger: Nein. Das Thema IT-Sicherheit nimmt seit Jahren einen enorm hohen Stellenwert bei uns ein und wir haben jedes Jahr viel Geld in moderne Sicherheitsinstrumente investiert. Als kommunaler IT-Dienstleister verfügen wir über eine ausgeklügelte und gut abgesicherte IT-Landschaft und entsprechende Sicherheitssysteme. Dennoch ist hunderprozentige Sicherheit unmöglich und wir befinden uns immer im Wettlauf mit potentiellen kriminellen Angreifern.

hauspost: Gibt es schon abschließende Erkenntnisse zu möglichen Datenabflüssen, den Tätern und der konkreten Schadenhöhe?
Matthias Effenberger: Ein Datenabfluss aus kommunalen Fachanwendungen wurde im Rahmen der Forensik nicht festgestellt. Die Methodik der Täter ist unter „DeepBlue- Magic“ bekannt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern nach wie vor an. Die Aufbereitung der Schadenhöhe beziehungsweise der Kosten zur Wiederherstellung ist noch nicht abgeschlossen.

SIS/KSM

Oberbürgermeister Rico Badenschier

Landrat des Landkreises Ludwigslust-Parchim, Stefan Sternberg

Matthias Effenberger, KSM-Vorstand