Leerer Alter Garten?

Ideen zwischen stiller Schönheit und lautem Markttreiben

Der Gefangenenchor aus der Oper Nabucco war hier zu hören, DEFA-Indianer Gojko Mitic gab hier den Alexis Sorbas oder das öffentlich-rechtliche Fernsehen baute während der Bundestagswahl im vergangenen Jahr eine temporäre Sendezentrale auf.
Unverstellter Blick vom Alten Garten auf das Museum, Foto: maxpress

Schwerin • Der Gefangenenchor aus der Oper Nabucco war hier zu hören, DEFA-Indianer Gojko Mitic gab hier den Alexis Sorbas oder das öffentlich-rechtliche Fernsehen baute während der Bundestagswahl im vergangenen Jahr eine temporäre Sendezentrale auf. Der Platz mit dem schönen Blick auf die Sehenswürdigkeiten Schwerins hatte schon viele Gesichter – buchstäblich auch, als der Bildhauer Peter Lenk 1996 dort mit Statuen nackter Menschen in obszönen Posen provozierte. Nun,wo sich das Mecklenburgische Staatstheater gegen die Schlossfestspiele auf dem historischen Platz entschieden hat, droht die künstlerisch genutzte Seite des Areals zu verblasssen. Das ist gut so, finden die einen. Der Platz muss mehr genutzt werden, finden die anderen.

„Während der Schlossfestspiele war der Alte Garten mehrere Monate zugestellt und die Straßen ringsherum immer wieder gesperrt“, sagen Befürworter der Ruhe auf dem Platz. Die Stadtvertretung ist sich uneins, was auf dem Alten Garten passieren soll. Die SPD- Fraktion ist nach der vergangenen Stadtvertretersitzung enttäuscht über die Ablehnung ihres Antrages. „Warum die Entwicklung von Ideen zur Nutzung gemeinsam mit dem Staatlichen Museum Schwerin und dem Mecklenburgischen Staatstheater keine breite Zustimmung findet, ist mir schleierhaft. Auch im Sinne einer bürgerfreundlichen Gestaltung unserer öffentlichen Plätze hätte ich ein anderes Ergebnis zu unserem Antrag erwartet“, heißt es von der SPD-Stadtfraktionsvorsitzenden Mandy Pfeifer. Warum sich die Politiker in dieser Sache nicht einig sind, könnte daran liegen, dass das Gelände dem Land und eben nicht der Stadt gehört. Warum sollte die Stadt Konzepte für Nutzungen entwickeln, deren Umsetzung immer eine Genehmigung des Eigentümers, also des Landes, erfordert?

„Soweit die Stadt eine Veranstaltung auf dem Alten Garten plant, fragen wir beim Land zur Nutzungsmöglichkeit an. Das ging bisher immer einvernehmlich“, sagt Schwerins Baudezernent Bernd Nottebaum. „Nur die Vergabe der Fläche für einen zweiten Weihnachtsmarkt erfolgte ohne städtische Zustimmung. Wir haben gegenüber dem Land deutlich artikuliert, dass Schwerin keinen zweiten Weihnachtsmarkt verträgt. Daher gehe ich davon aus, dass die Fläche in diesem Jahr dafür nicht mehr zur Verfügung gestellt wird“, erläutert Nottebaum die unerfreulichen Erfahrungen mit Aktivitäten auf dem Areal. Die CDU-Stadtfraktion ist, was die Nutzung des Platzes angeht, eher vorsichtig. „Der Alte Garten braucht keinen Aktionismus“, meint Silvia Rabethge, stellvertretende Vorsitzende der CDU/FDP-Fraktion und fügt hinzu: „Der Alte Garten selbst ist aber auch ein Denkmal, das man als solches durchaus wirksam werden lassen sollte. Er ist in seiner ursprünglichen Form einer der schönsten Plätze der Stadt, steht den Bürgerinnen und Bürgern sowie ihren Gästen offen und wird vielfältig genutzt – zuletzt bei Demonstrationen für die Ukraine, eine Veranstaltung des Theaters oder fast täglich von Boule-Spielern. Weiteres ist möglich.“ Auch im Hinblick auf die Welterbe- Anerkennung Schwerins ist die CDU/FDP-Fraktion eher vorsichtig mit der Entwicklung von Nutzungskonzepten.

Einer, der den Platz wie seine Westentasche kennt, ist Schauspieler Martin Neuhaus. In der Debatte um das von der SPD-Fraktion geforderte Konzept sagte er: „Ich verstehe nicht, was dieser Antrag soll.“ Damit meint er, dass auch ohne städtisches Konzept genug außergewöhnliche Dinge – wie zum Beispiel das Ballett der Straßenkehrmaschinen – auf dem Platz geschehen.

maxpress/sho