Bücher sind ihr Volltreffer
Grit Wilke ist eine Frau voller Kreativität und Gestaltungsdrang
Schwerin • Wer Grit Wilke beim Reden über ihre Arbeit zuhört, merkt schnell die Begeisterung in ihrer Stimme. Das Lesen und die Bücher haben es ihr angetan und das nicht erst seit gestern. Als Leiterin der Stadtbibliothek hat sie großen gestalterischen Freiraum und setzt mit ihrem Team viele Ideen um. Kreativität ist nämlich genau ihr Ding. Privat ist sie mit der eigenen Kamera unterwegs und stets auf der Suche nach spannenden Motiven, auch wenn sie mit dem Wohnmobil auf Reisen geht.
Woher ihre große Freude am Lesen kommt, ist für Grit Wilke ganz klar: „Meine Großmutter hat im Buchhandel gearbeitet und war bestens informiert. Ich habe die Bücher, die sie mir mitgebracht hat, regelrecht verschlungen.“ Später in der Schulzeit war sie in der AG Literatur aktiv und hat gerne viel Zeit mit dem Schmökern verbracht. „Die Literatur zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben“, sagt die 54-Jährige. Dabei war es gar nicht sicher, dass sie später auch mit Büchern arbeiten würde. „Mein Berufswunsch in der achten Klasse war es, Schrift- und Plakatmalerin zu werden. Das hat mich sehr gereizt, denn Kreativität und Gestaltung war schon damals genau meins.“ Später hat sie sich gegen diesen selten gewordenen Beruf entschieden und sich umorientiert. Grit Wilke widmete sich lieber auch beruflich den Büchern und ging zu ihrer heutigen Arbeitsstelle. „Das war 1984. Da ist die Stadtbibliothek gerade in das Perzina-Haus in der Wismarschen Straße umgezogen. Ich freu mich immer noch, dass ich damals genommen wurde. Das war der Volltreffer für mich.“
Den praktischen Teil ihrer Ausbildung zur Facharbeiterin für Bibliothekswesen hat sie hier absolviert. Für den theoretischen Teil haben sich alle Lehrlinge aus der DDR in Sondershausen getroffen. „Wir hatten dort in Thüringen unseren Berufsschulunterricht in einem Schloss. Das war eine wirklich schöne Zeit“, erzählt die Frau mit dem sympathischen Lachen. Nach einem Jahr im Job ist Grit Wilke für das Studium zur Diplom-Bibliothekarin nach Leipzig gezogen. Dort verbrachte sie die aufregenden Jahre der Wendezeit. „Ich habe die Proteste und Menschenansammlungen an der Nikolaikirche mitbekommen. Da hat sich gesellschaftlich viel verändert. Vor allem die Studien- und Lerninhalte haben wir als Studierende infrage gestellt, gerade auch in Bezug zur russischen Literatur“, erinnert sie sich.
Zurück in der Landeshauptstadt stieg sie wieder bei der Stadtbibliothek ein und ist ihr bis heute treu geblieben. Was gefällt ihr an ihrer heutigen Arbeit? „Der Bereich der Öffentlichkeitsarbeit nimmt einen großen Raum ein und beinhaltet viele Aufgaben. Da kann ich meine Kreativität einbringen. Gerade jetzt zum Jubiläumsjahr planen mein Team und ich Veranstaltungen oder organisieren eine Ausstellung zur Geschichte der Stadtbibliothek.“ Bei diesen vielfältigen Tätigkeiten bleibt nicht viel Zeit, um selbst zu lesen. „Ich versuche es schon, aber in diesem Jahr mit dem 100. Geburtstag der Bibliothek komme ich leider nicht so sehr dazu.“
Als Ausgleich zu ihrem abwechslungsreichen Job fotografiert Grit Wilke gerne. Ihre Kamera hat sie immer dabei, um im Alltag nach besonderen Fotomotiven Ausschau zu halten. „Wo andere Menschen vorbeigehen, schaue ich gerne zweimal hin. Mich interessiert das, was vielleicht häufiger übersehen wird.“ Die klassischen touristischen Motive kommen ihr nicht vor die Linse – auch nicht, wenn sie im Urlaub komplett abschalten möchte. Dann ist sie lieber mit dem Wohnmobil unterwegs und fährt ins Grüne, besser gesagt: ihr Mann Rainer. „Er hat mich schon öfters versucht dafür zu motivieren“, erzählt Grit Wilke lachend. „Wir sind viel in Skandinavien unterwegs und wenn ich an die kurvenreichen Straßen an Norwegens Fjorden denke, muss ich das wirklich nicht haben.“ Ihr ist es wichtig, die neuen Eindrücke beim Reisen zu genießen. „Ich mag diese Momente der Ruhe, das entschleunigt so schön“, sagt sie. Spätestens in diesen Augenblicken greift Grit Wilke, auch im Jubiläumsjahr, zu einem Buch und genießt ihre große Leidenschaft.
maxpress/Matti Kruck