Erstes Childhood-Haus zum Schutz von Kindern in Mecklenburg-Vorpommern eröffnet
30 Jahre UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland
Schwerin • Der 5. April 2022 ist ein besonderer Tag für den Kinderschutz in Deutschland: Vor genau 30 Jahren trat in der Bundesrepublik die UN-Kinderrechtskonvention in Kraft. Sie garantiert allen Kindern das Recht auf Schutz, gewaltfreies Aufwachsen, Bildung und Entwicklung. Die Landeshauptstadt nimmt diesen Tag zum Anlass, das erste Childhood-Haus in Mecklenburg-Vorpommern zu eröffnen.
Die Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, welche sexuelle und andere Formen von Gewalt miterleben oder erdulden mussten, entstand mit Unterstützung der schwedischen World Childhood Foundation. Ziel des ist es, betroffenen Kindern und Jugendlichen aus der Landeshauptstadt Schwerin sowie den Landkreisen Nordwestmecklenburg und Ludwigslust-Parchim einen Ort zu bieten, wo sie sich sicher und verstanden fühlen dürfen und ihr Wohlbefinden im Vordergrund steht.
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig hat die Schirmherrschaft für das Childhood-Haus Schwerin übernommen. Oberbürgermeister Schwerin Rico Badenschier hat die ambulante Einrichtung am Dienstag im Beisein von Landesjustizministerin Jacqueline Bernhardt eröffnet. Königin Silvia von Schweden wandte sich als Gründerin der Childhood-Stiftung zur feierlichen Eröffnung mit einer Videobotschaft an die Landeshauptstadt: „Hier zeigt sich, wie eine Stadt mit klarem Fokus zum Wohl der Kinder in unserer Gesellschaft, Entwicklungen und Kooperationen ermöglicht und wieviel in kurzer Zeit geschafft werden kann. Meine Hochachtung!“
„Der heutige Tag ist ein Meilenstein für den Kinderschutz in Schwerin“, sagte Oberbürgermeister Badenschier anlässlich der Eröffnung. Das Schweriner Haus ist das siebte Childhood-Haus in Deutschland und der erste Standort in Mecklenburg-Vorpommern. Hier werden die Ziele des Childhood-Hauses in eigens dafür umgebauten Räumlichkeiten in der Friesenstraße 29 mit geschultem Fachpersonal umgesetzt.
„Die gerichtliche Aufarbeitung von Straftaten kann für die Betroffenen mit einer erneuten Traumatisierung einhergehen. Erst recht, wenn sich Befragungen und Begutachtungen durch die unterschiedlichen Akteure aus Justiz, Polizei, Medizin und der Jugendarbeit zeitlich und terminlich in die Länge ziehen. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen, die Gewalt erleiden mussten, finden jetzt in Schwerin an einem geschützten Ort eine adäquate und ganzheitliche Unterstützung,“ erläutert der Oberbürgermeister die Arbeit dieser im Land Mecklenburg-Vorpommern bislang einmaligen Einrichtung.
Das Childhood-Haus ist eine kinderfreundliche, interdisziplinäre Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche. In Trägerschaft der Landeshauptstadt Schwerin wird hier eine altersgerechte, multiprofessionelle Beratung, Versorgung und rechtliche Fallabklärung in kindgerechtem Umfeld angeboten. In diesem Kinderschutzhaus arbeiten zukünftig verschiedene Professionen der Rechtsmedizin sowie der Kinder- und Jugendmedizin, der Polizei und Justiz, des Jugendamtes und der Kinder- und Jugendpsychotherapie zusammen.
Bei Bedarf werden im geschützten Rahmen medizinische und forensische Untersuchungen durchgeführt und Vernehmungen durch die Polizei oder die Ermittlungsrichterin gerichtsfest aufgezeichnet. „Alle erforderlichen Untersuchungen, Vernehmungen und Beratungen werden im Childhood-Haus zeitlich koordiniert und in altersgerecht gestalteten Räumen durchgeführt, um eine erneute Traumatisierung bei den Kindern und Jugendlichen sowie Verzögerungen in den Abläufen zu vermeiden“, erläutert Nadine Schirrmacher, die als Mitarbeiterin des Schweriner Jugendamtes künftig das Fall-Management im Childhood-Haus übernimmt.
Die Landeshauptstadt Schwerin schließt damit auch eine Lücke in der Aufarbeitung von Straftaten. Oberbürgermeister Rico Badenschier dankte der World Childhood Foundation und den Netzwerkpartnern aus Justiz, Polizei, Medizin und der Jugendarbeit für die großartige Zusammenarbeit und Unterstützung, ohne die das Kinderschutzhaus nach der mehr als zweijährigen Planungs- und Vorbereitungsphase nicht möglich gewesen wäre.
Pressestelle LHS