Kommentar April 2022: Feierlaunige Generation
Liebe Leserinnen und Leser,
Jugendliche wollen feiern, das ist nur nachvollziehbar. Und sie hatten es in den vergangenen zwei Jahren dahingehend nicht einfach. Tanzen und Treffs in großen Gruppen waren kaum möglich – klar, dass sich junge Menschen Nischen suchen, um zusammenzukommen, zum Beispiel an öffentlichen Plätzen. Doch muss das so bleiben, wo jetzt nach und nach Jugendclubs wieder öffnen und die Disko erlaubt ist? Wieviel Beaufsichtigung und wieviel Freiraum sind angemessen? Ich erinnere mich noch an meine Schulzeit: Der gemietete Partyraum lag damals an der Bundesstraße zwischen Grabow und Ludwigslust, fernab des städtischen Lebens und ohne Aufsicht. Bei manchen Eltern löste das einige Sorgenfalten aus, aufgrund der Abgeschiedenheit.
Für uns war es aber die beste Möglichkeit zu feiern, auch wenn es im Nirgendwo lag. Der Lebenshunger junger Menschen verdient aus meiner Sicht mehr Beachtung. Der Paulskirchenkeller und das Jugendhaus Lankow zeigen ja, dass Jugendliche Angebote unter Aufsicht durchaus annehmen, wenn sie aktiv mitwirken dürfen. Mit Blick auf die ausufernden Feiern in reiner Eigenregie bleibt die Frage: Wieviel Verantwortung können Jugendliche tragen und wo müssen wir ihnen dafür Raum geben?
Gut überlegt, kann dann vieles funktionieren, schließlich zeigt sich der Wunsch nach Mitgestaltung auch im Kampf für das Klima und eine gerechtere Zukunft. Jugendliche wertzuschätzen, die ihre Wünsche nach Freizeit und Kultur erfüllt sehen möchten, wäre ein wichtiger Schritt für einen respektvollen Austausch in Schwerin. Ich habe in jedem Fall Vertrauen in die Jugend.
Herzlichst,
Ihr Matti Kruck