Feierlaunige Generation zieht los
Räume zur freien Entfaltung statt weitere Jugendclubs sind gefragt
Schwerin • „Wo können wir hin?“ Jugendliche in Schwerin hatten es in den vergangenen Monaten nicht immer einfach. Diskotheken waren geschlossen, Treffen in der Gruppe teilweise verboten. In der Konsequenz machen sie öffentliche Plätze zu ihrer eigenen Chillout-Zone. Anwohner wiederum haben dabei keine Chance zu entspannen und beschweren sich bei der Stadt.
Musik von den schwimmenden Wiesen schallt über das Wasser zu den Häusern. Pizzaschachteln und leere Flaschen bleiben liegen. Auch an der Ziegelseepromenade, am Lankower See, vor dem Mecklenburgischen Staatstheater oder im Schlossgarten ist es laut. Die Jugendlichen finden seit Monaten draußen viele Orte, um sich ungestört zu verabreden – und stören dabei andere. Lärm ist dabei noch das kleinere Übel. Wesentlicher ist, dass sie Müll zurücklassen oder Plätze beschädigen. Bei den Ansammlungen im Schlossgarten traten Jugendliche Blumenbeete kaputt und im Garten einer Kita zerstörten sie ein Holzspielhaus. In den Spielflächen für Kinder lagen sogar Scherben. Einige Minderjährige tranken Alkohol, die Polizei sprach auch Platzverweise aus.
Bei den Treffen von teilweise mehreren hundert Teilnehmern ist die Zahl derer, die sich falsch verhalten, zwar gering. Trotzdem entsteht dadurch ein negatives Bild von den jungen Leuten. „Die Situation ist durchaus problematisch“, sagt der Dezernent für Jugend, Soziales und Kultur, Andreas Ruhl. „Und damit sind wir in Schwerin nicht allein. Anderen Städten in MV geht es ähnlich. Beschwerden häufen sich und wir müssen dem begegnen.“ So gab es bereits einen Austausch von Jugendamt, Polizei, Ordnungsamt, Straßensozialarbeitern, Stadtjugendring und Theater mit den jungen Menschen.
Im Finanzhaushalt 2022 sind zudem für den Bereich Jugend Mittel in Höhe von etwa 4,5 Millionen Euro vorgesehen. Schon vor zwei Jahren sind die Investitionen erhöht worden. „Somit sind wir in der Jugend- und Jugendsozialarbeit gut im Landesvergleich aufgestellt“, so Andreas Ruhl. Allerdings stellt er fest, dass über den Einsatz der finanziellen Mittel durchaus noch Diskussionsbedarf besteht, denn: „Wir bekommen Signale, dass weitere Angebote wie Jugendclubs gar nicht gewünscht werden. Räume mit Möglichkeiten zur freien Entfaltung sind eher gefragt“, erläutert Andreas Ruhl weiter. Wie exakt diese aussehen und umgesetzt werden können, ist dabei noch nicht klar.
maxpress/Matti Kruck
Hannah, Schülerin aus Schwerin, wünscht sich mehr Freiräume:
Ich finde es ganz wichtig, dass die Orte für junge Menschen gestärkt werden. In unserem Jugendtreff habe ich es gemerkt, als es zu wenige Straßensozialarbeiter gab. Es fehlen dann Menschen, die uns zuhören und unterstützen. Ich denke, Möglichkeiten mal unter sich zu sein und sich von den Erwachsenen frei zu machen, wären gut. Dann würden sich Jugendliche hier auch wohler fühlen. Man merkt einfach, dass Schwerin eine Stadt für ältere Menschen ist.
Levke, Schülerin aus Schwerin, möchte mehr Kulturangebote:
Es gibt viel mehr Möglichkeiten in der Stadt für Erwachsene als für Jugendliche, das finde ich sehr schade. Diese Veranstaltungen sind einfach nicht so attraktiv. Mir würden Kulturevents für junge Menschen gefallen. Auf der Freilichtbühne kann ich mir das im Sommer sehr gut vorstellen. Wenn es warm ist, chille ich gerne mit Freunden draußen, aber im Winter geht das schlecht. Dann gibt es wenige Alternativen zum Ausgehen. Da wünsche ich mir ein größeres Angebot.
Svea, aus Schwerin, fehlen Open-Air-Events:
Aus meiner Sicht gibt es leider kein gutes Angebot für junge Menschen in Schwerin. Neben größeren beruflichen Perspektiven mit einer Uni braucht es vor allem Open-Air- Veranstaltungen. Vor einigen Jahren gab es ein großes Festival mit elektronischer Musik auf den schwimmenden Wiesen und der Marstallhalbinsel. Es wäre schön, wenn im Sommer wieder mehr los ist und man tanzen und Spaß haben kann. Zu den Schlossfestspielen gehen keine jungen Leute.