Theater vor dem Staatstheater

Im Gespräch mit feiernden Jugendlichen bekommen unterschiedliche Meinungen eine große Bühne

Für junge Menschen ist das Mecklenburgische Staatstheater zuletzt ein beliebter Ort zum Feiern geworden. Dabei standen nicht die Vorstellungen auf der Bühne im Fokus, sondern Versammlungen vor dem Gebäude.
Theaterpädagogin Ronja Kindler, Foto: maxpress

Altstadt • Für junge Menschen ist das Mecklenburgische Staatstheater zuletzt ein beliebter Ort zum Feiern geworden. Dabei standen nicht die Vorstellungen auf der Bühne im Fokus, sondern Versammlungen vor dem Gebäude. Die abendliche Lautstärke und hinterlassener Müll sorgten für Unmut bei Anwohnern und Vorstellungsgästen. Theatermitarbeiterinnen gehen nun aktiv auf die jungen Feiernden zu, um Vorverurteilungen zu vermeiden und sich der schon länger andauernden Situation anzunehmen.

„Für uns war klar, dass wir die Jugendlichen nicht einfach wegschicken wollen. Es braucht den Dialog, um zu wissen, was für sie wichtig ist und was sie benötigen“, sagt Theaterpädagogin Ronja Kindler. Gemeinsam mit Straßensozialarbeiter Felix Behnert war sie abends unterwegs und kam mit den Jugendlichen ins Gespräch. Dabei zeigte sich, dass die Feiernden durchaus das eigene Verhalten kritisch hinterfragen. Trotzdem bleibt der Wunsch, einen Platz zu haben, an dem sie laut sein können – ohne Anwohner zu stören. Jule Meiburg, die derzeit ihr Freiwilliges Soziales Jahr am Theater absolviert, versucht die Gleichaltrigen über weitere Kanäle zu erreichen.

„Einige Leute, die sich treffen, kenne ich auch. Daher war es ganz unkompliziert, in den Austausch zu kommen“, erzählt die Theatermitarbeiterin. „Die jungen Leute wollen nichts Ungewöhnliches. Sie hätten gerne einen Ort draußen, an dem sie nicht vertrieben werden und der trocken und sicher ist.“ Diese fehlen laut den Jugendlichen in der Landeshauptstadt. Um möglichst viele Meinungen einzuholen, hat Jule Meiburg eine Umfrage gestartet. „Das hat wirklich gut geklappt. Über Social Media hat sich mein Aufruf schnell verbreitet und ich habe rund 150 Antworten bekommen“, sagt die FSJlerin.

„Natürlich kann man nicht von den Jugendlichen als einheitliche Gruppe sprechen, dafür sind ihre Ansichten zu unterschiedlich. Aber viele von ihnen beteiligen sich, einige Andere erreichen wir sicherlich nicht.“ Neben dem Kontakt zu den Jugendlichen herrscht nun auch ein Austausch zwischen Vertretern von Stadt, Polizei, Straßensozialarbeit, Stadtjugendring und Anwohnern. „Unser Gesprächsformat ‚Reden hilft!‘ im Februar war ein guter Beginn. Das Thema der Räume für junge Menschen sollte in unserer Gesellschaft aber noch intensiver diskutiert werden“, sagt Theaterpädagogin Ronja Kindler. Nun lautet das Ziel, weiter im Austausch zu bleiben und für Verbesserungsmöglichkeiten der Situation zeitnah eine geeignete Lösung zu finden.

maxpress/Matti Kruck

Jule Meiburg absolviert derzeit ihr Freiwilliges Soziales Jahr am Theater, Foto: maxpress