Eine Premiere in der Wallstraße

Nach umfassender Netzplanung baut SAE komplexes Leitungssystem unter Eisenbahnschienen

Die Verlegung der neuen  Mischwasserleitung in der Wallstraße gehört zu den spektakulärsten Bauarbeiten der Schweriner Abwasserentsorgung. Durch einen Medienkanal entsorgen künftig zwei Rohre bedarfsabhängig ein vom Gefälle her kompliziertes Einzugsgebiet
Mitten in der Baustelle befindet sich ein Pumpwerk, Fotos/Grafiken: maxpress/ba/iw, WAG

Schwerin • Die Verlegung der neuen Mischwasserleitung in der Wallstraße gehört zu den spektakulärsten Bauarbeiten der Schweriner Abwasserentsorgung. Durch einen Medienkanal entsorgen künftig zwei Rohre bedarfsabhängig ein vom Gefälle her kompliziertes Einzugsgebiet.

Im Rahmen des Brückenneubaus in der Wallstraße entsteht ein einzigartiges Leitungssystem für Abwasser und Niederschläge. In einem Medienkanal erfolgt künftig die Entwässerung eines großes Einzugsgebietes. Das Gefälle lässt hier nur eine Entwässerungsrichtung zu. Und die führt zur Eisenbahnbrücke in der Wallstraße. „Hier liegt die Entwässerung unter den Gleisen. Wegen der Absenkung der Schienen müssen auch die neuen Leitungen tiefer in den Boden, um die Gleisanlagen zu queren“, erklärt Christina Rutkowski von der WAG. Dafür entsteht ein Medienkanal. „Das ist ein begehbares Bauwerk aus Beton. Konsolen an der Wand tragen die Leitungen.“

Der geplante Düker (Zeichnung unten) muss, anders als Leitungen im Freigefälle, öfter gereinigt und dabei dann auch entleert werden. Das ist nur an der tiefsten Stelle möglich. Um die Verkehrsbeeinträchtigungen möglichst gering zu halten, befindet sich dieser Punkt westlich der Brücke. Hieraus ergibt sich dann die in Teilen ansteigende Fließrichtung, welche die Betriebsweise nicht beeinträchtigt. Der Zugang zu diesem System erfolgt über zwei Schächte mit einer Tiefe von zehn Metern. Das Entsorgungsgebiet rund um die Wallstraße hat den Planern durchaus Kopfzerbrechen bereitet. „Für das Kanalnetz sind Erweiterungsmaßnahmen notwendig. Durch spezielle Berechnungen haben wir diese ermittelt und setzen sie nun um.“ Die Beanspruchung der Ableitungs- systeme steigt durch veränderte Wetterverhältnisse. „Grundsätzlich ziehen wir zwei Belastungsoptionen in Betracht“, erklärt Christina Rutkowski. Ist es relativ trocken, fällt durchschnittlich eine Ableitungsmenge von 8,3 Litern pro Sekunde an. Im Fall von Starkregen, dieser bemisst sich nach einem fünfjährigen Mittel, erhöht sich die Menge auf mehr als 430 Liter pro Sekunde und damit auf das 50-fache.

An die Stelle des rund 130 Jahre alten Rohres treten künftig zwei Leitungen. Eine kleinere „übernimmt“ den Normalbetrieb und entsorgt Schmutzwasser sowie normale Niederschlagsmengen. Eine größere geht automatisch in Betrieb, wenn lang anhaltender oder starker Regen auftritt. Bei diesem Vorhaben reicht die Schmutzwassermenge jedoch nicht, um den ansteigenden Abfluss vollständig zu realisieren. Eine automatische Spüleinrichtung kommt daher zum Einsatz. „Die Planungen für dieses Bauvorhaben waren eine spannende Herausforderung. Die Ableitung muss den historischen Vorgaben zur Fließrichtung folgen, weil das Einzugsgebiet keine andere Lösung zulässt“, erklärt die Baubetreuerin (Zeichnung,unten). Aktuell befindet sich übrigens inmitten des Baubereichs ein Pumpwerk. Es trägt zur sicheren Entsorgung des gesamten Gebietes während der Bauarbeiten bei.

maxpress/Barbara Arndt

Netz exakt planen

Schwerin • Ausgangspunkt für eine zukunftssichere Modellierung sind neben der prognostizierten Menge an Abwasser und Niederschlägen auch weitere Parameter: So kommt topografischen Besonderheiten eine bedeutende Rolle zu, die beispielsweise die Ableitung im freien Gefälle nicht immer zulassen und andere bauliche Maßnahmen erfordern. Eine wichtige Rolle spielt auch die Größe des Einzugsgebietes (Karte oben). Ingenieure berechnen mit speziellen Programmen dafür die Dimensionierung der Leitungssysteme, berücksichtigen unterschiedlich stark anfallende Regenmengen und planen die neue Infrastruktur.